Druckartikel: Bittere Zeit für die Vögel am Froschgrundsee

Bittere Zeit für die Vögel am Froschgrundsee


Autor: Rainer Lutz

Weißenbrunn vorm Wald, Montag, 27. Mai 2013

Nach Wochen voller Regen finden die Tiere keine Insekten in der Luft, keine Mäuse in den Wiesen und keine Fische im See.
Im braunen Wasser, das die Itz in den Froschgrundsee bringt, müssten die Vögel im Trüben fischen. Schlechte Zeiten für Reiher, Eisvogel und CO. Fotos: Rainer Lutz


"Es sind vor allem die Insektenfresser, die jetzt Probleme bekommen", erläutert Frank Reißenweber. Gerade hat der Biologe sich zu einer Schwalbe hinab gebeugt, die sterbend auf der nassen Straße am Froschgrundsee sitzt. Das Tier ist völlig entkräftet. Nach Tagen mit Kälte und Dauerregen, und daher ohne Insekten in der Luft, fehlt dem Vogel einfach die Nahrung.

Dennoch ist der angestaute Froschgrundsee offenbar die letzte Hoffnung für Hunderte von Mehl- und Rauchschwalben. Wenige Meter über der Wasseroberfläche gleiten sie unentwegt im Jagdflug dahin. Doch es schwirren nur wenige Insekten in der Luft, zu wenige.

"Angepasste Arten wie die meisten Wasservögel, haben wenig Probleme", erklärt Reißenweber, der auch Kreisvorsitzender im Landesbund für Vogelschutz ist. Enten brüten meist etwas vom See entfernt. Haubentaucher bauen Schwimmnester, die eine gewisse Schwankung des Wasserspiegels mitmachen. Junge Blesshühner sind Nestflüchter und schwimmen einfach mit der Mutter davon.

Schwierig wird es für die "Fischer" unter den Vögeln. "Man sieht keinen einzigen Kormoran", hält Reißenweber nach einem langen Blick durchs Fernglas fest. Der Grund ist das trübe Wasser, dass die angeschwollene Itz in den See trägt. Die Kormorane können ihre Beute schlicht nicht sehen. Ähnlich geht es den Reihern, die nahe der ICE-Brücke ihre Brutkolonie haben und den Eisvögeln. Gerade jetzt müssten Vogeleltern viel Nahrung finden, um ihre Jungtiere zu versorgen, so weit sie schon geschlüpft sind. Wo noch die Eier im Nest liegen, können die Eltern diese nicht wärmen, weil sie zu viel Zeit mit der Suche nach Futter verbringen müssen.

Über die bereits überflutete ehemalige Staatsstraße ist der Blick in den Biotopbereich und auf das eigentliche Seeufer möglich. Noch ist die Straße in Gummistiefeln passierbar. Allerhand Treibgut hat sich angesammelt. Ganze Flächen sind davon bedeckt. Im hinteren Bereich des Biotops sind die Wiesen nass, aber das Wasser ist klar, es stammt vom Regen, nicht aus dem Fluss. Doch im Gras gibt es auch keine Beute für die Vögel - und keine Mäuse. Auch Greifvögel darben daher zurzeit. Seit Wochen sind die Wiesen mit Wasser gesättigt. Die Nager haben keinen Nachwuchs durchbekommen.

Aus Thüringen kommen die ersten Meldungen, dass Jungstörche im Nest gestorben sind. Wegen des ständig durchnässten Gefieders und der Kälte, sind sie an Unterkühlung eingegangen.

Am Froschgrundsee liegt die Brut der Schwäne gerade noch hoch genug. Doch das Wasser steigt schnell. Nur 20 Minuten sind seit Beginn der kleinen Expedition vergangen. Doch auf dem Rückweg reichen die Gummistiefel schon nicht mehr und laufen voll.