Druckartikel: Bachs "Johannes- Passion" beeindruckt in Coburg

Bachs "Johannes- Passion" beeindruckt in Coburg


Autor: Gerhard Deutschmann

Coburg, Samstag, 04. April 2015

Aufführungen von Johann Sebastian Bachs Passionsvertonungen sind kirchenmusikalische Feiertage in Coburg. Das gilt in diesem Jahr in Heilig Kreuz ganz besonders.
Der Coburger Bachchor bei der Aufführung der "Johannespassion" in der Heilig-Kreuz-Kirche.Foto: Jochen Berger


Nicht die Klage über den Tod des Herrn wie in der Matthäus-Passion steht am Anfang und Ende der dramatischen, auch zeitlich mehr gerafften Johannes-Passion von Bach, sondern ein machtvoller Lobgesang ("Herr, unser Herrscher") und ein sieghafter Auferstehungschoral umrahmen das Werk. Die Aufführung, in diesem Jahr wegen der Sanierung von St. Moriz in der Heilig-Kreuz-Kirche, hinterließ tiefe Wirkung vor zahlreichen Zuhörern.


Bachchor bestens geschult



Der bestens geschulte Coburger Bachchor, mit der Passion seit Jahren vertraut, bewältigte seine vielfältigen Aufgaben auf hohem Niveau. Stets ging er trotz seiner starken Besetzung flexibel auf die Intentionen seines Dirigenten ein, der die Turbae-Chöre dramatisch gestaltete und die zahlreich eingestreuten Choräle je nach Textinhalt sensibel ausdeutete.




Virtuose Glanznummern sicher bewältigt


Die wichtigste Säule der anspruchsvollen Partitur stand jedenfalls auf sicheren Füßen und konnte in jeder Phase voll überzeugen, sei es im Ausdrucksreichtum der Choräle wie in der virtuosen Glanznummer des "Lasset uns den nicht zerteilen", um nur einen der bewegten Turbae-Chöre zu erwähnen.


Geschmeidige Altstimme


Von durchwegs hoher Qualität war auch das Solistenensemble, angeführt von Achim Kleinlein, der mit beweglichem, locker geführten Tenor, deutlicher Textdeklamation und affektreicher Gestaltung den Part des Evangelisten versah und auch die beiden schwierigen, koloraturenreichen Arien überlegen meisterte. Die Sopranistin Julia Klein gefiel mit heller, silbriger Stimme, müheloser Höhe und gleichfalls Koloraturgewandtheit. Für die erkrankte Alexandra Hebart kurzfristig eingesprungen war die aus Würzburg stammende Altistin Barbara Buffy, die mit warmer, geschmeidiger und tragfähiger Stimme ihre gambenbegleitete Arie "Es ist vollbracht" mit verinnerlichtem Ausdruck darbot.


Philipp Meierhöfer sang die Christusworte


Eine sonore, expressive Gesangsleistung bot Philipp Meierhöfer, der die Christusworte eindrucksvoll wiedergab. Coburgs Theaterfans dürften sich noch gut an Meierhöfer erinnern, der am Anfang seiner Karriere am Landestheater engagiert war. Nach einigen Jahren als Ensemblemitglied des Nationaltheaters Weimar ist er seit Herbst 2012 an der Komischen Oper Berlin engagiert.


"Schwarzer" Bass


Einen kräftigen "schwarzen" Bass - so recht geeignet für die biblischen Bösewichte, aber auch klar konturiert in den Arien - ließ Ekkehard Abele vernehmen.


Schlanker Klang


Schon wiederholt bei Bachchor-Konzerten bestritt das Main-Barockorchester Frankfurt den instrumentalen Part. Man möchte den schlanken, authentischen Klang des nur knapp 20-köpfigen Orchesters bei Werken dieser Art nicht mehr missen.


Überlegener Dirigent


Stets sicher und zuverlässig, bei den Rezitativen sogar auf den Dirigenten verzichtend, erledigte der Klangkörper seine Aufgaben. Peter Stenglein leitete die Aufführung überlegen, war auf reibungslosen Übergang der einzelnen Nummern bedacht und konnte seine gestalterischen Ideen nachhaltig verwirklichen. Stehend ohne Beifall dankte das gut besetzte Gotteshaus den vortrefflichen Ausführenden dieses eindrucksvollen Konzerts.