Besuch beim Globe-Vorbild
Autor: Simone Bastian
Coburg, Freitag, 20. April 2018
Das hölzerne Rundtheater Chateau d'Hardelot diente als Inspiration für das Coburger Globe. Aber übertragen lässt sich das Modell nicht.
Die Reisegruppe war hochkarätig besetzt: Michael Stoschek (Vorsitzender der Gesellschafterversammlung der Brose-Gruppe), Klaus-Jürgen Heitmann, Sprecher der HUK-Vorstände, und Tina Maria Vlantoussi-Kaeser (Geschäftsführung Kaeser-Kompressoren) führten die Delegation an, die sich Anfang der Woche per Flugzeug an die französische Kanalküste begab.
Dort, in der Gemeinde Condette, südlich von Boulogne, befindet sich Schloss Hardelot, und in dessen Park wiederum steht das Theater, das dem Coburger Globe als Vorbild diente: Ein von dem Londoner Architekten Andrew Todd errichteter Rundbau aus Holz, dem Shakespearschen Theater nachempfunden.
Architekt Karl Heinz Glodschei, der technische Leiter des Landestheaters Coburg, Daniel Kaiser, der Leiter der zentralen Werksplanung Brose, Holger Schmidt, Professor Auwi Stübbe, Leiter des Coburger Designzentrums Oberfranken, sowie Daniel Preuße, künftiger Projektsteuerer, komplettierten die Gruppe aus Coburg.
Andrew Todd und seine Mitarbeiterin Ariane Dienstag erläuterten den Gästen die Entstehungsgeschichte des hölzernen Rundbaus sowie zahlreiche technische Details und begleiteten die Besucher während ihres gesamten Aufenthalts.
Auwi Stübbe hatte zu Todd schon vorher Kontakt gehabt. Stübbe hatte mit seinem Vorschlag die Diskussion um ein Globe am Coburger Güterbahnhof ins Rollen gebracht. "Wenn ich Andrew Todd nicht im Hintergrund gehabt hätte, hätte mich nicht so vorgewagt." Von Todd habe er vieles erfahren, was zum Beispiel die Dauer der Planung und des Baus anging, sagte Stübbe dem Tageblatt.
Den Bericht und die Fotos von der Reise übermittelte die Brose-Pressestelle. "Besonders fasziniert waren die Reiseteilnehmer von der Leichtigkeit des Gebäudes, das in einem beeindruckenden Kontrast zu dem danebenstehenden steinernen Schloss steht. Das ganze Ensemble ist in eine wunderbare Parklandschaft mit umfangreichen gärtnerischen Anlagen eingebettet und dokumentiert die französische Kultur auf dem Gebiet der Kunst und Architektur", heißt es in dem Bericht.
Auch Stübbe bestätigt, dass die gesamte Anlage eine ganz eigene Atmosphäre vermittle. "Das ist eine ganz poetische Anlage, und das kriegen wir auch am Güterbahnhof so hin."
Nicht übertragbar
Aber: Auf die Anforderungen und das Raumprogramm in Coburg lasse sich das Bauwerk nicht übertragen, heißt es in der Mitteilung. "Während das Globe Hardelot nur sporadisch für Gastspiele genutzt wird, braucht Coburg über einen Zeitraum von etwa fünf Jahren für die drei Sparten eine feste Spielstätte und für rund 150 Mitarbeiter dauerhafte Arbeitsräume. Auch die deutschen Bauvorschriften und Qualitätsansprüche sowie die vielfältigen Nutzungsideen nach der Theaterzeit lassen das französische Gebäude nicht auf die Anforderungen in Coburg übertragen."
Zum Globe soll sich in Coburg eine Terrasse zum Itzufer für ein ständiges Café gesellen. Die Flussufer sollen in die Gestaltung der Außenanlagen einbezogen werden. Außerdem wollen die Vertreter der Firmen Brose, HUK-Coburg und Kaeser in der Stadtratssitzung am 17. Mai vorschlagen, die von ihnen finanzierten Planungsleistungen auf die Außenanlagen des gesamten Güterbahnhofgeländes auszudehnen, heißt es abschließend.
Die Geschichte des Coburger GlobeAnlass Das Landestheater soll generalsaniert werden und braucht in dieser Zeit eine Interimsspielstätte. Dafür sollte ein Temporärbau an der Dreifachhalle am Anger geschaffen werden.
Diskussion Dieser Temporärbau wäre nicht billig gewesen und hätte nach der Theatersanierung nur dann weiter genutzt werden dürfen, wenn die Stadt einen großen Teil des staatlichen Zuschusses dafür zurückzahlt. Deshalb wurden immer wieder Stimmen laut, doch nach einer günstigeren Lösung zu suchen. In dieser Situation schlug Auwi Stübbe eine Dauerlösung vor: ein "Globe" aus Holz am Güterbahnhof.
Eigendynamik Diesen Vorschlag unterstützte nicht nur die SBC-Stadtratsfraktion, sondern auch die Coburger Unternehmer Michael Stoschek (Brose), Klaus-Jürgen Heitmann (HUK-Coburg) und Tina-Maria Vlantoussi-Kaeser (Kaeser SE). Die drei Unternehmen stellen zusammen drei Millionen Euro für den Bau des Globe bereit. Stoschek erreichte überdies, dass der Freistaat Bayern einen Festzuschuss für das Globe zusagte. Deshalb stimmte im Februar der Stadtrat dem Globe am Güterbahnhof zu und verwarf die Pläne für die Interimsspielstätte am Anger.
Sachstand Die Pläne müssen konkretisiert, die Ausschreibungsmodalitäten ausgetüftelt werden. Informiert werden soll in der Stadtratssitzung im Mai.