Druckartikel: Apfel will auf Ideen sehen, nicht auf die Partei

Apfel will auf Ideen sehen, nicht auf die Partei


Autor: Simone Bastian

Coburg, Donnerstag, 09. Januar 2020

Die Wählergemeinschaft Pro Coburg hat Thomas Apfel als Spitzenkandidat nominiert. Sein Motto: "Coburg kann mehr".
Thomas Apfel während seiner Bewerbungsrede. Foto: Simone Bastian


Das erste Plakat mit dem Bild des Oberbürgermeisterkandidaten und dem Slogan "Coburg kann mehr" hing schon am Nachmittag in der Hindenburgstraße. Da hatte die Nominierungsversammlung der Wählergemeinschaft Pro Coburg (WPC) noch lange nicht begonnen: Am Donnerstagabend nominierten die 44 anwesenden Mitglieder Thomas Apfel als Bewerber für die Oberbürgermeisterwahl. Es gab nur diesen einen Vorschlag, und er erhielt 100 Prozent der Stimmen.

Zuvor hatte Apfel in einer 50-minütigen Rede dargelegt, welche Schwerpunkte er setzen will.

Vor allem will Apfel über die Parteigrenzen hinweg arbeiten, wie er mehrfach versicherte. Ihm gehe es um die Wirkungen von Ideen, nicht darum, welches Parteibuch dahinter stehe. Diese Erfahrung habe er als Journalist gemacht. Während des Wahlkampfs werde er seine Tätigkeit als Radiomoderator jedoch ruhen lassen, stellte Apfel klar. Seit dem Jahr 2000 arbeitet er beim Coburger Lokalsender Radio Eins, zuvor hatte der gebürtige Neuseser eine Elektrolehre gemacht. Seine 20 Jahre als Journalist sieht der 47-Jährige als gute Grundlage für das Amt des Oberbürgermeisters: Er kenne die kommunalpolitischen Themen und Diskussionen in Stadt, Landkreis und in der Region.

Problempunkt Regiomed

Einen Schwerpunkt seiner Arbeit werde er bei der Gesundheitsversorgung setzen, versprach Apfel. "Es kann nicht sein, dass es im Jahr 2019 bei einer Praxiseröffnung in Coburg zugeht als würde jemand Geld verschenken." Wenn es um die Ansiedlung von Ärzten gehe, seien freilich auch Bundes- und Landespolitik gefordert.

Die zweite große Herausforderung für den Coburger Oberbürgermeister auf diesem Sektor sei der angeschlagene Klinikverbund Regiomed, sagte Apfel. Bei dessen Sanierung dürfe es nicht "um die Eitelkeiten einzelner handelnder Personen oder Standorte gehen"; der Konzern brauche "ein hochprofessionelles Management" und "ein hochqualifiziertes Aufsichtsgremium", forderte er.

Für die Stadt Coburg will er unter anderem mehr Mobilität und weniger (Auto-)Verkehr. Radwegeausbau, ein kostenloses Seniorenticket für den Stadtbus (Kosten: rund 500000 Euro im Jahr) und eine zentrale Bündelung aller Zuständigkeiten rund um das Thema Verkehr in der Stadtverwaltung nannte Apfel als konkrete Maßnahmen. Außerdem kündigte er eine Initiative "Coburg ohne Plastik" an.

Wirtschaftsfreundlichkeit sei aber genauso wichtig, betonte Apfel. Coburg habe Gestaltungsmöglichkeiten, auch dank der ansässigen Unternehmen; es sei die Pflichtaufgabe eines Oberbürgermeisters, dafür zu sorgen, dass sich alle Unternehmer in Coburg wohlfühlen. Wirtschaftsförderung dürfe nicht an der Stadtgrenze aufhören. Apfel sprach von "Wirtschaftsförderung neu denken": Darüber habe er auch schon mit seinem ehemaligen Moderator-Kollegen "und bis heute guten Freund", Landrat Sebastian Straubel (CSU) gesprochen.

Gemeinsam fürs Theater

Straubel war als Gast der Veranstaltung angekündigt, kam aber nicht, da er, wie Apfel sagte, an einer Aufsichtsratssitzung von Regiomed teilnehmen musste. Anwesend war dafür der stellvertretende Landrat Christian Gunsenheimer (Freie Wähler), den Apfel gleich in seinen Appell in Sachen Landestheater einschloss: Politiker aller Ebenen in der Region müssten die Forderung unterstützen, dass der Freistaat Bayern mehr als bisher zur Finanzierung des Landestheaters beiträgt. Das Theater komme schließlich der ganzen Region zugute - "vom Rennsteig bis in den Bamberger Raum und von den Haßbergen bis nach Bayreuth".

"Sport wird mit mir als OB nicht nur auf dem Papier zur Chefsache", versprach Apfel - eine Spitze gegen den amtierenden und ungenannt bleibenden OB Norbert Tessmer (SPD). Dessen Vorgänger Norbert Kastner (SPD) wurde hingegen ausdrücklich erwähnt - Kastner sei nach seiner ersten Wahl 1990 in einer ähnlichen Situation gewesen, wie sie Apfel für sich erwartet, sollte er gewählt werden: keine Erfahrung in der Verwaltung oder als Stadtratsmitglied.

Aber er hat namhafte Unterstützer, die manch anderer Kandidat wohl auch gerne hinter sich wüsste: In einem kurzen Film kamen unter anderem der Unternehmer Björn Schumacher und Jürgen Apfel zu Wort - älterer Bruder des Kandidaten und Geschäftsführer der IG Metall in Coburg.

Den Wahlkampf haben die WPC schon länger anlaufen lassen: Eine Postkartenaktion "Zukunft Coburg" gehörte dazu; die Versammlung am Donnerstagabend wurde ins Internet übertragen. Und am Samstag werden die WPC in der Fußgängerzone zu finden sein: Es ist "Tag des deutschen Apfels".