Bleibt das Seßlacher Rathaus so hell?
Autor: Bettina Knauth
Seßlach, Mittwoch, 16. Januar 2019
Heftig diskutierte der Seßlacher Stadtrat erneut das Vorgehen in Sachen Rathausfassade. Grenzerfahrungen sollen Jugendliche im August in Autenhausen machen.
Bleibt Rathaus so hell? Auf die Nachfrage Carsten Hölleins (SPD) nach seinem Antrag zur Rathausfassade entbrannte bei der Stadtratssitzung am Dienstagabend in der Alten Schule eine hitzige Diskussion. Der Antrag auf Prüfung alternativer Farbgestaltungen und deren Kosten sei zurückgestellt, bis das ganze Ensemble fertig sei, sagte Zweiter Bürgermeister Wolfgang Pfister (CSU). Höllein hielt dagegen: "Dann ist es zu spät!" Die Meinungen darüber gingen ebenso auseinander wie die, ob das Rathaus nun "verputzt" zu nennen und das Fachwerk sichtbar sei.
Wie Höllein kritisierte Berthold Borczyk (FW), dass die Entscheidungsfindung des Rates missachtet worden sei. Der Beschluss vom 16. Oktober 2016 beinhalte, die Fassaden nicht zu verputzen und den fränkischen Stil wegen des Vorbildcharakters des Gebäudes nicht zu verändern, argumentierte er. Dies sei "völlig missachtet" worden.
Nachdem nun das Rathaus-Nebengebäude teilweise verputzt sei und daneben Fachwerk aufweise, befürchtet Borczyk private Nachahmer in der Altstadt. "Wenn der Stadtrat für solche Fragen nicht zusammengerufen wird, dann brauchen wir uns nicht hersetzen, dann kann gleich der Bürgermeister entscheiden", monierte er. Zeit sei dafür genug gewesen. Der Antrag Hölleins gehöre auf die nächste Tagesordnung. Die möglichen Kosten einer Umgestaltung sollen nun ermittelt werden. "Die Felder sind einfacher zu überstreichen als das Fachwerk", teilte Dritte Bürgermeisterin Renate Schubart-Eisenhardt (CSU/LV) mit. Die Teilverputzung des Nebengebäudes wurde laut Vogt mit den Bürgermeistern Pfister und Schubart-Eisenhardt gemeinsam beschlossen. "Ist es so schwer, den Stadtrat zu informieren?", hakte Borczyk nach. Seit einem halben Jahr hätten nicht mal Sitzungen mit den Fraktionssprechern stattgefunden, sprang ihm Höllein bei. Neeb argumentierte, er sehe nicht ein, "einen Batzen Geld in die Hand zu nehmen, für etwas, was im Vorhinein hätte verhindert werden können". Nach Fertigstellung des Ensembles und Vorlage der Kosten will sich der Stadtrat mit Blick auf den Maßnahmenkatalog 2019 des Themas erneut annehmen.
Ein Zeltlager zur Erinnerung
Die Stadt Seßlach wird in der letzten Augustwoche 2019 ein internationales Zeltlager zum 30-jährigen Jubiläum der Grenzöffnung ausrichten. Das beschloss der Stadtrat in seiner Sitzung am Dienstagabend in der Alten Schule, bei einer Gegenstimme. Auf Initiative des Vereins der "Gmünder in Europa" befasst sich bereits eine 16-köpfige Arbeitsgruppe mit der Vorbereitung des Zeltlagers, das Jugendlichen vom 12. bis 26. Lebensjahr unmittelbar an der ehemaligen Zonengrenze die Bedeutung des Endes der Teilung Europas vor Augen führen soll. "Diese Veranstaltung kann ich nur mit sehr viel Beifall begrüßen", lobte Wolfgang Pfister. Stattfinden soll das Zeltlager in der Freizeitanlage Autenhausen, in Reichweite des Ummerstädter Kreuzes, der Gedenkstätte Billmuthausen, des Grünen Bandes oder des Zweiländermuseums in Streufdorf. Falls die Unterbringung wegen des Umbaus zum Naturbad dort nicht möglich sein sollte, stehen die Sportanlagen des TSV Gemünda und des VfB Autenhausen als Ausweichquartier zur Verfügung. Finanziert wird die Veranstaltung von der Stiftung "Europeans for peace" und "Demokratie leben". "Der Stadt entstehen nicht einmal Kosten", betonte Klaus Gropp (CSU). "Eine Mitfinanzierung durch die Stadt Seßlach ist derzeit nicht beabsichtigt", schrieb Hendrik Dressel als Präsident der "Gmünder in Europa" in seinem Antrag. Dressels Engagement hob der Bürgermeister lobend hervor.
Was bekommen die Wahlhelfer?
Auf Antrag von Rolf Deschner (SPD) wird die Erfrischungspauschale für die Helfer bei der Bürgermeister- und Landratswahl am 27. Januar auf 40 Euro erhöht. Ursprünglich waren 30 Euro vorgesehen. Deschners Argumentation, es seien nur noch schwer Ehrenamtliche für diesen Einsatz zu finden, fügten Stadtratskollegen noch den Hinweis hinzu, fast der gesamte Sonntag werde für den Einsatz "geopfert". Dagegen argumentierte Geschäftsleiter Bernd Vogt, dass jeweils nur eine Stimme auszuzählen sei, anders etwa als bei der Kommunalwahl, die daher auch mit 50 Euro entlohnt werde. Maximilian Neeb (FW) verwies darauf, dass bereits eine Satzung zur generellen Regelung des Erfrischungsgeldes vorliege. Dann würde sich eine Festsetzung von Fall zu Fall erübrigen. Die Aufstockung wurde für den 27. Januar schließlich einvernehmlich beschlossen und wird auch für eine eventuelle Stichwahl am 10. Februar gelten.
Der Antrag von Carsten Höllein, Ausgaben für ein neues Fahrzeug für die Feuerwehr Autenhausen/Löschgruppe Gemünda in den Maßnahmenkatalog 2019 aufzunehmen, verwiesen die Räte einstimmig an den Hauptverwaltungsausschuss. Höllein hatte argumentiert, dass TSF stamme aus dem Jahr 1977 und könne wegen seines Alters jederzeit ausfallen. In der Anschaffung eines neuen Fahrzeugs sieht er für seinen Heimatort den "einzig gangbaren Weg, um den Brandschutz als Pflichtaufgabe zu gewährleisten". Pfister schlug vor, zunächst Fachleute um Rat zu fragen und die Kosten zu ermitteln. Es gehe auch um die Ausstattung und mögliche Unterstellmöglichkeit eines neuen Fahrzeugs. Mit belastbaren Zahlen solle sich der HVA befassen, die Kosten könnten für 2020 eingeplant werden. Die Verwaltung benötige auch Zahlen über die Löschgruppe, verlangte Vogt. Er schlug vor, die Maßnahme könne auf der Kommandantentagung besprochen werden. Vom Ratskollegen Manfred Eichler (CSU) wurde Höllein wegen seiner Vorgehensweise gerügt: "Es war immer gute Sitte Dinge, erst in diesem Gremium abzuklären, statt sie aus der Presse zu erfahren."
Ohne Einwände folgte der Stadtrat dem weiteren Antrag Hölleins auf Überlassung städtischer Flächen an den Obst- und Gartenbauverein Gemünda für ein "Narzissenfeld" am Ortseingang. Abgelehnt wurde jedoch die beantragte Übernahme der Kosten (bei einer Gegenstimme), weil dies zu spät eingetroffen sei. Ebenfalls abgelehnt, bei drei Gegenstimmen, wurde der Antrag von Hubertus Franz auf Änderung des Flächennutzungsplans im Bereich der Fl.-Nr. 75/1 in Gleismuthhausen. Der Antragsteller soll versuchen, auf Fl.-Nr. 74/1 ein neues Wohngebäude zu errichten oder prüfen, welche Umbau- oder Erweiterungsmaßnahmen am Bestandsgebäude möglich sind, hieß es.