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Aus Roßfeld kommt die Musik


Autor: Gabi Bertram

Roßfeld, Mittwoch, 10. April 2013

60 Jahre ist es her, dass die Roßfelder Musikanten wiedergegründet wurden. Das feiert die immer noch erstaunlich junggebliebene Truppe rund um Dirigent Christian Mildenberger mit einem viertägigen Festprogramm.
Eine starke Truppe: Nach ihren ausverkauften Konzerten zum Auftakt des Jubiläumsjahres proben die Roßfelder Musikanten schon eifrig für das Festwochenende Mitte Juni. Foto: Gabi Bertram


Der "Böhmische Traum" ist die heimliche Nationalhymne im kleinen Bad Rodacher Stadtteil. Denn böhmisch-mährische Blasmusik das Label der Roßfelder Musikanten, die heuer ihr 60-jähriges Bestehen nach ihrer Neugründung am 1. Januar 1953 feiern. Wobei das sicher nicht alles ist, sagt Vorsitzender Norbert Oppel: "Die Roßfelder Musikanten gibt es schon mindestens hundert Jahre." Das älteste gefundene Notenmaterial jedenfalls stammt aus dem Jahr 1907.
Die "Roßfelder" sind vor allem eine auffallend junge Truppe. Das Durchschnittsalter schätzt Dirigent Christian Mildenberger auf 27 Jahre - und da liegt er selbst noch darunter. Mit zehn Jahren hat Christian angefangen, das Tenorhorn zu erlernen. Das ist ein Instrument, das auch sein Vater Hans-Jürgen spielt. Und nebenbei ist er der stellvertretende Vorsitzende.
Die meisten der jungen Musiker sind hier in die Fußstapfen der Väter getreten.

Auch Carsten Oppel, der das erste Flügelhorn spielt und damit Norbert Oppel folgte. In diesem Sinne, erzählt Norbert Oppel, ist das Jahr 1998 der "absolute Glücksfall" für die Musikanten gewesen. In diesem Jahr gab für die Kapelle gleich 14 Mal Nachwuchs von Kindern zwischen sieben und elf Jahren - alles Kinder aktiver Musiker.
Wenn es Nachwuchswerbung geht, waren die "Roßfelder" schon immer aktiv. Christian Mildenberger berichtet vom "WIM"-Projekt an der Bad Rodacher Grundschule. In Zusammenarbeit mit der werden dort unter der Ägide der Musikanten derzeit rund 40 Erstklässler von der Musiklehrerin Cornelia Schepesta an Musikinstrumente, Musik und Noten herangeführt. Christian Mildenberger hat sich für dieses Projekt ein Ziel gesetzt: "Vielleicht können wird in Roßfeld eine Jugendkapelle für Anfänger installieren."
Der einstige Dorfschulmeister Willi Fischer war es, der 1953 die Roßfelder Musikanten nach einem Dornröschenschlaf wieder aktivierte. Nach Willi Fischer wurde Paul Müller musikalischer Leiter. Ihm folgten Uwe Zehner, Roland Schneier und nun vor drei Jahren Christian Mildenberger. 29 aktive Musiker zählt der Verein, weitere 53 Mitglieder sind Förderer - die meisten davon ehemalige Musiker. Wenn alle ehemaligen Aktiven mit musizieren würden, erzählt der seit 17 Jahren amtierende Vorsitzende Norbert Oppel, "wären wir auf der Bühne um die 60 Leute".
Ein Glücksfall prägte das musikalische Repertoire entscheidend mit. Zu Paul Müllers Dirigentenzeiten ließ dieser sich nicht nur vom legendären Ernst Mosch inspirieren, sondern auch von dessen Leidenschaft für die böhmische Blasmusik anstecken. Dazu kam vor ungefähr zehn Jahren der Besuch bei den Hergolshäuser Musikanten zu einem "böhmischen Abend". Da begann das Fieber der böhmisch-mährischen Blasmusik um sich zu greifen. "Das ist unsere Musik", erklärt Norbert Oppel mit Überzeugung.

Jede Woche einen Auftritt

Um die 50 Auftritte haben die Roßfelder im Jahr zu bestreiten. Sie spielen beim Schützenfest in Bad Rodach, geben ihre schon legendären Osterkonzerte vor stets ausverkauftem Haus in der "Silbernen Kanne" und freuen sich schon auf das traditionelle Fest am 1. Mai. In der Vereinschronik finden sich solch herausragenden Auftritte wie der 1984 in Schweden vor Königin Silvia.
Auch in Polen waren die Musiker und besuchten dort die Heimat ihres Schlagzeugers Georg Banusch. Der wohnt eigentlich in Rödental und wird immer wieder bei den Hauptversammlungen für sein regelmäßiges Erscheinen zu den Proben gelobt. 2012 nahmen die "Roßfelder" erstmals an einem Wertungsspiel des Nordbayerischen Musikbundes in Bamberg teil und belegten in der Mittelstufe den dritten Platz.
Von der Stimmung und der Gemeinschaft in der Truppe schwärmen alle. "Bei uns geht es lustig zu, nicht so streng", meint der junge Dirigent. Man sei schließlich irgendwie auch eine Dorfkapelle - da treffe man sich auch so mal." Mit steigendem Erfolg freilich, das räumt Christian Mildenberger ein, müsse man natürlich auch etwas "strenger" bei den Proben sein. Wenn er seinen Taktstock hebt, herrscht auf jeden Fall bei allen höchste Konzentration. Aber in den Pausen oder vor und nach den Auftritten darf kräftig gescherzt und gelacht werden.