Atemlos durch die Coburger Nacht der Kontraste
Autor: Dr. Carolin Herrmann
Coburg, Sonntag, 09. Sept. 2018
Kultur auf allen Ebenen, Musik und verzaubernde Lichterlebnisse vom Schlossplatz bis hoch zur Veste -das genossen weit über 10 000 Besucher.
Man kann dieses Programm weder persönlich bewältigen noch entsprechend würdigen. Auch die 14. Coburger Nacht der Kontraste bot geradezu hemmungslos so viel an Kultur auf (fast) sämtlichen Ebenen, dass man verzweifeln oder in einen Rausch der Begeisterung verfallen konnte. Wir halten es mit letzterem, zumal dieses vom Süden der Stadt bis hoch zur Veste schweifende, lebensvolle Fest erneut so vom Wetter begünstigt war, dass es zu einem (Spät-) Sommernachtstraum wurde. Waren im letzten Jahr schon über 10 000 Besucher gekommen, so waren es augenscheinlich in diesem Jahr noch mehr.
Also schieben wir uns auch im Nachhinein noch genüsslich schwelgend mit den entspannten Massen durch die Ehrenburg, die an die 7000 Besucher registrierte. Das ist laut Matthias Müller, Verwaltungsleiter der der Coburger Landesstiftung, die offizieller Veranstalter dieses von Konzept wie Ausführung und Ambiente her einmaligen Events ist, ein Viertel der Jahresbesucherzahl. Die nach dem bisherigen Organisator Martin Rohm heuer erstmals aktive Agentur Streckenbach hat, vom äußeren Erleben her betrachtet, offensichtlich ihren durchaus großen Job bewältigt.
Alle wesentlichen Coburger Kultureinrichtungen - das Landestheater mit eigenem großen Gala-Programm, siehe Seite 16 - hatten wieder ihre Pforten geöffnet; unüberschaubar bereits das Angebot an Ausstellungen und Sonderdarbietungen an diesem Abend. Kunst, Geschichte, Wissenschaft, die jungen Sprayer auf den Arkaden, die unter den zum Teil auch sehr politisch kritischen Sentenzen der Live-Hiph oper an den jugendlich-unbekümmerten Rand des Experimentellen führten.
Außen die zwar nicht spektakuläre, dafür aber in spannenden Linien die Wege führende Beleuchtung des Hofgartens unter den dann sehr wohl spektakulären, die Veste wieder umfingernden Laserstrahlen. Die Fassade der Ehrenburg hatte sich ebenfalls in eine rhythmisch pulsierende Filmfläche verwandelt. Auf der Veste dann die Fassaden verwandelnden Lichtkunst-Fantasien von Hanna Dallmer-Zerbe.
Über 30 Bands
Und im Inneren überall Konzerthöhlen, -tempel, mitunter zum Bersten gefüllte Musiksäle mit fast 30 Bands, regionalen, aber auch wieder aufregenden Entdeckungen aus dem Überregionalen. So etwa das klassische Feuerbachquartett mit jungen Musikern aus Bayreuth und Nürnberg: Was in großen Rock- und Popsongs steckt, wenn sie Cello und Geigen anheimfallen, ist verblüffend und unter die Haut gehend. Da blicken Sie ganz schnell ins "Eye of the Tiger". Der Riesensaal der Ehrenburg war bei deren Darbietungen proppenvoll.
Wer sich in die Kellergewölbe hinab wagte, der konnte, im Angesicht der herzöglichen Büsten-Familie, die hier hinter dem Heizungskeller verwahrt wird, in die akustisch einnehmende Schwerelosigkeit der jazzigen Poesie des Andy Houscheid-Tri os eintauchen. Bei Leise am Markt ein frecher, sehr italienischer Liedermacher, im Staatsarchiv das feine Quadrosax in Gershwins Summertime... Man könnte so viel erzählen. Vom Comedy-Sarkasmus im Marstall mit Atze Bauer, dem musikalisch verrückten Renè Kraus und dem fränkischen Missmut in Person, Jörg Kaiser, ganz abgesehen. Denn eine "Lachnacht" war diese Kulturvöllerei auch noch.
Offizieller Dank und das Bemühen