Beim Sturm aus das Seßlacher Rathaus schon außer Dienst

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Martin Mittag schließ die Tür des Seßlacher Rathauses ab. Aus dem Bürgermeister wird jetzt ein Landtagsabgeordneter.Rainer Lutz
Martin Mittag schließ die Tür des Seßlacher Rathauses ab. Aus dem Bürgermeister wird jetzt ein Landtagsabgeordneter.Rainer Lutz

Wenn am 11. November der Narrenangriff auf das Rathaus erfolgt, ist Martin Mittag schon kein Bürgermeister mehr sondern Abgeordneter.

Über Langeweile hört Martin Mittag zurzeit sicher niemand klagen. Während er sich schon in München in das Amt eines Abgeordneten der CSU-Fraktion des Landtags einarbeiten muss, will daheim in Seßlach das Amt des Bürgermeisters in die Hände von Wolfgang Pfister gelegt werden. Sein Parteikollege und Zweiter Bürgermeister wird ihn vertreten, bis Seßlach am 27. Januar ein neues Stadtoberhaupt wählt.

Bis ins letzte Detail, das wissen beide, wird sich nicht alles regeln lassen. "Ich habe eine Handynummer", sagt Wolfgang Pfister und "ich bin erreichbar", sagt Martin Mittag. Außerdem wird er in den kommenden Wochen immer wieder in Seßlach sein. Auch da wird noch die Möglichkeit bestehen, dies und das zu klären.

Nicht im Stadtrat

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Dem Stadtrat gehört der neue Landtagsabgeordnete übrigens erst einmal nicht an. "Ich habe beim Amtsantritt zwar nicht auf meinen Sitz verzichtet, aber der ruht für die Dauer der Amtszeit. Ich bin jetzt erster Nachrücker", erklärt er. Das mit dem Nachrücken könnte recht schnell passieren - falls im Januar der CSU-Kandidat gewinnt.

Anders im Kreistag. Dort bleibt der Sitz von Martin Mittag, der auch CSU-Kreisvorsitzender ist, erhalten. Diese Kontakte in die Region sind ihm wichtig. Als Bürgermeister und Kreisrat sei er nah am Bürger. Und da will er auch bleiben. "Ich bin ja greifbar und ich werde weiterhin ein offenes Ohr für die Bürger haben", betont er.

Nicht abgehoben wirken

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Den Bürgern zu zeigen, dass die Mitglieder des Landtags eben nicht "die da oben" sind, abgehoben und ohne Ahnung davon, wie es den Bürgern mit den Entscheidungen aus München geht, das sei etwas, was die CSU-Fraktion in den kommenden Monaten und Jahren der Legislaturperiode leisten müsse, ist Martin Mittag überzeugt.

Dieses Anliegen zu transportieren, Sprecher der Menschen im Coburger Land zu sein, das hat ihn mit bewogen, die Kandidatur anzunehmen, sagt er. "Wir müssen zeigen, dass wir die tatsächliche Mitte darstellen und weder nach links noch nach rechts rutschen", fasst er seine Vorstellung von der Politik zusammen, die er gern vertreten möchte. Dass es ein Vorteil ist, wenn er als Mitglied der Regierungspartei die Anliegen der Region ins Kabinett trägt, davon ist er überzeugt. Das möchte er entsprechend nutzen.

Diese Chance zu haben, sich für die Heimatregion direkt bei der Landesregierung einzusetzen, das motivierte ihn, die Kandidatur anzunehmen. Dennoch geht er nicht ohne Wehmut aus dem Amt als Bürgermeister, das er nicht einmal eine volle Amtsperiode ausgeübt hat, "weil mir Seßlach am Herzen liegt und ich hier mit einer einmaligen Verwaltung arbeiten konnte", lobt er die Mitarbeiter im Rathaus.

Ergebis, das erleichtert

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Einmal Kandidat, stürzte er sich mit vollem Engagement in den Wahlkampf. "Ich wollte hinterher sagen können, ich habe alles getan, was von meiner Seite möglich war", sagt er. Das auch für den fall, dass es nicht geklappt hätte mit der Wahl. Dass er dann mit 36 Prozent ein so deutliches Ergebnis erzielen und das Direktmandat holen konnte, nimmt er als klaren Auftrag der Wähler.

Fairer Wahlkampf

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Rückblickend auf die anstrengenden Wochen des Ringens um jede Stimme, lobt Martin Mittag auch seine Mitbewerber. "Ich bin froh, dass sich alle daran gehalten haben, keinen persönlichen Wahlkampf zu führen", sagt er. Schließlich erleichtert es die Zusammenarbeit nach der Wahl, wenn es im Vorfeld der Stimmabgabe keine Schlammschlacht gegeben hat.

Eine Woche lang, war Martin Mittag jetzt zusammen mit Wolfgang Pfister unterwegs in den Ämtern der Verwaltung, dem Altenheim, dem Kindergarten. Pfister hatte sich extra eine Woche Urlaub genommen, um diese Übergabe möglichst intensiv abzuarbeiten. Alles ist dennoch nicht geklärt. Und irgendwie beschleicht Martin Mittag dann doch ein komisches Gefühl, wenn es um die Pläne für den Rathaussturm der Seßlacher Narren am 11. November geht. Das ist schon bald - aber Bürgermeister ist er dann schon nicht mehr. "Ich kann ihnen den Schlüssel fürs Rathaus dann nicht mehr übergeben. Ich hab ja keinen mehr", sagt er ein wenig nachdenklich. Vielleicht wird er ja von den Narren, die dann die symbolischen Herren des Rathauses sind, auch als Abgeordneter eingeladen. Als Gast gewissermaßen.