Druckartikel: Anflug auf den Bürgerentscheid im Landkreis Coburg

Anflug auf den Bürgerentscheid im Landkreis Coburg


Autor: Rainer Lutz

LKR Coburg, Donnerstag, 07. Mai 2015

Argumente der Befürworter und der Gegner eines neuen Verkehrslandeplatzes und die Frage, was der Bürgerentscheid bewirken kann, lockten Hunderte von Interessierten in die Babucke-Veranstaltungshalle nach Meeder zur Podiumsdiskussion "Auf den Punkt".
Auf großes Interesse stieß der Regionentalk zum geplanten Verkehrslandeplatz bei Neida. Fotos: Albert Höchstädter


Braucht das Coburger Land einen neuen Verkehrslandeplatz? Was wird der kosten, wenn er denn gebaut wird? Geht es auch mit einer Verbesserung der technischen Möglichkeiten auf der Brandensteinsebene? Wofür soll ich beim Bürgerentscheid am 14. Juni stimmen? Wer Antworten auf diese Fragen suchte, war genau richtig beim Regionentalk "Auf den Punkt", zu dem die Sparkasse Coburg-Lichtenfels in Zusammenarbeit mit dem Coburger Tageblatt, Radio Eins und itv am Mittwoch in der Babucke-Veranstaltungshalle eingeladen hatte.

Antworten gab es dort auf alle diese Fragen. Allerdings fielen sie sehr unterschiedlich aus. Auf dem Podium hatten schließlich Befürworter und Gegner Platz genommen. Unternehmer Björn Schuhmacher und Landrat Michael Busch (SPD) plädierten vehement für die Notwendigkeit. Kreisrat Christoph Raabs (ÖDP) und Kreisrätin Dagmar Escher (Fraktion der Grünen), die auch Sprecherin der Bürgerinitiative gegen den Flugplatz ist, argumentierten dagegen. Moderator Thomas Apfel (Radio Eins) versuchte, sie ausgewogen zu Wort kommen zu lassen. In der ersten Reihe hatten Fachleute Platz genommen, die Tageblatt-Redakteur Berthold Köhler zu besonders strittigen Punkten interviewte.

Wurde auf dem Podium von Dagmar Escher bestritten, dass der Platz für die geplanten 30 Millionen Euro gebaut werden könne, so fand dies Bestätigung durch den Luftfahrtexperten Dieter Faulenbach da Costa - aber Widerspruch durch Flugplatzplaner Benjamin Bartsch beruhigte.

Im Rahmen des Möglichen

Pilot Hubertus Steinerstauch, seit Jahrzehnten Mitglied im Coburger Aeroclub, ist überzeugt, dass eine Erweiterung der Brandesteinsebene im Rahmen des Möglichen und eine Anflugbefeuerung auf Masten ausreicht, um den Platz auch in Zukunft sicher zu betreiben. Dem widersprach nun wieder Klaus Wanjura, der ebenfalls Pilot ist. Die kurze Landebahn biete keinesfalls die Sicherheit, die zu fordern ist.

Björn Schuhmacher erklärte, warum die Wirtschaft auf einen Flugplatz angewiesen sei, der auch im Instrumentalflug angeflogen werden kann. Damit erklärte er auch gleich, warum sein Unternehmen vor zehn Jahren noch den Bedarf verneint hatte. Damals habe Schuhmacher ein Werk im Coburger Land mit 300 Beschäftigten gehabt, heute seien es elf Werke mit 3000 Beschäftigten international. Es komme für ihn darauf an, zuverlässig schnell zu diesen Werken oder möglichen Kunden fliegen zu können. Das dürfe nicht vom Wetter abhängen. Der neue Platz werde dringend gebraucht.

Schumachers Erklärung diente auch Landrat Michael Busch als Begründung für seinen Seitenwechsel. Zu Beginn seiner Amtszeit nach Gesprächen mit Unternehmern noch überzeugt, dass die Wirtschaft der Region keinen neuen Flugplatz braucht, setzt er sich jetzt - wieder nach Gesprächen mit den Unternehmen - massiv für das Projekt ein.

Bleibt die Sorge um das Geld. Schließlich geht es für den Landkreis nicht nur um 1,5 Millionen, mit denen er die Projektgesellschaft beim Bau unterstützten will. Es geht auch um die Betriebskosten für die Zukunft. Warum die höher sein sollten als auf der Brandensteinsebene, wollte Landrat Michael Busch nicht einsehen. Dagmar Escher ist hingegen davon überzeugt. Immerhin sei das Gelände viel größer, das unterhalten werden muss. Durch sinkende Flugzahlen wären auch Einnahmenverluste zu erwarten, meinte Pilot Steinerstauch. Busch geht dennoch davon aus, dass die Partner der Gesellschaft mit etwa 20 000 Euro im Jahr auskommen. Das sei wenig - gemessen am Kreishaushalt von 86 Millionen Euro.

Fragen der Finanzierung

Christoph Raabs findet, dass es doch um viel Geld geht - gemessen nämlich an Landkreisschulden von nahezu 39 Millionen Euro, die für Ende dieses Jahres erwartet werden. "Mit dem Bürgerentscheid haben wir die Möglichkeit zu sparen", betonte er. Eine Rechnung, die für Busch nicht aufgeht. Ohne den neuen Flugplatz fürchtet er einen Rückgang bei den Einnahmen aus der Gewerbesteuer, die von den Firmen gezahlt wird. Gingen ihre Erträge zurück, weil sie keinen Flugplatz haben, der uneingeschränkt genutzt werden kann, sinke auch die Steuer, die sie zahlen. Dieser Verlust werde die zu erwartenden Kosten für den Flugplatz übersteigen.

Für Meeders Bürgermeister Bernd Höfer (CSU) zählen vor allem die Sorgen und Nöte seiner Bürger und seiner Gemeinde. Sollte der Landkreis die Umlage, die er bei den Kommunen erhebt, um 2,5 Punkte erhöhen, wie Höfer befürchtet, dann wäre das für Meeder eine erhebliche finanzielle Herausforderung.

Gewaltige Erdbewegungen

Neue Wohngebiete zu schaffen werde schwer oder in der Nähe des Flugplatzes unmöglich. Angesichts der gewaltigen Erdbewegungen, die beim Bau des Landeplatzes erforderlich werden, seien die Gemeindestraße der Belastung durch die Schwerfahrzeuge nicht gewachsen. Rund 5,5 Hektar Land innerhalb des Planungsgebietes sind kommunales Eigentum. "Die sind für immer für uns verloren - auch als Ausgleichsflächen für andere Baumaßnahmen", betonte der Bürgermeister.

Probleme, die auch die Projektgesellschaft sehe, so deren Geschäftsführer Willi Kuballa. Doch: "Genau dafür gibt es ja das Planfeststellungsverfahren", sagte er.