Bauernverband will Jagdkurs für Landwirte
Autor: Rainer Lutz
Coburg, Dienstag, 09. Juli 2013
Bauernverband und Jäger-Kreisgruppe wollen einen Jagdkurs extra für Landwirte anbieten. Dabei soll das Wissen aus der landwirtschaftlichen Ausbildung besonders berücksichtigt werden.
Wiesen, die von Wildschweinen regelrecht umgepflügt wurden oder Maisfelder auf denen sich nach einem Besuch der Schwarzkittel kaum noch die Ernte lohnt, treiben Landwirten die nackte Wut in den Bauch. Wut, die sich auf die gefräßigen Wildtiere richtet, manchmal aber auch auf die Jäger, die scheinbar nicht genug tun, den wachsenden Bestand im Zaum zu halten. Das, so meint der Bauernverband, sollte doch Anreiz bieten, selbst zur Büchse zu greifen. Und weil der Gesetzgeber davor die Jägerprüfung gestellt hat, bietet der BBV gemeinsam mit der Kreisgruppe des Bayerischen Landesjagdverbandes jetzt einen Vorbereitungskurs für die Jägerprüfung an - extra für Landwirte.
"Wir können in einem Kurs für Landwirte die Schwerpunkte etwas anders setzen als bei einem herkömmlichen Kurs", erklärt Joachim Bayer, der die Kurse an der Jagdschule in Schloss Tambach (Jagdmuseum) leitet.
Pflicht ist Pflicht
"Freilich könne wir keine Abstriche bei den Stunden im Jagd- und Waffenrecht, bei der Waffenhandhabung, beim Hundewesen oder der jagdlichen Praxis machen", weiß Beyer. Auch um die gesetzlich geforderte Mindestzahl an Unterrichtsstunden kommt keiner herum. In Theorie und Praxis sind je 60 Einheiten Pflicht. Das reicht aber in der Regel nicht, um die Prüfung zu bestehen. "Wir bieten im allgemeinen Kurs 360 Stunden an", erklärt Beyer. Der Kurs für die Landwirte käme mit einem Angebot von 200 Stunden aus, eine deutliche Erleichterung.
Die Prüfung ist aber für alle gleich.
Da gibt es in Bayern keine Ausnahmen. "Wir haben hier eine eigene Behörde für die staatliche Prüfung", betont Paul Schefczik, der Vorsitzende der Kreisgruppe im Landesjagdverband. Auch deswegen gilt die bayerische Jägerprüfung als besonders anspruchsvoll. In anderen Bundesländern genügt oft eine Art Schnellkurs, um an den begehrten Schein zu kommen. Damit, so Schefczik, kann aber niemand eine fundierte Kenntnis in den Prüfungsfächern Waffenkunde, Wildtierkunde, Recht, Praxis, Hunde und Naturschutz erwerben.
Dass nun Landwirten der Weg zum Jagdschein entsprechend ihrer Vorkenntnis ein wenig erleichtert werden soll, ist auch im Sinne der Jäger, betont Schefczik. Ersten steigt damit die Zahl der Landwirte, die auch die Probleme der Jäger - etwa bei der Jagd auf Schwarzwild - besser verstehen. Zweitens wären mehr Jagdkundige direkt in den Revieren vor Ort. Immer häufiger nämlich wohnen Revierpächter nicht dort, wo sie zur Jagd gehen. "Viele wären froh, wenn sie Ansprechpartner im Revier hätten, wenn es um Wildschäden oder Verkehrsunfälle geht", sagt Schefczik.
Hans Rebelein sähe einen erfolgreichen Kurs mit lauter Landwirten als Gewinn für Jagd und Landwirtschaft gleichermaßen. Er ist Geschäftsführer des Bauernverbandes in Coburg, Landwirt und Jäger. "Es wären damit mehr Leute vor Ort, die schnell reagieren können, die auch tagsüber ständig im Revier sind und alles mitbekommen", sagt er. Das sieht auch Gerhard Bauersachs so, der den Vorsitz in der Arbeitsgemeinschaft Jagd des BBV führt. "Außerdem würde das gegenseitige Verständnis größer", ist er überzeugt.
Info-Veranstaltung
Für den Kreisobmann des Bauernverbands, Gerhard Ehrlich, ist klar: "Jagd funktioniert nur in guter Zusammenarbeit." Dazu könnten auch jetzt schon Jäger Tipps von Landwirten bekommen, etwa wenn es darum geht, wo ganz aktuell Sauen im Revier bestätigt werden können. Doch wenn der Landwirt gleichzeitig Jäger wäre, hätte so ein Hinweis gewiss einen anderen Stellenwert. Für alle, die sich vorstellen könnten an so einem Vorbereitungskurs extra für Landwirte teilzunehmen, bieten BBV und BJV gemeinsam eine Info-Veranstaltung an, die am Samstag, 20. Juli, ab 14 Uhr, in den Räumen der Jagdschule im Jagd- und Fischereimuseum in Schloss Tambach stattfindet. Mindestens zwölf Teilnehmer müssten sich finden, damit der Kurs durchgeführt werden kann.
"Wir würden dann im September mit dem Schießen beginnen, weil wir dazu ja auch draußen sein müssen", erklärt Joachim Beyer. Der Kernkurs fände dann von November bis Januar statt, der Jahreszeit, in der die Landwirte am ehesten Zeit für Weiterbildung aufbringen können. Die Prüfung legen die Landwirt-Jäger dann gemeinsam mit allen anderen Prüflingen in Bayern ab.
Der finanzielle Aufwand, um an den Jagdschein zu kommen ist übrigens nicht so hoch, wie oft vermutet wird. Mit der Kursgebühr von 750 Euro liegt die Kreisgruppe Coburg landesweit im günstigsten Bereich, so Paul Schefczik. Dazu kommt ein überschaubarer Aufwand an Materialkosten, etwa für Munition beim Übungsschießen und die Prüfungsgebühr. Selbst die Grundausstattung mit Waffen dürfte für jeden erschwinglich sein. "Es sind sehr viele wirklich gute Gebrauchtwaffen zu günstigen Preisen auf dem Markt", weiß Joachim Beyer.
Nun sind Verbandsvertreter aus Jagd und Landwirtschaft gespannt, wie viele Landwirte Interesse am Weidwerk zeigen werden.