Autorin, Polizistin und Mutter
Autor: Cindy Dötschel
Coburg, Freitag, 11. Juni 2021
Mit "Hexe Rosalie und der verschwundene Edelstein" hat Lisa Weichsel ihr erstes Kinderbuch veröffentlicht. Das Schreiben hatte sie aber schon vorher durch eine schwere Zeit gebracht.
Eine Hexe mit blauen Haaren, lila Schuhen und einem grünen Kleid ziert das Cover von Lisa Weichsels erstem Kinderbuch. Die 36-Jährige hat nicht nur den Text selbst geschrieben, sondern auch alle Bilder in ihrem Buch "Hexe Rosalie und der verschwundene Edelstein" selbst gezeichnet. Erst als Skizzen, dann mit Aquarell-Farben. "Das Buch war sozusagen mein Projekt 2020." Die Idee kam der Coburgerin spontan, als sie ihren Kindern Eliah und Emma, die sechs und vier Jahre alt sind, eines Abends eine Gutenachtgeschichte erzählen sollte. "Emma fand die Geschichte so toll, dass ich sie am selben Abend noch mit dem Handy als Sprachmemo aufgenommen habe."
Weichsel schickte die Aufnahme einer Freundin, deren Kinder ebenfalls begeistert waren. So entstand der Wunsch, die Geschichte als Buch zu verlegen. Im Zentrum steht, wie der Titel bereits erahnen lässt, Hexe Rosalie. Als der Edelstein ihrer Urgroßmutter gestohlen wird, macht sie sich auf die Suche nach ihm und trifft unter anderem eine Eule, einen Fuchs und Kobolde. Von der Idee bis zur Veröffentlichung des Buchs im April verging über ein Jahr. "Der Text war schnell fertig, aber die Bilder zu zeichnen war sehr aufwendig - manche Bilder musste ich öfter malen, bis sie gepasst haben. Alleine bis die Skizze für Hexe Rosalie fertig war, dauerte es etwa vier Wochen."
Schreiben als Energiequelle
An ihrem Buch hat Weichsel vor allem abends, wenn die Kinder bereits geschlafen haben, gearbeitet. Denn Weichsel ist nicht nur zweifache Mutter, sondern arbeitet auch halbtags bei der Verkehrspolizei. "Wir sind vor allem auf der Autobahn unterwegs und führen dort Fahndungs- und Drogenkontrollen durch und sichern Unfallstellen", erzählt sie aus ihrem Arbeitsalltag. Nach ihrer Ausbildung bei der Polizei war sie zunächst ein Jahr bei der Polizeihundertschaft in München im Einsatz bis sie sich dann bei der Verkehrspolizei im nahegelegenen Hohenbrunn beworben hat. "Ich habe mich in dem Aufgabengebiet sofort zuhause gefühlt." 2008 wurde Weichsel in ihre Geburtsstadt Coburg versetzt.
Bereits als Kind hat die Coburgerin gerne geschrieben und gemalt. So ist es nicht verwunderlich, dass Weichsel vor sechs Jahren bereits ein Buch veröffentlicht hat. "Ich bin eines Abends heimgekommen und hatte das Bauchgefühl, dass ich ein Buch schreiben möchte", sagt sie. An dem Roman "Wie das Glück mich fand" hat sie mehrere Jahre geschrieben. Der Roman handelt von der 27-jährigen Emma, deren Mutter bei einem Unfall stirbt. Als sie sich nach einiger Zeit besser fühlt, wirft sie ein unerwarteter Brief wieder aus der Bahn.
Als Weichsel 2012 an schwarzem Hautkrebs erkrankte, hat ihr das Schreiben die Energie gegeben, die Zeit zu überstehen. "Wenn ich schreibe, fühle ich mich wie auf Wolken. Während der Therapie habe ich das Schreiben gebraucht." Momentan arbeitet Lisa Weichsel an einem weiteren Roman. "Wie in meinem ersten Roman ist die Handlung frei erfunden", sagt sie. Die Kapitel spielen abwechselnd in der Gegenwart und der Vergangenheit.
Ausgang der Handlung noch ungewiss
Wieder wird eine Frau die Hauptfigur sein. Die Protagonistin wird zu Beginn der Geschichte von einem Mann, den sie später auch heiratet, umgarnt. Bis er sie immer mehr von der Außenwelt abschottet und gewalttätig wird. Bei einem Streit kommt es zu einem folgenschweren Sturz, bei dem der Mann sich einen Wirbel bricht. Von da an sitzt er im Rollstuhl und ist auf die Hilfe seiner Frau angewiesen. "Ich habe schon 74 Seiten geschrieben und weiß trotzdem noch nicht, wohin die Handlung führen wird."
Und auch die Geschichte für ein weiteres Kinderbuch hat sie sich bereits ausgedacht. "Das Buch wird von Prinzessin Anna und einem blauen Drachen handeln", verrät sie. Im Gegensatz zu typischen Prinzessinnen sucht Anna das Abenteuer und findet so im Wald den Eingang zu einer verzauberten Welt. Dort findet sie einen blauen Stein, der die Form eines Eis hat, und nimmt diesen mit. Bislang hat Weichsel noch nicht damit begonnen, die Bilder zu der Geschichte zu malen. Sie hofft, dass spätestens dann wieder Lesungen in Kindergärten möglich sind, wenn das Buch fertig ist.