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Australischer Chor fasziniert in Coburg


Autor: Gerhard Deutschmann

Coburg, Sonntag, 04. Oktober 2015

Warum kommt ein Chor aus Australien nach Coburg? Das Ensemble Gombert fasziniert bei seinem Konzert in der Salvatorkirche mit einem überaus anspruchsvollen Programm.
Das Ensemble Gombert aus Melbourne beeindruckte bei seinem Gastspiel vor zahlreichen Zuhörern in der Coburger Salvatorkirche. Foto: Jochen Berger


Mit einem Konzert zum Erntedankfest in der Salvatorkirche eröffnete die Musica Mauritiana ihre neue Saison. Zu Gast war das Ensemble Gombert aus Melbourne in Australien unter der Leitung von John O'Donnell, der a-cappella-Musik von der Renaissance bis zur Moderne im Programm hatte. Der Chor nennt sich nach dem belgischen Renaissance-Komponisten Nicolas Gombert und ist zum dritten Mal in Europa unterwegs, aber zum ersten Mal in Coburg, weil die Chormitglieder die Heimatstadt von Prinz Albert kennenlernen wollten.
Das Ensemble trat mit 19 Stimmen - elf Frauen und acht Männern - auf, die dank vorbildlicher Stimmschulung mit einem üppigem Klang aufwarteten, der mühelos auch eine große Kathedrale gefüllt hätte.

Man hörte klare, vibrationslose Stimmen von lupenreiner Intonation und enormem Durchhaltevermögen, denn das gut einstündige Programm wurde ohne die sonst üblichen Orgelpausen absolviert, wobei keinerlei Ermüdungserscheinungen zu bemerken waren.
Seine Visitenkarte gab das Ensemble mit dem breit im dichten zwölfstimmigen Satz dahin strömenden "Regina caeli laetare" seines Namenspatrons Nicolas Gombert ab, dem noch ähnliche Werke seiner Zeitgenossen Josquin Desprez, Clemens non papa und Thomas Tallis folgten, sehr präzise, aber mit wenig dynamischer Differenzierung dargeboten.
Bei William Byrd und Michael Praetorius wird die Musik durch Gleichberechtigung aller Stimmen schon lebendiger; ihre Motetten wurde sehr homogen und durchsichtig musiziert.
Vier anspruchs-, aber auch stimmungsvolle Gesänge in erweiterter Tonalität unter dem Titel "Death be not proud" gab es anschließend aus der Feder des australischen Komponisten Calvin Bowman.
Der Chor war auch den häufigen dissonanten Steigerungen gewachsen und achtete sorgfältig auf die gestalterischen Intentionen des Dirigenten John O'Donnell. In gleichfalls perfekter Wiedergabe erklangen auch die drei Motetten op.110 von Johannes Brahms, die teils polyphon, teils choralartig gehalten sind.
Die Meister der Renaissance standen Pate bei der Zugabe "To Rosamounde - A balade" des Chormitglieds Vaughan McAlley, der bei traditioneller Harmonik die Stimmen von 8 bis 18 ausweitet und die Soprane bis in höchste Höhen führt. Viel Beifall für die australischen Gäste und ein gelungener Auftakt für die Musica Mauritiana.



Gäste aus Melbourne in Coburg

Das Ensemble Gombert ist Melbournes herausragender Kammerchor. Das Ensemble wurde im Jahr 1990 von John O'Donnell gegründet und nennt sich nach dem Komponisten Nicolas Gombert (etwa 1495 bis 1560), der zwar zu Lebzeiten von seinen Zeitgenossen hoch geschätzt war, im 20. Jahrhundert aber kaum noch beachtet wurde. Das Ensemble ist spezialisiert auf die A-cappella-Musik der franko-flämischen Hochrenaissance. Der Chor tritt auf Festivals in Australien auf und unternahm Konzertreisen nach Nordamerika und zweimal nach Europa (2004 und 2006). In diesem Jahr singt der Chor in Deutschland, Frankreich, Tschechien und der Schweiz.

John O'Donnell, Organist an der Monash University, ist ein internationale Tasteninstrumentalist, Chorleiter und Musikwissenschaftler. Er studierte am Sydney Conservatory of Music und am Victorian College of Arts sowie an der University of Melbourne.