Bayerns "First Lady" im Coburger Land unterwegs
Autor: Oliver Schmidt
Bad Rodach, Mittwoch, 17. Oktober 2012
Die Frau des bayerischen Ministerpräsidenten fühlt sich im Coburger Land sichtlich wohl. Nach Neustadt und Rödental lernte Karin Seehofer am Mittwoch Bad Rodach kennen. Sie bekam viel zu sehen - und auch Tipps für ihren Mann zu hören.
Nein, der Besuch von Karin Seehofer war nicht als Image-Aktion für die Therme Natur gedacht - so unmittelbar vor der mit Spannung erwarteten Entscheidung am Donnerstag, ob die Stadt Coburg künftig als Träger des Bades mit einsteigt. Aber auch die Vermutung, dass der Besuch von Bayerns "First Lady" vielleicht ein Abschiedsgeschenk für Bad Rodachs Bürgermeister Gerold Strobel (FW) sein könnte, dessen Amtszeit in zwei Wochen endet, ist falsch. Fakt ist: "Ich habe Frau Seehofer vor einiger Zeit bei einer Veranstaltung in München angesprochen und nach Bad Rodach eingeladen", klärte gestern Gerold Strobel auf. Und: "Ich habe sie mit Haba gelockt!"
Kreativität "spürbar"
Ein Besuch von Bad Rodachs größtem Arbeitgeber ("Erfinder für Kinder") stand deshalb auch am Anfang des Besuchsprogramms. Karin Seehofer staunte über das, was sie gezeigt und erzählt bekam und schwärmte anschließend von der enormen Kreativität, die in dem Unternehmen regelrecht "spürbar" sei. Klaus Habermaaß, geschäftsführender Gesellschafter der Haba-Firmenfamilie, sowie Geschäftsführer Harald Grosch verschwiegen aber auch nicht ein paar Probleme. Eines sei der drastische Geburtenrückgang. "Als ich 1961 in der Firma angefangen habe, kamen jährlich noch 1,3 Millionen Kinder in Deutschland zur Welt - heute sind es 650 000.
Chancen stecken für die Haba-Tochter Wehrfritz, die Kindergärten ausstattet, im Ausbau der Betreuungsplätze. Angesichts des aktuellen Streits zwischen Bund und Ländern über die Finanzierung, wodurch der Ausbau bundesweit ins Stocken zu geraten droht, meinte Klaus Habermaaß augenzwinkernd zu Karin Seehofer: "Schieben Sie mal Ihren Mann an!"
Ein weiteres Problem für Haba ist laut Harald Grosch die zunehmende "Schnäppchenmentalität" in der Bevölkerung. Zudem konkurriere man mit Firmen, die Arbeitskräfte aus Osteuropa zu Dumpinglöhnen beschäftigen. Doch Haba werde auch künftig auf Qualität und Kreativität setzen sowie in Deutschland produzieren. Und: "Wir glauben auch an den Standort Bad Rodach!"
Nach dem Haba-Gespräch ging es raus vor die Tür: Auch das letzte Teilstück vom Steinernen Weg ist saniert und Karin Seehofer gab es zusammen mit den Mädchen und Jungs des im Steinernen Weg beheimateten Kindergartens Marienkäfer frei.
Plausch mit dem VdK
In der Therme Natur staunten die Mitglieder vom VdK-Ortsverband nicht schlecht, als plötzlich die von Gerold Strobel und Drittem Bürgermeister Heinrich-Adam Püls (CSU) angeführte Delegation durchs Restaurant schritt. "Das ist doch die Frau vom Seehofer", tuschelte eine Dame - und war um so mehr erfreut, als diese "Frau vom Seehofer" stehen blieb und ein wenig mit den Senioren plauderte. Sie schwärmten von der Therme mindestens genauso wie später Gerold Strobel: "Es ist ein gutes Bad, ein schönes Bad, die Lage ist herrlich - und: es hilft und heilt!" Doch für eine kleine Stadt wie Bad Rodach sei ein solches Bad eben nicht auf Dauer alleine zu stemmen.
Entsprechend gebannt wird Strobel heute nach Coburg schauen, wo ab 14 Uhr der Stadtrat über einen gemeinsamen Zweckverband entscheidet. So oder so kündigte Karin Seehofer an, nicht das letzte Mal in Bad Rodach gewesen zu sein. Von Gabriele Lippmann, der Geschäftsführerin der Therme, bekam sie daraufhin zwei Freikarten fürs Bad überreicht.