Biber - Ökomanager, die nicht jeder gern sieht
Autor: Rainer Lutz
Coburg, Montag, 09. August 2021
Das größte Nagetier unserer Breiten gilt als wertvoller Gestalter von Ökosystemen. Immer wieder kommt es aber auch zu Konflikten mit dem Menschen.
Eine Lanze für den größten Nager unserer Breiten, möchte der Bund Naturschutz in Coburg brechen. Heike Heß und Berit Arendt erinnern an die Leistung des Bibers als "Manager von Ökosystemen". Seit sich der Biber wieder vermehrt und ausgebreitet hat, gibt es allerdings auch immer wieder Kollisionen zwischen seiner Vorstellung von Management in der freien Natur und der des Menschen in seiner Kulturlandschaft.
Biber, das betonen die Vertreterinnen des Naturschutzes, "Biber renaturieren Gewässer, schaffen durch ihre Lebensweise strukturreiche, dynamische und artenreiche Lebensräume. In Zeiten von Klimawandel und kaum aufhaltbarem Artenschwund gewinnt der Biber zunehmend an Wichtigkeit in einer vom Menschen bereits vielerorts übernutzen Landschaft. Seine Bauwerke, die Biberdämme, halten Wasser in der Fläche und schaffen so wertvolle Retentionsflächen, die Hochwasserspitzen abfangen können."
So kann der Biber tatsächlich teure von Menschen gemachte Dämme zum Hochwasserschutz überflüssig machen. Die von ihm angelegten Gewässer kommen dem Nachwuchs von Fischen zu Gute und es bilden sich an ihnen Pflanzengesellschaften, die selten geworden sind, in der überwiegend von Menschen genutzten Landschaft.
Es ist die Nahtstelle zwischen der vom Biber und der vom Menschen genutzten Landschaft, an der es zu Spannungen kommt. "Es gibt Fraßschäden zum Beispiel im Mais, aber die sind eher gering. Maschinenschäden, wo Fahrzeuge eingebrochen sind, weil Biber den Boden unterhöhlt hatten, hatten wir meines Wissens bei uns auch noch nicht", sagt Hans Rebelein, Geschäftsführer beim Bayerischen Bauernverband (BBV) in Coburg. Größere Probleme gebe es dort, wo Biber Gewässer so stauen, dass sie Wiesen und Äcker überfluten oder wo Dränagen nicht abfließen können, weil Gräben angestaut wurden.
In solchen Fällen, oder wenn etwa Kläranlagen und andere Infrastruktureinrichtungen beeinträchtigt werden, hilft es dem Biber dann allerdings nicht mehr, dass er nach EU-Recht unter strengem Schutz steht. Er wird in die Schranken verwiesen. Da allerdings ist von Eigeninitiative dringend abzuraten. Wer die Dämme zerstört, oder dem Biber an den Pelz geht, muss mit harten Strafen rechnen. Dafür gibt es in Bayern ein Bibermanagement.
Auch im Landkreis Coburg sind mehrere Biberberater im Einsatz. Sie haben gut zu tun. Zur Zahl der Nagetiere im Landkreis Coburg, informiert Corinna Rösler, Pressesprecherin am Landratsamt: "Eine genaue Bestandserhebung ist schwierig. Nach unseren Kenntnissen und Schätzungen gehen wir derzeit von bis zu 50 etablierten Revieren aus. Dies entspricht insgesamt ungefähr 250 Tieren. Dazu kommt eine schwer zu schätzende Zahl abgewanderter Jungtiere - etwa 50 bis 100 Exemplare - die noch auf der Suche nach einem geeigneten, unbesetzten Revier sind und sich manchmal nur vorübergehend niederlassen. So ändern sich die Zahlen laufend."
Wer sich an die Behörde wendet, kann im Schadenfall Entschädigung bekommen. Es kann eine Genehmigung erteilt werden, Biberdämme teilweise oder auch ganz zu entfernen. "Mit Genehmigung der Unteren Naturschutzbehörde oder des Biberberaters ist dies möglich, wenn der Damm nicht unmittelbar für die Burg von Bedeutung ist. Es wurden eine Vielzahl solcher Genehmigungen erteilt, meist mündlich", informiert Corinna Rösler.
In Einzelfällen können Biber, die für Probleme sorgen, abgeschossen werden. 17 Mal wurde 2020 so eine Genehmigung erteilt. In diesem Jahr waren es nach Auskunft der Behörde bisher sechs. Die erlegten Biber dürfen verwertet, also gegessen, aber nicht vermarktet werden. "Ein Umsiedeln von Bibern ist bei uns nicht sinnvoll und wird deshalb nicht praktiziert. Es stehen im Landkreis oder der näheren Umgebung keine von Bibern unbesiedelten, geeigneten Lebensräume zur Verfügung, an denen nicht umgehend neue Konflikte zu erwarten sind", erklärt Corinna Rösler. Bei Revierkämpfen können Biber schwer verletzt oder getötet werden. Je größer die Population wird, desto häufiger wird dies der Fall sein. Der Bauernverband plädiert daher für eine vereinfachte Regelung für den Abschuss - etwa im Umfeld von Gebieten, in denen klar ist, dass der Nager dort nicht zugelassen werden kann. Andere Vorschläge gehen in die Richtung von Bejagungsplänen wie sie ähnlich für Rehe oder Rotwild gelten. Dass der Biber aber wie solche Wildarten bald auf Speisekarten zu finden ist, gilt eher als unwahrscheinlich. Biberbraten bleibt ein Privileg der Jäger.