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Blasenpflaster und Knackwurst - Zwei Franken bezwingen Ultramarathon


Autor: Ulrike Nauer

Lautertal, Dienstag, 30. Dezember 2014

Als erfahrener Sportler weiß Markus Süße ganz genau, was für den Lauf auf der Kapverden-Insel Boa Vista ins Gepäck gehört. Diesmal schafften er und sein Partner Julian Popp über die 71-Kilometer-Distanz persönliche Bestzeiten.
Markus Süße (vorn) und Henning Schmitz am Strand der kapverdischen Insel Boa Vista. Foto: Privat


Türkisblaues Wasser, kilometerlange Traumstrände... für die Schönheiten der Natur auf der Kapverden-Insel Boa Vista hatten Markus Süße aus Lautertal und Julian Popp aus Coburg am Lauf-Wochenende im Dezember kaum ein Auge. Sie waren beim Ultramarathon wieder in sportlicher Mission und gleichzeitig für den guten Zweck unterwegs: 71 Kilometer laufen - über Stock und Stein beziehungsweise Sand und Felsen und gleichzeitig Gutes tun für die Fanconi-Anämie-Stiftung.

Markus Süße war diesmal bereits zum achten Mal am Start. Während in Deutschland schon das Vorweihnachtsfieber ausgebrochen war, kämpfte er sich mit seinem Laufpartner bei tropischen Temperaturen durch nassen Sand, über steinige Anstiege und Schluchten und gegen schmerzende Füße.

Trotz aller Strapazen: "Es ist diesmal sehr gut für uns gelaufen", freut sich Markus Süße, zurück in Deutschland. "Für uns beide war es jeweils persönliche Bestzeit." Die "normale" Streckenlänge beträgt 150 Kilometer. Doch auch die Kurzdistanz von 71 Kilometer ist möglich. Die volle Länge haben Süße und Popp auch schon mehrfach bewältigt, diesmal hatten sich die beiden aber für die 71-Kilometer-Distanz entschieden.

Auch, wenn die Strecke immer die selbe ist, "man weiß nie, was auf einen zukommt", sagt Markus Süße im Rückblick. "Das Wetter, der Untergrund, die Strömung - alles ist jedes Mal anders." Diesen Dezember war der Himmel bewölkt, es war windig, aber trotzdem sehr heiß. "Der Sand war dadurch härter, das ist wiederum ein bisschen einfacher zu laufen", beschreibt Süße. "Trotzdem ist der Lauf sehr anspruchsvoll."

Im Gegensatz zu manch unerfahrenem Teilnehmer weiß Süße inzwischen ganz genau, was er an Ausrüstung in den Koffer packen muss - ganz wichtig, zum Beispiel, Blasenpflaster. Während er hier, auf heimischem Boden, problemlos und ohne Blasen durch die Berge laufen könne, hole er sich auf Boa Vista bei gleicher Streckenlänge offene Füße. Die Fotos, die Süße von seinen geschundenen Füßen zeigt, sprechen eine deutliche Sprache.
In aller Frühe, um 7 Uhr morgens, wurde gestartet. Sieben Checkpoints hatten Süße und sein Laufpartner auf ihrer Distanz zu passieren. Bis zum ersten Check-Point führte die Route noch über einen einfachen Weg, doch dann wurden die Sportler richtig gefordert. Acht Kilometer Steilküste, durch Schluchten rauf und runter und immer eine leichte Linksneigung - das geht ordentlich in die Beine. Zwei bis drei Stunden braucht man für diese Abschnitt. "Julian hat gekämpft", erinnert sich Süße. "Trotzdem haben wir das Stück, verglichen zu den Vorjahren, traumhaft bewältigt."


Morast und Schotterpisten
Eine ganze Weile hatten er und Julian Popp Verstärkung durch einen "Topläufer". Henning Schmitz schloss sich den Coburgern an. "Vor uns sind Italiener gelaufen. An denen sind wir dran geblieben." Bis zu einer Palmenoase - etwa bei Kilometer 30 - hielten die Italiener mit, dann stiegen sie aus. Die Coburger liefen weiter. Unter mittlerweile brütender Sonne und bei 35 Grad Hitze kämpften sich Süße und Popp - teilweise mit nassen Füßen, teilweise barfuß - weiter durch Morast und über Schotterpisten. "Bei Kilometer 39 bin ich hängen geblieben, gestürzt und mit dem Kopf auf dem Boden aufgeschlagen", erzählt Markus Süße. "Danach war ich erstmal belämmert." Dabei warteten auf die Läufer noch so einige Strapazen, unter anderem zum Finale zwölf Kilometer Steinwüste.

Auf der Zielgeraden hatten Süße und sein Mitstreiter - Henning Schmitz war irgendwann davon gezogen - dann noch eine ulkige Begegnung. Punkt 18 Uhr war die Sonne auf Boa Vista verschwunden. In der Dunkelheit blinkten den beiden Läufern sechs grüne Lichter entgegen. "Wir dachten, das sind solche Knick-Leuchten, die das Ziel markieren", erzählt Süße lachend. Doch die beiden wurden enttäuscht. Was sie für das "Zielfeuer" hielten, waren nur drei Pferde, deren Augen in der Dunkelheit reflektierten.

Doch das Weiterlaufen lohnte sich, denn als die beiden Coburger nach 12 Stunden und 39 Minuten endlich das tatsächliche Ziel erreichten, wurden sie von den ausgestiegenen italienischen Läufern schon erwartet: "Mit einem Bier!" Das ließen sich die Coburger selbstverständlich schmecken. Während des Laufs bevorzugen sie aber eine andere Art des "Dopings". Süße: "Ein Lautertaler Metzger gibt uns immer Knackwürste mit - das sind die besten Energiespender!"