Benjamin Moser - Klavierpoet in "letzten Dingen"
Autor: Gerhard Deutschmann
Coburg, Dienstag, 29. April 2014
Der hoffnungsvolle junge Pianist Benjamin Moser bezauberte beim "Piano spezial in der HUK" der Musikfreunde mit letzten Klavierwerken von Schubert, Chopin und Beethoven.
Klug und schlüssig zusammengestellte Programme sind ein Markenzeichen des jungen aufstrebenden Pianisten Benjamin Moser. Ja, er macht sich bis zur letzten Minute Gedanken über die Vortragsfolge und ist bereit, sie nochmals grundlegend zu ändern. So auch bei diesem Konzert, das ursprünglich Werke von Wagner/Liszt, Beethoven und Schubert enthalten sollte, auf dem gedruckten Programm aber dann Chopin, Beethoven und Schubert standen, die dann nochmals durch Ansage in der Reihenfolge verändert wurden. Allen gemeinsam war, dass sie zu den letzten Klavierwerken ihrer Schöpfer zählten.
Es begann nun also mit der letzten Sonate von Franz Schubert in B-Dur D 960, die mit fast 40 Minuten Dauer nicht nur äußerlich gewichtig ist. Besonders die Ecksätze weisen die für Schubert häufig typische "himmlische Länge" auf.
Benjamin Moser gestaltete den Kopfsatz sehr verhalten in Tempo und Dynamik, die dafür mit vielen Nuancen im Pianobereich aufwarteten und dem Satz einen tiefsinnigen, träumerischen Charakter verliehen. Tieftraurig und versunken dann das Andante sostenuto, flott und filigran das Scherzo mit einem akzentreichen Trio und schließlich das durchsichtig und verspielt dargebotene Rondo mit seinen wenigen dramatischen Ausbrüchen und dem optimistischen Schluss.
Das letzte größere Klavierstück von Frédéric Chopin ist die Polonaise - Fantaisie As-Dur op. 61, ein rhapsodisches, formal ausgefallenes Werk mit improvisationsartigem Beginn und eher nachdenklichen als extrovertierten Zügen, kein Virtuosenstück zum Glänzen (bis auf den Schluss). Benjamin Moser beeindruckte wiederum durch differenzierten Anschlag, elegante Verzierungen und geschmackvolle Agogik. Er brachte auch das nötige pianistische Rüstzeug für den virtuosen Ausklang des nicht so häufig zu hörenden Werkes mit.
Ein letzter pianistischer "Schwanengesang" war dann die letzte Sonate von Ludwig van Beethoven Nr. 32 c-Moll op. 111, die auch einen wichtigen Meilenstein im laufenden "Beethoven Projekt" der Musikfreunde bildete. Sie ist "höhere Offenbarung" und lässt in ihren beiden gegensätzlichen Sätzen das Diesseits und Jenseits anklingen.
Benjamin Moser lieferte eine stilsichere, tiefschürfende Interpretation dieses Gipfelwerks ab mit einem energisch gestalteten Kopfsatz und einer verklärten, sich in himmlische Sphären erhebenden Arietta, mit deren nuancierten Wiedergabe er das Publikum wahrhaft zu entrücken wusste.
Nach ausdauerndem Beifall war der Pianist zu einer Zugabe bereit, die man nach so einem Werk eigentlich nicht verlangen kann. Man freute sich dann noch über den duftig und leichtfingerig dargebotenen cis-Moll-Walzer von Frédéric Chopin als Ausklang eines erlebnisreichen, nachhaltigen Konzertabends.
chen geboren, stammt aus einer angesehenen Musikerfamilie. Er studierte an der Hochschule für Musik und Theater München und an der Universität der Künste Berlin. Weitere künstlerische Anregungen erhielt er unter anderem von Alfred Brendel in London. Von Benjamin Moser liegen bereits drei CD-Veröffentlichungen mit Werken von Bach bis Debussy vor.
Ausblick Montag, 2. Juni, 20 Uhr, Kongresshaus. Sinfoniekonzert in Zusammenarbeit mit dem Landestheater Coburg: Alexej Gorlatch (Klavier), Philharmonisches Orchester, Leitung: Roland Kluttig