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Beratung in Coburg: Der Krebs, die Angst und das Geld


Autor: Simone Bastian

Coburg, Freitag, 01. April 2016

Seit einem Jahr gibt es die Außensprechstunde der Bayerischen Krebsgesellschaft in Coburg. Bettina Prechtl berichtet über ihre Arbeit.
Bettina Prechtl berät in Coburg zu allen Fragen zum Thema Krebs.


Diagnose Krebs: Das belastet nicht nur die Betroffenen, sondern auch deren Angehörige. Und die Probleme enden oft nicht mit der Behandlung im Krankenhaus. Die Gesundheit mag annähernd wiederhergestellt sein, aber oft gibt es Konflikte mit Krankenkassen oder es fehlt wegen der langen Krankheit schlicht am Geld.

Alles Fragen, mit denen Krebspatienten und Angehörige zu Bettina Prechtl kommen können. Die Sozialarbeiterin und Psychoonkologin bietet seit einem Jahr die "Außensprechstunde Coburg" der Bayerischen Krebsgesellschaft an. Außensprechstunde, weil die Bayerische Krebsgesellschaft die Beratungsstelle für Oberfranken in Bayreuth eingerichtet hat. Aber nach Möglichkeit soll niemand weiter als 50 Kilometer zu einer solchen Beratung fahren müssen.

Deshalb gibt es seit einem Jahr jeden Freitag von 9 bis 13 Uhr die Außensprechstunde in Coburg, im Stadtbüro der Diakonie in der Metzgergasse.

184 mal wurde die Beratungsstelle bis zum Jahresende 2015 kontaktiert, berichtet Bettina Prechtl. Oft bleibe es beim einmaligen Gespräch, denn die offene Beratungsstelle sieht sich in erster Linie als Vermittler. "Es gibt ja so viele Initiativen in Coburg", lobt Prechtl, die vorher bei der Münchner Beratungsstelle der Bayerischen Krebsgesellschaft arbeitete.

Bei den Vermittlungen an andere Stellen geht es zum einen um psychische Hilfestellung. Das kann für den einen eine freie Selbsthilfegruppe sein, der andere braucht vielleicht eine Psychotherapie. Entscheidend sei das individuell passende Angebot, betont die Beraterin: "Wenn es heißt, jemand brauche Psychotherapie, dann ist das ja eine zusätzliche Diagnose." Zusätzlich zum Krebs.

Doch oft gehe es auch um sozialrechtliche Fragen, erläutert Prechtl. Laut ihrer Statistik über die ersten neun Monate geht es in 60 Prozent der Gespräche auch um solche Themen, und da oft ums Geld. Prechtl hilft bei Widersprüchen gegen Entscheidungen von Krankenkassen oder vermittelt Kontakte zu Stiftungen, die in akuten finanziellen Notlagen helfen. Denn die können schnell eintreten, wenn ganze Familien nur noch vom Krankengeld leben oder nur noch Rente gezahlt wird. "Bevor nicht die finanzielle Notlage gelöst ist, kann sich keiner um den Heilungsprozess kümmern", sagt die Beraterin.

Ebenfalls oft Thema: der Umgang mit Ärzten. Oft gibt es schlicht Kommunikationsprobleme. Aber es geht auch um Fragen wie: Sollte ich noch eine zweite Meinung einholen? Gibt es eine alternative Behandlungsmethode? "Ich sage den Leuten, was möglich ist, aber ich gebe keine Empfehlungen", betont Prechtl.

Auch Angehörige finden in ihr eine Ansprechpartnerin. Nicht nur, dass die Diagnose Krebs auch sie seelisch belastet; sie müssen sich meist auch um die komplette Organisation des Alltags kümmern. "Hier können die Angehörigen auch mal darüber reden, wie es ihnen geht", sagt Prechtl.

Noch bis Ende des Jahres ist ihre Stelle finanziert. Denn staatliches Geld fließt dafür nicht. In Coburg machen Sparkasse, Brose und HUK Coburg die Einrichtung der Außensprechstunde möglich. Spenden und Sponsoren seien daher stets willkommen, sagt Bettina Prechtl.