Bach "Weihnachts-Oratorium" erstmals in Neustadt
Autor: Jochen Berger
Neustadt bei Coburg, Donnerstag, 05. Dezember 2013
So bereitet sich die Kantorei St. Georg unter Leitung von Markus Heunisch auf die Aufführung in der Stadtkirche vor. Beim Konzert am dritten Advent (15. Dezember, 17 Uhr) wirken auch der Kinderchor St. Georg, der Kirchenchor Bad Steben und die Vogtland Philharmonie mit.
Darauf hat Markus Heunisch schon lange gewartet. Seit 1995 ist der Kirchenmusiker Kantor an St. Georg in Neustadt und damit zugleich Leiter der zugehörigen Kantorei. Jetzt kann er sich endlich einen großen künstlerischen Wunsch erfüllen - Bachs "Weihnachts-Oratorium" mit seinem populären Eröffnungschor "Jauchzet, frohlocket" in Neustadt aufführen. Die Partitur des "Weihnachts-Oratoriums" hat Heunisch bereits vor langen Jahren geschenkt bekommen - bei seinem obligatorischen Kirchenmusikpraktikum nach dem Studium, das er in Erlangen bei Gerhard Rilling absolvierte.
"In dieser Größenordnung ist das eine Premiere für uns", sagt Heunisch. Das Konzert am dritten Advent in der Stadtkirche St. Georg ist freilich nicht nur für Heunisch ein besonderes Datum. Auch die Kantorei St. Georg hat dieses Werk noch nie aufgeführt, weiß Manfred Klatt, der Chorobmann.
Anspruchsvolle Aufgabe
Die ersten drei Kantaten des "Weihnachts-Oratoriums" stehen am 15. Dezember in Neustadt als ehrgeizige Herausforderung auf dem Programm. Dennoch ist Heunisch sehr zuversichtlich, diese Aufgabe künstlerisch erfolgreich zu meistern - eine Aufgabe, die allein eigentlich gar nicht zu stemmen sei. Für das Konzert am driten Advent hat sich die Kantorei bewährte Verstärkung geholt - den Kirchenchor Bad Steben, mit dem bereits zwei gemeinsame Programme gestaltet wurden.
Während Markus Heunisch das Konzert in Neustadt leitet, steht tags zuvor bei der Aufführung in Bad Steben der dortige Kantor Stefan Romankiewicz am Dirigentenpult.
Auch Romankiewicz ist in der Region Coburg bestens bekannt. Schließlich stammt er aus Rödental, hat das musische Gymnasium Albertinum besucht und ist als Tenorsolist schon wiederholt mit der Kantorei St. Georg aufgetreten. Zwei gemeinsame Samstags-Proben mit dem Bad Stebener Kirchenchor haben geholfen, beide vokale Klangkörper aufeinander abzustimmen.
Probe im Gemeindehaus
Rund 30 bis 40 Stimmen zählt die Kantorei St. Georg - mit einem deutlichen zahlenmäßigen Übergewicht der Frauenstimmen. Dennoch behaupten sich bei der abendlichen Probe im großen Saal des Gemeindehauses die Männerstimmen durchaus markant im Gesamtklang.
Vor rund einem Jahr ist die Idee entstanden, Bachs "Weihnachts-Oratorium" endlich einmal in St. Georg in Neustadt aufzuführen. Seit Mai wird an den ersten drei Kantaten geprobt - einmal pro Woche. Das klingt scheinbar nach reichlich Vorbereitungszeit, wobei dazwischen aber auch noch das Programm für das jährliche Sommerkonzert einstudiert werden musste.
"Ehre sei Gott in der Höhe"
"Das Werk ist für uns eine echte Herausforderung", sagt Heunisch, obwohl seine Kantorei durchaus schon Erfahrungen mit einzelnen Bach-Kantaten gesammelt und auch schon das "Weihnachts-Oratorium" von Camille Saint-Saëns aufgeführt hat. Die Kantorei hat zwar durch ihre jährlichen Konzerte durchaus Erfahrung bei Auftritten mit instrumentaler Begleitung. Ein Konzert mit großer Orchesterbesetzung wie in diesem Fall mit der Vogtland Philharmonie ist für die Sängerinnen und Sänger eine besondere Situation, ein besonderer Ansporn.
Zudem bietet Bachs populäres Meisterwerk einige sehr anspruchsvolle Aufgaben - nicht zuletzt in jenen Sätzen, die dem Chor ein beträchtliches Maß an Koloraturgeläufigkeit abverlangen. "Jetzt kommt's - die Nummer 21, unser ,Lieblingsstück'", kündigt Heunisch mit leichter Ironie an. Die Nummer 21 - das ist der Lobgesang "Ehre sei Gott in der Höhe", der mit seinen gestaffelten Einsätzen der einzelnen Stimmen große Konzentration verlangt.
Zielstrebig nimmt Heunisch die besonders heiklen Stellen ins Visier, gibt Tipps, wie sich die ausgedehnten Koloraturpassagen gut bewältigen lassen.
Dazu probt er manche Abschnitte in langsamerem Tempo und bei Bedarf auch mal mit einzelnen Stimmgruppen, um das Stück schließlich wieder zusammen zu setzen. "Wir sind gut durchgekommen", meint Heunisch schließlich - ein Fazit, das eigentlich auch auf die gesamte Probe passt.
Stellprobe in der Kirche
Nach der Probe im Gemeindehaus ist an diesem Abend noch nicht gänzlich Schluss. Denn anschließend geht es hinüber in die Stadtkirche zu einer ersten Stellprobe. Markus Heunisch möchte schon einmal testen, wie sich die Choristen so postieren lassen, dass für alle genügend Platz bleibt.
Die Interpreten des "Weihnachts-Oratoriums" in St. Georg in Neustadt
Konzert-Tipp Bach "Weihnachts-Oratorium", Kantaten eins bis drei, Neustadt, Stadtkirche St. Georg, Sonntag, 15. Dezember, 17 Uhr
Interpreten Kantorei St. Georg, Kirchenchor Bad Steben, Kinderchor St. Georg
Vogtland Philharmonie Greiz/Reichenbach
Susen Schneider (Sopran)
Alexandra Jakob (Alt)
Michael Tischler (Tenor)
Christian Seidel (Bass)
Leitung: Markus Heunisch
Eintrittskarten gibt es im Vorverkauf (13 Euro, Schüler sechs Euro) in der Sonnen-Apotheke und im evangelischen Pfarramt Neustadt sowie an der Abendkasse (15 Euro, Schüler acht Euro).
Markus Heunisch wurde 1966 in Wertheim am Main geboren. Sein Kirchenmusikstudium absolvierte er in Bayreuth (1987 bis 1991, B-Prüfung) sowie an der Musikhochschule Trossingen (1991 bis 1994, A -Prüfung). Sein Kirchenmusikpraktikum führte ihn 1994 nach Rothenburg ob der Tauber zu Kirchenmusikdirektor (KMD) Gerd Wachowski und 1994/1995 an die Matthäuskirche Erlangen zu KMD Gerhard Rilling. Seit 1995 ist Heunisch Kantor an der Stadtkirche St. Georg in Neustadt und zugleich Dekanatskantor im Dekanat Coburg.