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Bachs h-Moll-Messe zieht Coburger Publikum in Bann


Autor: Gerhard Deutschmann

Coburg, Montag, 26. November 2012

So lässt der Coburger Bachchor die h-Moll-Messe seines Namenspatrons bei der Aufführung in der Morizkirche zum packenden Erlebnis werden.
Als Solisten beeindruckten Marie Smolka (links) und Nele Gramß.


So urteilte Goethe in einem Brief an Zelter über Bach: "als wenn die ewige Harmonie sich mit sich selbst unterhielte, wie sich's etwa in Gottes Busen, kurz vor der Weltschöpfung, möchte zugetragen haben. So bewegte sich's auch in meinem Innern..." Bis heute werden wir von dieser Musik bewegt und der Coburger Bachchor ist naturgemäß zu ihrem größten Anwalt in Coburg geworden.

Regelmäßig werden die großen Chorwerke des Thomaskantors aufgeführt - wie jetzt am Totensonntag, als das bedeutendste seiner Werke auf dem Gebiet der Vokal-Instrumentalmusik erklang, welches zuletzt vor fünf Jahren zum 50-jährigen Jubiläum des Chores in der Morizkirche aufgeführt wurde.




Gipfelwerk der Kirchenmusik

Wiederum bestritt den Instrumentalpart das vorzügliche Main-Barockorchester Frankfurt, während das Solistenquintett außer Nele Gramß (Sopran 2) mit neuen Kräften besetzt war: Marie Smolka (Sopran 1), Désirée Arnet (Alt), Roman Payer (Tenor) und Felix Rathgeber (Bass). Bachs h-Moll-Messe ist nicht nur ein Gipfelwerk der Kirchenmusik (und Vorläufer der umfangreichen Konzertmesse als Gegensatz zur kürzeren Gebrauchsmesse), sondern auch ein für alle Ausführenden ungemein anspruchsvolles Werk. Vor allem der Chor hat über die Hälfte der 20 Teile zu tragen und ist meist fünfstimmig, aber auch sechs- und achtstimmig geteilt.


Bewunderswerte Leistung

Es war bewundernswert, wie der Coburger Bachchor " trotz" seiner starken Besetzung, die eher ein zähes Mitgehen erwarten lässt, diszipliniert und rhythmisch sicher agierte, was auf eine gewissenhafte und sorgfältige Einstudierung durch seinen Leiter Peter Stenglein schließen lässt, der darüber hinaus auf sorgsame dynamische wie agogische Gestaltung bedacht war.


Homogenes Solistenensemble


Neben monumentalem Klang wie etwa im "Kyrie", "Gloria" und "Sanctus" beeindruckte der Chor durch große Beweglichkeit im "Cum sanctospiritu", "Et resurrexit" oder "Osanna" und tiefgreifenden Ausdruck im besonders vom Komponisten ausgeweiteten "Et in terrapax", "Crucifixus" oder im machtvoll gesteigerten "Donanobispacem". Ein sehr homogenes Solistenensemble war die zweite vokale Säule der Aufführung mit dem silbrigen Sopran von Marie Smolka, dem schlanken Mezzosopran von Nele Gramß, dem tragfähigen, angenehm timbrierten Alt von Désirée Arnet, dem geschmeidigen, kultivierten Tenor von Roman Payer und dem raumfüllenden, gepflegten Bass von Felix Rathgeber. Durchwegs koloraturgewandt boten sie solistisch, im Duett, Quartett wie Quintett höchst bemerkenswerte Leistungen.

Das auf alten Instrumenten klangvoll und versiert den gleichfalls anspruchsvollen Orchesterpart bestreitende Main-Barockorchester Frankfurt war wiederum solistisch wie im Ensemble durch authentischen Klang ein besonderer Hörgenuss, einschließlich des glänzenden Trompetenconsorts Friedemann Immer.

Engagiert und konzentriert leitete Kirchenmusikdirektor Peter Stenglein die beeindruckende Wiedergabe von Bachs Meisterwerk, der nach andachtsvoller Stille anhaltender Beifall gezollt wurde.