Druckartikel: Braucht die Coburger Feuerwehr Licht?

Braucht die Coburger Feuerwehr Licht?


Autor: Simone Bastian

Coburg, Freitag, 26. Februar 2016

Einige vergleichsweise kleine Positionen im städtischen Investitionsplan führten zu einer längeren Diskussion - und zu Verstimmungen.
Der Lichtmastanhänger der Feuerwehr Coburg stammt aus dem Jahr 1976. Die Feuerwehr beantragte Ersatz - und soll dem Stadtrat nun belegen, dass sie das Gerät braucht. Foto: Feuerwehr Coburg


Dieser Posten mit einem Betrag von 55 000 Euro fand sich im Mittelfristigen Investitionsprogramm (Mip), zusammen mit einem neuen Mehrzweckfahrzeug (75 000 Euro) und einem Kommandofahrzeug (60 000 Euro).
Keins dieser Fahrzeuge soll noch in diesem Jahr beschafft werden, und es sind auch nicht die einzigen, die zur Wiederbeschaffung anstehen: Im Mip finden sich außerdem ein Gerätewagen Gefahrgut (400 000 Euro, 2017) und ein Gerätewagen Atemschutz/Strahlenschutz (350 000 Euro, 2018). Auch diese beiden Fahrzeuge sollen ersetzt werden: Der vorhandene Gerätewagen Gefahrgut stammt aus dem Jahr 1993, der Gerätewagen Atemschutz ist Baujahr 1992. Der Lichtmast-Anhänger bringt es inzwischen auf 40 Jahre, aber er werde nie gebraucht, wie Völker in der Sitzung argumentierte.



Ihm widersprach sein Fraktionskollege Maximilian Forkel (Junge Coburger): Wie oft ein Feuerwehrfahrzeug genutzt wurde, sei egal, wenn es nur ein Leben gerettet habe. "Mir ist nicht bekannt, dass ein Lichtmast ein Menschenleben gerettet hat", konterte Völker. Die Feuerwehr verfüge über Fahrzeuge mit Lichtmasten; bei Großeinsätzen sei oft auch das Technische Hilfswerk vor Ort und sorge für Beleuchtung, kurz: Völker wollte den Posten streichen.

In einem Gespräch vorab hatte Ordnungsamtsleiter Kai Holland zugesagt, dass der Bedarf geprüft werde. Aber dafür habe die Zeit bis zur Stadtratssitzung nicht gereicht, und überhaupt sei der Lichtmast-Anhänger doch erst 2017 vorgesehen, argumentierte Holland. Stadträtin Monika Ufken (SPD) schlug daraufhin vor, den Posten vorläufig aus dem Mip zu streichen, den Bedarf zu prüfen und dann neu zu entscheiden. So geschah es; die Ansätze fürs Mehrzweckfahrzeug und das Kommandantenfahrzeug wurden gekürzt.

Stadtbrandrat Ingolf Stökl, der die Stadtratssitzung im Zuschauerraum verfolgte, kam nicht zu Wort. Um Menschenrettung gehe es beim Lichtmast-Anhänger sicherlich nicht, sagte er dem Tageblatt. "Aber auch Bergen und Schützen sind Aufgaben der Feuerwehr." Der Lichtmast komme dann zum Zug, wenn über längere Zeit ein Einsatzort ausgeleuchtet werden müsse, zum Beispiel an Unfallstellen oder bei der Bergung der Leiche an der Lauter. Auch beim Sambafest war der Lichtmast im Einsatz, um den Hofgarten auszuleuchten - der Sicherheit und Ordnung halber. "Bei solchen Einsätzen werde ich kein Löschfahrzeug binden, das für akute Menschenrettung gebraucht wird", betonte Stökl.

Was die Beträge angehe, die im Mip vorgesehen waren, so handele es sich um eine Schätzung, sagte Stökl. "Auch das Mehrzweckfahrzeug für die Feuerwehr Creidlitz stand mit 72 000 Euro im Investitionsplan." Gekostet habe es dann - mit Rabatt - rund 56 000 Euro, und der Freistaat gewähre noch einen Zuschuss von etwa 12 000 Euro, sodass am Ende die Stadt nur 44 000 Euro habe ausgeben müssen, rechnete der Stadtbrandrat vor.


Kommentar eines Feuerwehrmanns

Aus der Feuerwehr kamen am Freitag noch weitere Reaktionen. So schrieb Christoph Schmidt, Mitglied der Führungsgruppe der Feuerwehr Coburg:

Seit über einem Jahr arbeiten Teams aus Kommandanten, Feuerwehrführung, Feuer-wehrangehörigen, Mitarbeitern der Stadt in verschiedenen Arbeitsgruppen am Zukunftskonzept für alle Coburger Feuerwehren. Nachdem die Stadt ein Organisationsgutachten für die Feuerwehr eingeholt hatte, soll nun erarbeitet und beschlossen werden, was die Feuerwehren in Zukunft benötigen und was nicht. Beleuchtet werden Personal, Fahrzeuge/Technik und Gerätehäuser. Hier ist unter anderem bereits ein ausgereiftes Fahrzeugkonzept entstanden, welches den Bedarf, aber auch alle anderen Faktoren wie Mannschaftsstärken, Standorte, Einsatzaufkommen im Einsatzgebiet usw. berücksichtigt. Es wurden bereits Einschränkungen im Fuhrpark geplant, um Kosten zu senken. Kennt der Stadtrat das Projekt überhaupt?

Oberbürgermeister Norbert Tessmer hat vielfach die Coburger Ehrenamtskultur beschworen. Angesichts von Unsummen-Projekten, deren Kosten momentan teilweise nur grob geschätzt sind, fangen wir mit dem Sparen von Peanuts bei denen an, die rund um die Uhr freiwillig ihren Kopf für die Stadt hinhalten?

Wir sind keine städtischen Arbeiter, keine Beamten, keine Berufsfeuerwehrler! Wir sind Ehrenamtliche ohne jede Verpflichtung! Wir reißen uns mit Aktionen und unzähligen freiwilligen Stunden den Hintern auf, um Mitbürger zu mobilisieren, sich unserer Arbeit anzuschließen und die Feuerwehr zu unterstützen. Und wenn wir nach Jahren wieder fünf neue Mitglieder gefunden haben, werden wir mit einer 22:16 Wertschätzung des Stadtrates geprügelt. In Jahren aufgebaut, in fünf Minuten eingerissen.

Zur Wirtschaftlichkeit: Erstens: Ja, alle müssen sparen, und das tun wir auch bereits, wo es geht. Und mit unserem Depotleiter und Werkstattmeister haben wir auch jemanden, der sich gut auskennt auf dem Fahrzeugsektor und seine Sache verdammt gut macht; im Vergleich zu manch anderer Beschaffung wird bei der Feuerwehr nix verplempert.

Zweitens: Berechnen Sie doch bitte auch die Wirtschaftlichkeit eines freiwilligen Feuerwehrmannes oder einer Feuerwehrfrau. Ich bin gespannt, auf welche Differenz Sie verglichen mit unserer Aufwandsentschädigung kommen, wenn die Stadt Coburg ca. 30 Hauptamtliche im feuerwehrtechnischen Dienst (Feuerwehrbeamte) bezahlen müsste. Die Stadt Schweinfurt kann Ihnen hier bestimmt Zahlen nennen. Bliebe noch eine Pflichtfeuerwehr - und damit traurige Berühmtheit in Bayern.

Bei aller Sachlichkeit: Dieser Akt wird kleben bleiben, am "Kameraden" Frank Völker, an der Feuerwehr Creidlitz. Er wird die Kameradschaft und die Zusammenarbeit sicher nicht verbessern, alles Dinge, die wir nicht brauchen. Mein tiefer Respekt, meine Damen und Herren. Sie haben's kapiert, wie man eine der ureigensten kommunalen Aufgaben, nämlich die Sicherstellung des Brandschutzes, fördert.