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Bayerischer Handwerkstag: Stimmung ist gut


Autor: Oliver Schmidt

Coburg, Freitag, 25. Oktober 2013

Beim Bayerischen Handwerkstag herrscht gute Stimmung und viel Zuversicht. Doch für das vom demografischen Wandel gebeutelte Oberfranken wird eine gesonderte Strategie notwendig sein, um die Zukunftsaufgaben meistern zu können.
Holger Krauß, Zimmermeister aus dem mittelfränkischen Leutershausen, staunte nicht schlecht, als er beim Bayerischen Handwerkstag in Coburg von einer Sambagruppe begrüßt wurde. Fotos: Oliver Schmidt


Die dunklen Wolken sind verzogen: Zwar musste das bayerische Handwerk im ersten Halbjahr 2013 leichte Umsatzeinbußen hinnehmen, die vor allem im langen Winter und den damit verbundenen Verzögerungen in der Baubranche begründet waren. Doch bereits im zweiten Halbjahr ging es weiter aufwärts, und auch die Prognosen für 2014 sind glänzend. "Wenn das Handwerk nicht jammern kann, bedeutet das schon was", sagt der Präsident des Bayerischen Handwerkstages, Heinrich Traublinger, am Freitag augenzwinkernd in Coburg. "Wenn wir jetzt jammern würden, dann auf hohem Niveau!"

Zu verdanken sei die gute Lage dem "Betongold". Weil derzeit viel in Immobilien investiert werde, sei die Stimmung im Bauhauptgewerbe "ausgezeichnet" und die Auftragsbestände "komfortabel". Aber auch im Nahrungsmittelbereich könnte man kaum klagen, denn die Bürger würden wieder Wert auf regionale Lebensmittel legen.

Nachwuchskampagne verlängert

Etwas Sorgen bereitet Traublinger der Bereich Sanitär, Heizung und Klima: "Hier gibt es bayernweit aktuell drei Mal so viele offene Stellen wie Arbeitssuchende." Auch deshalb habe sich der Handwerkstag bei seiner Versammlung in Coburg dazu entschlossen, die Nachwuchskampagne "Macher gesucht!" zu verlängern. Ziel sei es, so Hauptgeschäftsführer Lothar Semper, junge Menschen fürs Handwerk zu begeistern. Oder: "Klappern gehört zum Handwerk!"

Mit dem Klappern alleine ist es aber in Oberfranken nicht getan. So lenken Oberfrankens HWK-Präsident Thomas Zimmer und sein Hauptgeschäftsführer Thomas Koller den Blick auf strukturelle Probleme. So kommt gut 70 Prozent des Handwerkernachwuchses von Mittelschulen; in Oberfranken ist die Zahl der Grund- und Mittelschüler binnen der vergangenen zehn Jahre aber von 75. 000 auf 49. 000 geschrumpft - Tendenz: noch weiter schrumpfend. Zimmer und Koller wollen sich deshalb nicht nur auf Image-Kampagnen verlassen, sondern sie suchen gezielt den Dialog mit der Jugend.

Auch Realschüler im Visier

Beim Pressegespräch in Coburg berichten sie von Berufsmessen, von Handwerkspaten, von Ausbildungsberatern oder auch vom Aufbau einer Facebook-Seite. "Wir müssen die Sprache der Jugend sprechen", betont Zimmer, "wir müssen die Leistungskraft des Handwerks herausstellen", ergänzt Koller. Und so sehr man sich weiterhin "starke Mittelschulen" wünsche, so sehr müsse man auch verstärkt um Realschüler werben.

Traublinger wiederum kümmert sich derzeit auch um die künftigen Regierungen im Bund und in Bayern. "Keine Steuererhöhungen", lautet seine zentrale Forderung. Und: "Betriebsvermögen müssen weitgehend von der Erbschaftssteuer verschont bleiben." Außerdem dürften im Zuge von Energiewende und steigenden Stromkosten nicht nur Großunternehmen entlastet werden, sondern auch Handwerk und Mittelstand. In Bayern setzt Traublinger da ganz auf die neue Wirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU), die ja aus einer Handwerkerfamilie stamme.