Ballett in Coburg: diese Sehnsucht nach Nähe
Autor: Jochen Berger
Coburg, Freitag, 28. Januar 2022
Wie das Ballett Coburg das Publikum in der Reithalle mit choreographischem Einfallsreichtum beeindruckt.
Lässt sich das Corona-Virus mit der Macht der Kunst besiegen? Natürlich nicht - leider. Aber die heftigen psychischen Nebenwirkungen im Kopf der Menschen, in ihrem Bewusstsein - die lassen sich mit der Magie des Tanzes sehr wohl bekämpfen. Und sei es auch nur für die Länge eines viel zu kurzen Ballettabends.
Die Tänzerinnen und Tänzer des Balletts Coburg haben jedenfalls mitten im zweiten Corona-Winter einen hemmungslos bunten, einen leidenschaftlichen und witzigen Abend auf die Bühne der Reithalle gebracht.
Dass sie dabei mitten in der Vorbereitung umplanen mussten, weil die auf der Bühne und im Probenprozess geltenden Regeln wieder verschärft wurden - egal. Auch diese Widrigkeiten konnten ihrer Fantasie keine Fesseln anlegen.
Fülle des Lebens
Unter dem Titel "First Steps - 3, 2, 1... Go!" erzählen ihre choreografischen Miniaturen von der faszinierenden Fülle des Lebens. Sie erzählen von sehnsuchtsvoll getanzter Eleganz und von den Mühen der zwischenmenschlichen Annäherung in pandemischen Zeiten. Sie erzählen von nachtschwarzer Trauer und von dem Wunsch nach Geborgenheit - mit Präzision und Leidenschaft getanzt.
Der Abend ist reich an gelungenen Momenten und choreographischen Ideen, an Slapstick-Humor und zarter Poesie. Virtuos und mit faszinierender Prägnanz kommt beispielsweise der Paarungstanz der Pfauen daher, berührend zart und dennoch witzig wirkt der getanzte Wunsch nach trauter Zweisamkeit ("Sweet Home").
Unbekümmert bunt gemischt ist die Palette der tänzerischen Ausdrucksmittel, ebenso bunt ist die ausgewählte Musik. Frédéric Chopin und Billie Eilish, Peter Tschaikowsky und Alberto Iglesias liefern neben vielen weiteren Musikern den passenden Soundtrack eines wunderbar lebendigen Abends.
Trotz der Fülle der verschiedenen Tanzstile zerfällt dieser Abend nicht in Beliebigkeit. Das hat auch mit den getanzten Übergängen zwischen den einzelnen Choreographien zu tun. Das Premierenpublikum in der Reithalle jedenfalls war begeistert und dankte mit ausdauerndem Beifall.