"Blaue Tage in Neustadt": 40 Jahre Blaues Kreuz Neustadt
Autor: Manja von Nida
Neustadt bei Coburg, Donnerstag, 27. Sept. 2018
Eine couragierte Frau zeigte den Weg aus der Sucht. Ulrike Knauf gründete vor 40 Jahren den Ortsverein des Blauen Kreuzes Neustadt.
Mit den "Blauen Tagen" in Neustadt feierte das Blaue Kreuz im Landkreis Coburg am Wochenende sein Jubiläum "40 Jahre offene Begegnungsgruppe Neustadt". Ulrike Knauf ist eine couragierte Frau. Sie bewies vor 40 Jahren Mut und hob den Ortsverein des Blauen Kreuzes in Neustadt aus der Taufe. Binnen kürzester Zeit entstanden weitere Selbsthilfegruppen (SHG) der Coburger Landkreisgemeinden, in Coburg fünf Jahre später. "Jetzt sind 40 Jahre ins Land gegangen, seitdem der Ortsverband hier von Ulrike Knauf gegründet wurde", erinnerte Gruppenleiter Wolfgang Bauer zum Jubiläumsfestakt im evangelischen Gemeindehaus Schillerstraße.
Das Blaue Kreuz, eine christliche Organisation zur Selbsthilfe von Suchtkrankheiten, wurde vom Schweizer Geistlichen Louis-Lucien Rochat 1877 gegründet. In Deutschland war es Pfarrer Arnold Bovet 1885, der 1885 in Hagen den ersten Verein gründete. Gespräche, gegenseitiger Erfahrungsaustausch und das Einbinden der Angehörigen sollten helfen, sich von der Sucht zu lösen. "Es wurde mir geholfen, da habe ich gesagt, jetzt möchte ich anderen Menschen helfen". Berührend erzählte Ulrike Knauf, wie ihre Lebenssituation sie so weit brachte, ihre Gefühle mit Alkohol zu betäuben. Sie verschwieg auch nicht, welchen harten Weg sie dann ging, um aus dieser Alkoholsucht
wieder herauszukommen. Sie zählte daheim nichts, sie war ein Nichts, laut Vater. Sollte sie plaudern, würde etwas passieren, hatte er angedroht.
Sieben Jahre Therapie
Knauf erzählte ihren traurigen Weg, bis sie eines Tages verstummte, sich zurückzog und Trost im Alkohol suchte. "Mit dem ersten Bier konnte ich dann reden und das war für mich der Anfang vom Ende." Sieben Jahre Therapie, schneller sei es nicht gegangen. "Und das war für mich die Motivation, mich um andere zu kümmern, für andere da zu sein, ihnen Hilfestellung geben." "Es hatte mich wahnsinnig bewegt, wie viele Menschen dank meiner eigenen Erfahrung annehmen konnten, mir zuzuhören. Sie sagten mir, sie würden mir das ganz anders abnehmen, weil ich das selber erfahren habe. Das ist immer ein ganz großes Plus und das habe ich auch so gespürt", erinnerte sich
Knauf. Neustadts Mentalität sei ihr ans Herz gewachsen, dort habe sie das Verlangen gespürt, anderen helfen zu wollen.
Die Ortsvereine entstanden, erst Neustadt, dann Coburg, andere folgten. Knauf arbeitete ehrenamtlich in der Blaukreuz-Stelle Coburg, ohne irgendwelche Zuschüsse. "Ich hatte die ganze Arbeit aus Spenden finanziert. Damals ging ich noch an allen Ecken und Enden dafür betteln. Alles, was ich als Tennislehrerin verdiente, floss in das Blaue Kreuz. Trotzdem war es für mich eine gesegnete Zeit." Dafür sei sie sehr dankbar.
Ein schwieriger Weg
Viele Dinge hätten sie in der SHG miteinander erlebt, Streitgespräche, Auseinandersetzungen, die einfach dazugehörten, wenn der Mensch nüchtern werden wolle. Der damalige Chef von Bayern, Gerhard Hörit, habe vermittelt: Die Dankbarkeit müsse ganz vorne stehen. Dies habe sich bis heute bei ihr gehalten. Die Dankbarkeit, wenn es jemand schaffe, da rauszukommen, sei schon immens. Denn es sei ein schwieriger Weg. "Wenn ich gewusst hätte, was da auf mich zugekommen wäre, ich weiß nicht, ob ich aufgehört hätte, muss ich ganz ehrlich sagen", sagte Knauf.