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Bad Rodach: Bagger gegen den Löwen


Autor: Berthold Köhler

Bad Rodach, Montag, 02. Februar 2015

Dem Gasthaus "Goldener Löwe" in Bad Rodach geht es an den Kragen. Aus Sicherheitsgründen findet der Abriss der hinteren Gebäudeteile nur noch mit dem Bagger statt.


"Ein bisschen schneller als gedacht", sagt Stadtbaumeister Dirk Hochberger, hat gestern der Abrissbagger das Kommando in der Hildburghäuser Straße übernommen. Jetzt geht es den zwei hinteren Anbauten am ehemaligen Gasthaus "Zum goldenen Löwen" an den Kragen. Der Abbruch läuft auf vollen Touren.

Letztlich waren es Sicherheitsbedenken, die dazu führten, dass die Mitarbeiter der Baunacher Spezialfirma Schlick ihre Pläne über den Haufen schmissen. Ursprünglich wollten sie möglichst lange per Hand das Material aus dem "Löwen"-Anbau entfernen und fachgerecht nach Bauschutt, Holz oder Restmüll trennen. Allerdings war der Zustand der betroffenen Gebäudeteile derart schlecht, dass auch der Bad Rodacher Stadtbaumeister die Reißleine zog: "Das wurde alles zu gefährlich." Nun müssen Abbruchleiter Georg Wich und seine Kollegen Schritt für Schritt die Anbauten abreißen und den Schutt per Hand nachsortieren. Das ist zwar ein bisschen langwieriger, aber deutlich sicherer.

Der Zeitdruck für den Abriss hält sich aber in Grenzen. "Der Antrag für die Sperrung der Hildburghäuser Straße gilt noch bis zum 20. Februar", erklärt Bürgermeister Tobias Ehrlicher (SPD). Bis dahin müssten der Abriss und die Absicherung des denkmalgeschützten "Löwen" mit seiner Fachwerkfassade locker zu schaffen sein.
Während sich der Bagger in die Fassade neben der Hildburghäuser frisst, macht sich beim Bürgermeister spürbar Entspannung breit. Zu lange standen schließlich die aufgrund ihrer Lage eigentlich interessanten Häuser leer. Selbst beim mittleren Gebäudeteil muss Dirk Hochberger schon in ganz alten Erinnerungen graben, um dann auf das Kurzwaren-Geschäft zu gekommen, das einst dort seine Heimat hatte. "Das ist doch schon 30 Jahre her", vermutet der Bürgermeister. Seitdem hat der Zahn der Zeit kräftig am Haus genagt, jetzt war es "höchste Eisenbahn" für den Abriss, sagt Ehrlicher. Teilweise waren schon Deckenteile eingebrochen, das Dach sowieso schon Jahrzehnte undicht.

80 000 Euro Zuschuss

Rund 150 000 Euro legt die Stadt auf den Tisch, um das Umfeld des "Löwen" frei zu machen. Die zentrale Bedeutung des Geländes wird auch darin deutlich, dass sich der Bund und der Freistaat Bayern finanziell am Abriss beteiligen. Über das Städtebauförderungsprogramm "Kleinere Städte und Gemeinden" kann die Stadt mit knapp über 80 000 Euro Zuschuss rechnen.

Was nach dem Abriss kommt, ist immer noch offen. Derzeit lässt die Stadt eine Bestandsaufnahme erstellen. Darin geht es unter anderem darum, wie groß die Schäden durch die Witterungseinflüsse am "Goldenen Löwen" sind. Mehrere Jahre lang war schließlich eine nicht abgedichtete Dachgaube Wind und Wetter ausgesetzt.
Ein bisschen überraschend für alle Beteiligten hat die Umleitung über die Gartenstraße keine gravierenden Probleme verursacht. Freilich: Im morgendlichen Berufsverkehr gibt es an der Ampel in der Engstelle manchmal ein bisschen Stau. "Aber normal kommen alle wartenden Fahrzeug binnen einer Grün-Phase durch", erklärt Stadtbaumeister Hochberger. Deshalb erwartet er auch für den Wochenmarkt am kommenden Donnerstag keine großen Probleme. Die Besucher sollten sich halt darauf einstellen, dass sie in eine Sackgasse fahren, sagt Dirk Hochberger.

Für das unbehandelte Holz aus der Dachkonstruktion hat die Stadt übrigens schon einen Abnehmer gefunden, berichtet der Bürgermeister: "Das holen die Brauhausfreunde aus Roßfeld. Sie heizen damit ihre Kessel und brauen gutes Bier daraus." Das ist doch ein versöhnliches Ende für diese unendlich unerfreuliche Geschichte.