Bäume als Zeichen der Trauer und Liebe
Autor: Edwin Meißinger
Coburg, Dienstag, 18. November 2014
Glück und Leid liegen oft nebeneinander. Ein Symbol dafür ist das Gelände an der Schellingstraße mit dem Hochzeitswald und dem Regenbogenwald.
Verstorbener Kinder können Eltern, Großeltern und Geschwister gedenken, indem sie einen Baum im Regenbogenwald setzen. Mitglieder der Selbsthilfegruppe "Verwaiste Eltern" trafen sich jetzt im Regenbogenwald II an der Schellingstraße zum Baumpflanzen. Helga Turschner und ihr Lebensgefährte Bernd Faber pflanzten einen Kastanienbaum für Turschners Tochter Denise. In das Pflanzloch legten sie das Lieblingsarmband der Tochter und einen Brief. Vor etwa einem Jahr war die junge Frau bei einem Unfall getötet worden.
Kathrin Knauer trauert um ihren kleinen Sohn Paul. "Es ist jetzt drei Jahre und neun Monate her, dass Paul in Österreich einen Skiunfall hatte." An den Folgen verstarb der damals achtjährige Junge. Mit relativ ruhiger Stimme berichtet die Mutter, dass sie durchaus an Selbstmord gedacht habe. Die Entscheidung, weiterzuleben habe sie aber bewusst getroffen. Für ihren Paul hatte sie sich eine Winterbuche ausgesucht.
Valerie Timko-Klopf verlor ihren Sohn Christopher Felix bereits 20 Tage nach der Geburt. "Damals sagten mir einige Leute, mit der Zeit werde alles gut. Glauben sie mir, ich hätte diese Leute am liebsten umgebracht." So beschrieb die Mutter ihre Empfindungen. Zusammen mit ihrem Mann Leopold Klopf pflanzte sie einen Bergahorn. Familie Klopf hat drei weitere Kinder, die bereits erwachsen seien. Mit ihnen könne die Mutter immer wieder auch über Christopher reden. Klopfs reisten aus Dossenheim bei Heidelberg an.
Insgesamt neun Bäume wurden im Regenbogenwald gepflanzt. Die Leiterin der Selbsthilfegruppe "Verwaiste Eltern", Helga Knirsch, begleitete diese Aktion mit einfühlsamen Worten. Hin und wieder nahmen sich die betroffenen Eltern auch verständnisvoll in den Arm.
Hochzeitswald wächst weiter
Ein goldener Herbsttag begrüßte die langjährigen, seit kurzem und künftig verheirateten Paare zu ihrer Baumpflanzung im Hochzeitswald an der Schellingstraße. So machte sich das seit einem Jahr verheiratete Ehepaar Susann und Sven Stein daran, mit ihren Kindern Lara und Niklas eine Kastanie zu pflanzen. "Wir empfinden diesen Baum als ein schönes Hochzeitsgeschenk", waren sich die Eheleute einig.
Und auch Michael Sieber pflanzte zusammen mit Marion Weiß, künftige Sieber, einen Kastanienbaum. Am 22. November werden sie heiraten. Für die Kastanie hätten sie sich entschieden, "damit unsere Kinder auch etwas davon haben".
Eine Rotbuche wählte das Ehepaar Magdalena und Herbert Vorndran als Hochzeitsbaum und Ausdruck ihrer Liebe und Treue aus. Die beiden stammen aus Sonneberg. Zu behaupten, sie wären erst seit kurzem verheiratet, entspräche nicht der Wahrheit. Das Ehepaar geht seinen Lebensweg seit sechs Jahrzehnten gemeinsam. Anlässlich ihrer diamantenen Hochzeit schenkte ihnen die Tochter Silvia Förster diesen Hochzeits- und Lebensbaum.
Mit einer Vogelkirsche wollen sich die seit August 2012 verheirateten Melanie und Pascal Vorndran an den Tag ihrer Hochzeit erinnern. Die Vogelkirsche habe ihnen am besten gefallen, erzählen die beiden, weil ihre Zweige als Barbarazweige genutzt werden könnten. "Der Baum ist für unsere Tochter." Die kleine Felicia habe am 19. Mai Geburtstag gefeiert.
Kristina und Danny Hillemann sind seit August verheiratet. Zusammen mit Tochter Yosiphine suchten sie sich eine Rotbuche aus. "Weil sie so schöne rote Blätter hat", erzählte Danny Hillemann. Eine weitere Vogelkirsche erhielt das jung verheiratete Brautpaar Norbert und Agnieszka Knecht. "Wir haben diesen Baum als Hochzeitsgeschenk meines Schwagers bekommen", berichtete der frisch gebackene Ehemann.
Johanna und Florian Kraft sind ebenfalls erst seit ein paar Monaten ein Ehepaar. Sie pflanzten eine Linde aus dem eigenen Garten. Einen Bergahorn als Geschenk für ihr Patenkind pflanzte Judith Schneider.
Wie der stellvertretende Leiter des Grünflächenamtes, Werner Pilz, mitteilte, werden die Bäume im Hochzeitswald an der Schellingstraße irgendwann einen kleinen Wald bilden. Bis dahin werden sie vom Grünflächenamt gepflegt und wenn nötig ausgetauscht.