Kitas: Auch in Coburg fehlt es an Fachpersonal
Autor: Christiane Lehmann
Coburg, Mittwoch, 30. August 2017
Qualifizierte Pädagogen werden gesucht. Der Betreuungsschlüssel wird eingehalten und teilweise sogar unterboten.
Das Thema zieht sich wie ein roter Faden durch die Kindertagesstättenlandschaft: Fehlendes Fachpersonal. Reinhold Ehl, Leiter des Coburger Amtes für Kinder, Jugend und Familie, bringt es auf den Punkt: "Qualifizierte Pädagogen werden überall gesucht." Auch die Fachakademie für Sozialpädagogik, die in Coburg jährlich eine ganze Reihe von Kinderpflegern und Erziehern ausbildet, kann den Bedarf nicht abdecken.
100 Prozent Betreuung
Doch zur allgemeinen Beruhigung sei gesagt: Die Coburger Kinderkrippen und -gärten sind bestens aufgestellt. Jeder, der einen Kindergartenplatz braucht, bekommt einen. "Wir haben erfahrungsgemäß Anfang des neuen Kindergartenjahres immer noch einige Plätze frei", sagt Ehl. Auch der Personal- und Betreuungsschlüssel wird überall erfüllt - meistens sogar nach den empfohlenen Vorgaben. Danach kommt eine pädagogische Kraft auf zehn Kinder. In den städtischen Einrichtungen in Seidmannsdorf und Creidlitz liegt man sogar noch etwas darunter. Im Kinderhaus kommen neun Kinder auf eine Kraft. "Das ist dem besonderen Konzept geschuldet", erläutert Ehl. Dennoch ist Personalmangel immer ein Thema. Durch Krankheit oder Urlaub und vor allem veränderte Buchungszeiten komme es immer wieder zu Engpässen. Durch das sofortige Beschäftigungsverbot bei Schwangerschaft müssen die Einrichtungsleitungen oft spontan und flexibel reagieren.
Außerdem steht in vielen Einrichtungen ein Generationenwechsel an. Der Jugendamtsleiter weiß um einige, die die Leitung aus Altersgründen abgeben und damit natürlich erfahrene Kräfte fehlen.
Politik ist gefragt
Die lange Ausbildungszeit (fünf Jahre) und das niedrige Gehalt schrecken viele junge Menschen ab, meint Ehl. Erzieher, die aus Osteuropa nach Deutschland kommen, kämpfen mit der Anerkennung ihrer Ausbildung. Auch das seien Probleme, die von politischer Seite gelöst werden müssten. "Irgendwann sind die heute Dreijährigen die Stütze unserer Gesellschaft. Was sind uns unsere Kinder wert?", fragt Ehl provokativ und wünscht sich einen Blick auf die Kosten. "Qualität hat eben ihren Preis." Es sei eine Frage der Prioritäten. Die Kommunen könnten das nicht alleine tragen.
Doch zurück zur Situation in der Stadt Coburg: Die Betreuungsquote liegt bei 100 Prozent. Es gibt keine Wartelisten - zumindest im ersten Halbjahr. Danach wird es oft schwieriger. Durch Zuzüge oder Umzüge kann es schon mal sein, dass kein Kindergartenplatz vorhanden ist. Denn oft buchen Eltern im Laufe eines Kindergartenjahres einige Stunden dazu, die natürlich immer in Relation zum Personal gerechnet werden müssen. Dadurch entstehen Aufnahmestopps.
Doch die Stadt hilft auch dann weiter. "Mit einem engen Netzwerk aus Tagesmüttern können wir vermitteln und suchen gemeinsam nach Lösungen", verspricht Ehl.
Florian Linke, Einrichtungsleiter von der Kindertagesstätte Park 3, und Markus Christ, zuständig für die evangelischen Kindergärten in der Stadt, unterstreichen Ehls Einschätzung in Sachen Fachkräftemangel. Zwar werde auch in den katholischen und evangelischen Kindergärten der Betreuungsschlüssel erfüllt - in manchen Einrichtungen liegt er sogar bei 1:9 - doch auch hier wäre mehr Personal wünschenswert.