Bamberger Streichquartett beeindruckt auf Schloss Rosenau
Autor: Jochen Berger
Rödental, Montag, 11. Mai 2015
Wie das Bamberger Streichquartett den Marmorsaal von Schloss Rosenau mit seinem Auftritt in einen klassisch-romantischen Klangraum verwandelt.
Schloss Rosenau ist ein Sehnsuchtsort. "Wäre ich nicht, was ich bin, hätte ich hier mein wirkliches Zuhause" bekannte einst Queen Victoria in ihren Memoiren. Und Karlheinz Böhm, Cellist des Bamberger Streichquartetts, versichert voller Enthusiasmus: "Es ist etwas Kostbares, hier musizieren zu dürfen."
Künstlerisches Heimspiel
Das Bamberger Streichquartett zu Gast im Marmorsaal von Schloss Rosenau - das ist längst eine Art künstlerisches Heimspiel für das traditionsreiche Ensemble aus (ehemaligen) Mitgliedern der Bamberger Symphoniker.
Neuer Bratschist
In diesem Fall: ein Konzert unter besonderen Vorzeichen. Schließlich kommt das Quartett erstmals in neuer Besetzung in die Rosenau. Nach sieben gemeinsamen Jahren hat Lois Landsverk, Solo-Bratschistin der "Bamberger", das Ensemble verlassen. Ihren Platz hat Branko Kabadaic übernommen, stellvertretender Solo-Bratschist des Orchesters.
Streichquartette sind bekanntlich sensible künstlerische Organismen. Jede Besetzungsänderung kann sich nachhaltig auf Klang und Zusammenspiel auswirken, kann völlig neue Kräfteverhältnisse schaffen. "Wir sind vom ersten Ton an glücklich mit ihm", sagt Karlheinz Busch, langjähriger Cellist und Moderator des Bamberger Streichquartetts, über den neuen Kollegen an der Bratsche. Und tatsächlich fügt Kabadaic mit seiner markanten, warmen Tongebung bestens ein in den Gesamtklang. Mehr noch: Mit seinem energischen Gestaltungswillen, mit seiner intensiven Musizierfreude beflügelt er das Quartett regelrecht.
Komponisten-Dreiklang: Haydn, Schubert und Dvorak
Frisch und elanvoll jedenfalls präsentiert sich das Quartett bei diesem Gastspiel auf Schloss Rosenau. Haydn, Schubert, Dvorák - dieser Komponisten-Dreiklang garantiert Quartettkunst mit hohem Anspruch und jeweils ganz speziellen stilistischen Herausforderungen.
Einen ganz eigenen Kosmos in seinem umfangreichen Werkkatalog bilden die mehr als 80 Streichquartette Joseph Haydns, der gerne als Vater dieser Gattung bezeichnet wird. Und trotz der Fülle der Quartette wiederholt sich Haydn nie, schreibt vielmehr immer wieder Quartette voller Überraschungen und unvermuteter Wendungen. Am Beispiel des 1772 entstandenen D-Dur-Quartetts aus Opus 20 ("Sonnenquartette") beweist das Bamberger Streichquartett jedenfalls sein Gespür für genau diese Überraschungen, dieses raffinierte kompositorische Verwirrspiel.
Gerade mal 18 Jahre alt war Franz Schubert, als er 1815 sein g-Moll-Quartett komponierte - genau zu jener Zeit also, als Herzog Ernst I. von Sachsen-Coburg und Gotha die ursprüngliche mittelalterliche Burg der Herren von Rosenau zur Sommerresidenz mit neugotischen Stilformen umgestalten ließ (1808 bis 1817). Leidenschaftlich im Ausdruck, stürmisch im Gestus gibt sich Schubert in diesem frühen Quartett. Und mit leidenschaftlichem Ausdruck, mit Elan und großer Intensität interpretiert das Bamberger Streichquartett dieses Werk.
Schwelgerisch dann der Ausklang nach der Pause: Antonin Dvoráks F-Dur-Quartett mit dem Beinamen "Das Amerikanische". Das Werk gehört zum Kernrepertoire der "Bamberger", dennoch wirkte diese Wiedergabe keineswegs in Routine erstarrt. Im Gegenteil. Mit spürbarer Musizierfreude lassen die vier Streicher Dvoráks Melodien regelrecht aufblühen, formen großbögige Steigerungskurven und beeindrucken das Publikum mit beinahe orchestral anmutender Klangfülle.
Klar, dass die begeisterten Zuhörer das Quartett nicht ohne Zugabe aus dem Saal lassen. Lyrischer Ausklang ist die Sicilienne der Mozart-Zeitgenossin Maria Theresia von Paradis.