Bayerns erster Symphonic Mob: Warum das Coburger Publikum begeistert ist
Autor: Jochen Berger
Coburg, Montag, 10. Sept. 2018
Wie Profis und Laien beim ersten Symphonic Mob Bayerns das Publikum auf dem Coburger Schlossplatz begeistern.
Zahllose Instrumentenkoffer und Notenständer dominieren an diesem sonnigen Nachmittag das Bild am Coburger Schlossplatz. Schlanke Geigenkästen, wuchtige Cellokästen, dazu gewichtige Blechblasinstrumente wie Basstuben, die mit einem Gurt auf dem Rücken getragen werden.
Rege Betriebsamkeit vor der Reithalle. Hier können sich die Teilnehmer einer ungewöhnlichen Konzertaktion registrieren, hier erhalten sie ihre blauen T-Shirts mit der Aufschrift Symphonic Mob. Wobei das "y" ganz besonders geformt ist: wie eine Stimmgabel.
Ein solches Orchester hat Coburg noch nicht erlebt. Rund 195 Interessenten hatten sich angemeldet, freut sich Klaus Anderlik als Leiter des Kultur- Schulamtes, das gemeinsam mit dem Landestheater Veranstalter des Symphonic Mob war. Und Coburgs Generalmusikdirektor Roland Kluttig frohlockt: "Das ist mit Sicherheit das größte Orchester, das Coburg je gesehen hat."
Beste Sicht von den Arkaden
Schon vor Beginn der Probe sind die Plätze mit der besten Sicht oben auf den Arkaden besetzt. Nach und nach kommen immer mehr neugierige Zuhörer auf den Schlossplatz und spenden schon bei der Probe immer wieder Applaus. Auf dem Programm: Ausschnitte aus der "Peer Gynt-Suite" von Edvard Grieg, die ersten beiden slawischen Tänze von Antonin Dvorák und das Torero-Lied als "Carmen".
Gründlich lässt Kluttig das riesige Orchester zunächst einmal einstimmen, bevor Griegs "Morgenstimmung" am frühen Nachmittag den Auftakt bildet. Nur eine Stunde Probenzeit bleibt Kluttig, um aus dem bunten, heterogenen Musikerhaufen in blauen T-Shirts einen möglichst homogenen Klangkörper zu bilden. Schon bei der "Morgenstimmung" finden die rund 250 Instrumentalisten verblüffend schnell zusammen, reagieren sehr konzentriert auf Kluttigs gestalterische Impulse.
Coburgs Generalmusikdirektor, der mit Taktstock und Sonnenbrille auf einem hohen Podest vor den Arkaden steht, feuert sein riesiges Orchester immer wieder an, lässt sich aber nicht wegtragen vom eigenen Enthusiasmus. "Das Publikum ist schon begeistert, aber wir können noch einige Stellen verbessern", sagt Kluttig nach dem ersten Durchlauf des ersten slawischen Tanzes von Dvorak.
Verblüffend die Anziehungskraft des Symphonic Mob. In die große Musikerschar mischt sich sogar Ina Holthaus. Die ehemalige Leiterin des Coburger Orchesterbüros, die inzwischen in Jena bei der dortigen Philharmonie arbeitet, hat ihre Geige eigens für den Symphonic Mob aus dem Schrank geholt. "Ich hatte mir eigentlich schon lange vorgenommen, einmal unter Roland Kluttigs Leitung zu spielen. Endlich klappt das!"