Bahn: Der Regionalexpress genügt für Coburg
Autor: Simone Bastian
Coburg, Montag, 17. Oktober 2016
Klaus Wünderling hofft auf eine Intercity-Linie über Coburg. Doch das dürfte an den technischen Anforderungen scheitern.
Die Bahn soll per Gesetz dazu gezwungen werden, alle Oberzentren in Deutschland an ihr Fernverkehrsnetz anzubinden. Der Coburg-Kronacher Bundestagsabgeordnete Hans Michelbach (CSU) unterstützt diesen Gruppenantrag, der von Angehörigen mehrerer Fraktionen eingebracht werden soll.
Der Coburger Klaus Wünderling hält nicht viel von dieser Idee: Die Bahn habe laut ihrem Fernverkehrskonzept ohnehin vor, kleinere Städte und Zentren über neue IC-Linien anzubinden, schreibt Wünderling. Er bildet zusammen mit Christian Illies die Initiative "Quer", die schon vor zwei Jahren mit dem Vorschlag aufgetreten ist, eine Intercity-Linie von Dresden über Leipzig, Erfurt, Coburg, Bamberg und Würzburg nach Stuttgart einzurichten.
Im 2015 veröffentlichten Fernverkehrskonzept der Bahn findet sich eine IC-Linie Stuttgart-Bamberg über Würzburg und Schweinfurt, die 2028 eingerichtet werden soll.
Dem widerspricht jedoch ein Sprecher der Bahn auf Anfrage: "Eine Verlängerung der geplanten IC-Linie Tübingen-Bamberg in Richtung Coburg oder Erfurt ist nicht geplant und passt auch nicht in das Fernverkehrskonzept." Coburg sei mit dem geplanten Regionalexpress (vom Freistaat Bayern finanziert) im Zwei-Stunden-Takt an den ICE-Halt Bamberg "hinreichend" angebunden. "Ein zusätzlicher Intercity-Takt ist nicht notwendig." Abgesehen davon fehlt es an geeigneten Zügen: "Für den Betrieb auf der Neubaustrecke Erfurt-Ebensfeld über Coburg müssen Fahrzeuge nicht nur druckdicht sein, um Begegnungen bei 300 km/h im Tunnel standzuhalten, sondern auch über das neue Sicherungssystem ETCS verfügen. Die DB besitzt derzeit keine Intercity-Züge, die für den Verkehr auf dieser Strecke geeignet wären", erklärt der Bahnsprecher.
Es sei auch nicht daran gedacht, IC-Züge für diese Strecken zu kaufen. "Züge für den Einsatz auf Hochgeschwindigkeitsstrecken sind besonders teuer." Deshalb belässt es die Bahn bei ohnehin teuren ICE-Zügen. Der Einsatz druckdichter und ETCS-tauglicher IC würde sich, gemessen an der Gesamtstrecke der IC-Linie Erfurt/Coburg-Tübingen, ohnehin nicht lohnen, erklärte der Sprecher. Denn auf den weitaus längeren und langsameren Streckenabschnitten ohne Tunnel täten es die "kostengünstigen Intercity 2".
Für Wünderling ist es im Übrigen nicht verwunderlich, "dass die DB-AG keinerlei Interesse an einem ICE-Halt am Coburger Bahnhof hat". Denn die Bahn würde mit der Fahrt über Coburg kostbare Minuten verlieren, die dann in Nürnberg und Erfurt fehlen. Dort würden "20 mal mehr" Fahrgäste ihre Anschlüsse verpassen als in Coburg einsteigen, sagt Wünderling. Seine Kritik an Michelbach: Die Strategie, die Bahn ständig mit der Maximalforderung nach einem ICE-Systemhalt in Coburg zu konfrontieren, sei von vornherein zum Scheitern verurteilt gewesen.
Und: Michelbach solle kein "unrealistisches Bahnknebelgesetz" unterstützen, sondern sich lieber dafür einsetzen, dass Fernbusse eine Maut bezahlen müssen. Denn die Bahn müsse Streckengebühren zahlen, während ihre inzwischen schärfsten Konkurrenten im Fernverkehr das nicht tun.