Ausflug in längst verklungene Zeiten
Autor: Jochen Berger
Coburg, Samstag, 08. Juli 2017
Wie die Capella Antiqua Bambergensis bei einem Gastspiel in Coburg Musik zwischen Mittelalter und beginnender Neuzeit zum Klingen bringt.
Was wäre aus der Reformation Martin Luthers geworden ohne die Musik und ihre Macht? 500 Jahre nach dem Thesenanschlag ist diese Frage natürlich hypothetisch. Und doch drängt sie sich auf - auch in einem Konzert, das die katholische Erwachsenenbildung im Dekanat Coburg in St. Augustin veranstaltete.
Musikalische Zeitreise
"Die Schlange und das Lamm" - unter diesem Motto begab sich die Capella Antiqua Bambergensis vor zahlreichen Zuhörern auf eine musikalische Zeitreise auf den Spuren der Familien Luther und Cranach. Auf dem Programm: Musik vornehmlich des 15. und 16. Jahrhunderts, Musik zwischen Mittelalter und beginnender Neuzeit, Musik einer Zeitenwende, Musik einer zwischen widerstreitenden Konfessionen zerrissenen christlichen Kirche.
Dass die Musik auch in Zeiten von Reformation und Gegenreformation künstlerische Brücken schlagen konnte zwischen den konfessionellen Lagern - auch davon erzählte das beziehungsvoll zusammengestellte Programm. So ist Martin Luthers Bewunderung für Ludwig Senfl bekannt, seit 1523 Kapellmeister Herzog Wilhelms IV. im katholischen München.
Die Musik jener Zeit bis hin zu Samuel Scheidt, einem Zeitgenossen von Heinrich Schütz - sie wird gern allzu pauschal als streng und herb beschrieben. Wie zart und ausdrucksvoll sie in manchen Stücken klingen kann, führte die Capella Antiqua Bambergensis bei ihrem Coburg-Gastspiel in St. Augustin auf einer Vielzahl von Instrumenten vor.
Besonders ausdrucksvoll gelangen Sätze von Samuel Scheidt und Ludwig Senfl, die als Gambenquartett angestimmt wurden. Die Capella Antiqua Bambergensis mit Andreas, Anke, Thomas und Wolfgang Spindler wurde bei diesem Programm durch zwei Gäste unterstützt: Benjamin Dreßler (Viola da Gamba und Gesang) und Dietrich Haböck (Violone).
Sie erweiterten das Spindler-Quartett zum gut harmonierenden Sextett, das die Werke in immer wieder wechselnder Instrumentenkombination musizierte - mit Harfe und Zink, mit Krummhorn und Flöten. Bei einigen Titeln bewährte sich Benjamin Dreßler zudem mit schlanker, sicher geführter Stimme als Vokalsolist.
Musik des Mittelalters
Capella antiqua Bambergensis
Die Musik des Mittelalters - 1000 Jahre alt: voller Rhythmik mit Pommern, Platerspielen, Sackpfeifen und fränkischen Heertrommeln, geheimnisvoll und mystisch auf Harfen, Psaltern, Glockenspiel und Fideln musiziert. Das ist die Welt, die die Capella Antiqua Bambergensis in ihren Konzerten wieder lebendig werden läßt. Gründer und Leiter ist Wolfgang Spindler, Organist an der ehemaligen Benediktiner-Abtei St. Michael zu Bamberg und Autor zahlreicher Veröffentlichungen zur Musikgeschichte