Druckartikel: Angst vor hässlichen Masten im Coburger Land

Angst vor hässlichen Masten im Coburger Land


Autor: Rainer Lutz

Coburg, Montag, 30. Sept. 2013

Gegner der Trasse fürchten, dass die gigantischen Masten das Coburger Land verschandeln werden und dass die Leitung eine Gefahr für die Gesundheit ist. Sie haben 1000 Unterschriften gegen das Projekt gesammelt.
o wie auf dieser Fotomontage stellt sich Oliver Weingarth die Wirkung der geplanten 380-kV-Leitung vor dem Ortseingang von Rödental vor. Fotomontage: Oliver Weingarth


Jörg Schulz und seine Kollegen hatten sich viel Mühe gemacht. Zum Infotag der Firma Tennet über die neue 380-kV-Leitung im Coburger Land hatten sie eine Visualisierung vorbereitet. Auf dem Bildschirm konnten die Besucher in einer dreidimensionalen Darstellung von allen möglichen Standorten aus betrachten, wie die Leitung in der Landschaft am Froschgrundsee aussehen könnte. Doch nicht alle waren mit der Darstellung glücklich.

"Ich musste auf der dreidimensionalen Computersimulation zweimal hinschauen um einen Mast schemenhaft im Hintergrund zu erkennen. Einen zweiten und dritten Mast, obwohl sie aufgrund des Maßstabs auch hätten da sein müssen, habe ich in der Darstellung nicht gefunden", lautet das Urteil von Oliver Weingarth zu der angebotenen Visualisierung.

Er ist als Anwohner in Oberwohlsbach von der Trasse betroffen, die in Sichtweite an seinem erst vor kurzem gebauten Haus vorbeiführen wird.

Wie die Masten seiner Einschätzung nach in der Wirklichkeit aussehen werden, ließ Weingarth daher in ein Foto einarbeiten, das die Zufahrt nach Rödental aus Richtung Dörfles-Esbach kommend zeigt. Auf der so entstandenen Montage, sind klein auch die Masten der bereits stehenden älteren Freileitung zu sehen. Die Montage soll eine Vorstellung davon geben, wie stark die Leitung mit ihren mächtigen Masten die Landschaft tatsächlich beeinträchtigen werden, wenn die Leitung gebaut wird.

Die Planer von Tennet sind sich dessen recht sicher - immerhin steht hinter dem Bau der ausdrückliche politische Wille der Bundesregierung, die sogar ein Gesetz erlassen hat, das die Möglichkeiten der Bürger stark einschränkt, gegen das Vorhaben gerichtlich vorzugehen. Dass die Regierung in Berlin sogar ausdrücklich von den Planern verlangt, die Leitung bis spätestens Ende 2015 betriebsbereit zu übergeben, setzt Tennet unter erheblichen Zeitdruck.

Doch die Politik ist offenbar überzeugt, dass die Trasse gebraucht wird, sobald das Kernkraftwerk Grafenrheinfeld wie geplant Ende 2015 vom Netz geht.

Vorstoß bei der Regierung

Dieser Meinung sind die Gegner der Trasse nicht. Sie haben eine Menge Argumente gesammelt, um zu belegen, dass die Trasse gar nicht gebraucht wird. Dazu gehören reihenweise wissenschaftliche Studien, die von einer erheblichen Gesundheitsbelastung durch die Nähe solcher Leitungen ausgehen, und ebenso Gutachten, die andere Wege zur Versorgungssicherheit aufzeigen. Argumente, die offenbar viele Bürger überzeugt haben. Mehr als 1000 Unterschriften auf Protestpostkarten haben Vertreter der Bürgerinitiativen jetzt dem Präsidenten der Regierung von Oberfranken, Wilhelm Wenning überreicht.

Bei dieser Gelegenheit haben Anette Martin, Silke Michel und Ute Michel erneut auf den noch immer nicht abgeebbten Protest der betroffenen Bürger hingewiesen. Durch die Unterschriften-Aktion und eine parallel dazu durchgeführten Internet-Aktion kam die beachtliche Zahl von Unterschriften zusammen. "Regierungspräsident Wenning und seine Mitarbeiter waren überrascht von so viel Post", sagt Anette Martin.

Probleme bei Weißenbrunn

Vor allem die Situation in Weißenbrunn vorm Wald bezeichnen die Gegner der Trasse als inakzeptabel. Das betonten sie beim Besuch in Bayreuth ausdrücklich. Dort muss nämlich die Trasse den Froschgrundsee überqueren.

Das Planfeststellungsverfahren sieht eine Linienführung auf der Seeseite der ICE-Brücke vor. Dabei muss allerdings eine Reiherkolonie überquert werden, was Probleme mit dem Naturschutzrecht erzeugt. Sollte diese Linienführung nicht genehmigt werden, sieht das Verfahren als Alternative eine Trasse zwischen Brücke und Ortschaft vor. Die allerdings würde den geforderten Mindestabstand deutlich unterschreiten und nach Angaben der Gegner des Projekts nur rund 240 Meter von den ersten Häusern entfernt verlaufen.

"Hier sollten auch Politiker, wie der CSU-Bundestagsabgeordnete Hans Michelbach tätig werden, die sich öffentlich für einen Mindestabstand zur Wohnbevölkerung von sogar 400 bis 500 Meter ausgesprochen haben", fordert Anette Martin.

Überzeugt von den Argumenten, die sie auf den Tisch legen kann ruft Anette Martin alle Bürger auf, sich die Unterlagen in den Verwaltungen der betroffenen Gemeinden anzusehen und dazu Stellung zu nehmen: "Wir hoffen weiterhin auf Unterstützung. Einwände sollte jeder schreiben, denn alle Einwände werden korrekt geprüft und gegebenenfalls muss sogar nachgeprüft werden, ob nicht Fehler in den Planungsunterlagen vorliegen."