Druckartikel: Auf Tour über den Wolken

Auf Tour über den Wolken


Autor: Katja Nauer

Coburg, Freitag, 10. April 2015

Thomas Fischer ist Fluglehrer und Prüfer. Er hat schon viermal die Alpen überquert. Seinen Passagieren bringt der Coburger Franken und Thüringen im Ballon aus der Luft näher.
Sonnenuntergang im fränkischen Land: Sonja und Stephan Rother aus Neundorf genießen jede Ballonfahrt aufs Neue.


Mit einem gebrauchten Ballon fing alles an: Der Coburger Thomas Fischer arbeitete für eine Flüssiggasfirma im Außendienst, die in Leipzig zwei Ballone für Werbezwecke einsetzte. 2002 machte der damals 41-Jährige den Pilotenschein. Als seine Firma umstrukturiert, steht der Pilot vor einer Entscheidung: Soll er das Ballonfahren zum Hauptberuf machen?

Der Coburger wirft alles in die Waagschale und kauft sich seinen ersten Ballon aus zweiter Hand. Fünf Jahre später kommt ein zweiter, neuer Ballon dazu. Kostenpunkt für die Hülle: 27 000 Euro. "Komplett mit neuem Korb habe ich damals 45 000 Euro gezahlt", erläutert Fischer. 2010 findet er mit der Warsteiner-Brauerei einen Sponsor für seinen bislang größten Ballon: "Die Hülle fasst 7600 Kubikmeter Luft." Das entspricht dem umbauten Raum von 19 Einfamilienhäusern.



"Wir sind mittlerweile ein kleines Luftfahrtunternehmen", sagt Fischer, "das seinen Passagieren vor allem die Gegend in Thüringen und Franken nahe bringen will." Er selbst fährt auch mal über die Alpen.
Auch eine Höhenfahrt hat er hinter sich: "Ich wollte ausprobieren, ob ich auf 10 000 Meter komme." 2008 startet er in Herzogenaurach und erreicht 8400 Meter Höhe - bei minus 42 Grad Kälte im Thermoanzug. Dann erlöschen beide Brenner. Fischer steht mit Sauerstoffgerät auf dem Korb und zündet die Flamme wieder - bei 4500 Metern fängt er den Ballon ab.

"Zu jeder Fahrt gehört eine detaillierte Vor- und Nachbereitung", erklärt der Pilot, der größten Wert auf Sicherheit legt. Fischer hat "sämtliche Berechtigungen, die man im Zusammenhang mit Heißluftballons haben kann". Er ist Fluglehrer, Prüfer, darf Ballone sämtlicher Größen fahren, besitzt eine Nachtfahrberechtigung und darf nachts ausbilden.

Diesmal steht eine Prüffahrt an. "Jeder gewerbliche Pilot muss einmal pro Jahr eine Checkfahrt machen", sagt Prüfer Harry Roland vom Ballonsportclub Oberschwaben. Auch Passagiere sind an Bord.
Schon am Nachmittag hat sich Fischer genauestens mit dem Wetter auseinandergesetzt. "Die Flugwetterberatung beim Deutschen Wetterdienst muss dokumentiert und nachgewiesen werden", sagt er.

Der Korb wird ausgeladen, die 30 Meter lange Hülle des Ballons vom Helferteam ausgebreitet und mit zwei tragbaren Ventilatoren erst mit Kaltluft und später durch die drei am Korb befestigten Brenner mit Heißluft befüllt. Fischer verankert ein Satellitennavigationssystem und einen Höhenmesser, am Korb Ein Transponder-Signal dient der Flugsicherheit. "Damit werden wir als Ballon erkannt."

Noch ist es frisch: Wenn der Ballon erst Windgeschwindigkeit hat, spürt der Passagier keinen Luftzug mehr. Nur durch eine Veränderung der Höhe kann der Pilot steuern, indem er sich einen anderen Wind sucht, der schneller ist oder eine andere Richtung hat. Mit 6,1 Knoten (elf Stundenkilometer) und einer Höhe von 2706 Fuß (825 Meter) geht es Richtung Soda-Brücke.

Gut sind die neue Umgehungsstraße Richtung Neustadt zu sehen, die Holzaussiedlung in Spittelstein, Thierach, Blumenrod und Aicha. Aus der Ferne grüßt die Veste.

Nach einer Stunde 15 Minuten Fahrt landet der Ballon nahe Fechheim. Die Passagiere halten sich an Halteschlaufen fest und gehen leicht in die Knie. Ein kurzer Ruck, und der Korb steht auf einem Feldweg. Innerhalb kürzester Zeit presst das Verfolgerteam die Luft aus der Ballonhülle und dem Schlauch.
Neulinge müssen eine sonderbare Zeremonie über sich ergehen lassen: Mit einem Feuerzeug werden die Haare angesengt, dann wird Wasser auf den Kopf gespritzt und am Ende gibt es Erde aufs Haupt. Außerdem erhalten alle Ballonfahrer einen Adelstitel.

Meiner lautet: Baroness Katja, wissbegierige Fotofee zu Rödental. Schön, nicht?