Am Wochende gibt es Bier aus dem preisgekröntem Unterelldorfer Brauhaus
Autor: Bettina Knauth
Unterelldorf, Montag, 21. August 2017
Beim Brauhausfest am 26. August haben die Unterelldorfer doppelten Grund zum Feiern, denn die Sanierung der Braustätte gewann einen Sonderpreis.
Rauch steigt aus dem Schlot des schmucken Kommun-Brauhauses, ein dezenter Malzgeruch zieht sich durch Unterelldorf. Schon von Weitem ist am diesem letzten Samstag im Juni zu sehen und riechen, dass die Hobby-Brauer wieder einmal am Werk sind.
Schon früh hatte "Nachteule" Elmar Schlottermüller den Ofen angeschürt. Bereits vor sechs Uhr begann das Einmaischen. Nun, am Vormittag, schläft die "Morgenschicht", das Abläutern der gekochten Maische übernimmt der zweite Teil des zehnköpfigen eingespielten Teams. Sechs bis acht Mal im Jahr brauen die Mitglieder des Brautraditionsvereins 20 Hektoliter ihres untergärigen, hopfigen Kellerbiers. Knapp ein Drittel davon wird am kommenden Samstag, 26. August, beim 7. Brauhausfest ausgeschenkt werden.
Eine Begegnungsstätte
Die Unterelldorfer haben allen Grund zu feiern: Die Dorferneuerung in dem kleinen Seßlacher Stadtteil fand mit der Einweihung des "Glöckla" Mitte Juni ihren krönenden Abschluss. Zusammen mit dem Back- und Brauhaus stärkt die Begegnungsstätte in der Dorfmitte das Wir-Gefühl im Dorf. Die Sanierung des Kommun-Brauhauses honorierte das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten beim "Staatspreis 2017 - Dorferneuerung und Baukultur" durch einen mit 2000 Euro dotierten Sonderpreis. Landwirtschaftsminister Helmut Brunner (CSU) wird ihn der Stadt Seßlach und dem Brautraditionsverein als Bauherren am 26. Oktober in München verleihen."Ich hatte nicht damit gerechnet", zeigte sich Helfried Schleicher, der Vorsitzende des Brautraditionsvereins, überrascht. Nur er wusste von der Bewerbung, hatte er doch auf Vorschlag des Amts für Ländliche Entwicklung (ALE) die nötigen Unterlagen erstellt. "Von dem Antrag habe ich nicht mal meiner Frau erzählt", berichtete Schleicher schmunzelnd. Den Sud fürs diesjährige Fest adelt der ehemalige Stadtrat kurzerhand zum "Staatspreis-Bier".
Initiative rettet Brautradition
Wie kostspielig der Erhalt der Brautradition sein kann, erfuhren die begeisterten Unterelldorfer Hobbybrauer im April 2011: Weil in ihrem 1848 erstmals im Grundbuch eingetragenen "Gemeindebrauhaus mit Malzdarre" der Kessel leckte und das Wasser in den darunter liegenden Feuerraum lief, mussten sie einen Sud nach vier Stunden abbrechen. Schnell war klar: Der Sudkessel, Baujahr 1928, musste ebenso ausgetauscht werden wie der Boden des Läuterbottichs, der bereits 1936 eingebaut worden war. Durch die inzwischen stark vergrößerten Schlitze gelangte beim Abläutern zu viel Treber in den Sud.Im Zuge der Dorferneuerung beantragte die Teilnehmergemeinschaft Oberelldorf-Unterelldorf beim ALE die Förderung der aufwendigen Sanierung. Für den Austausch von Sudkessel und Bottichboden mussten zunächst das Dach geöffnet, beide Behälter per Autokran entfernt und neu eingesetzt werden. Auch der Sudofen musste ab- und wieder aufgebaut werden. Von den Gesamtkosten in Höhe von 66.000 Euro schoss das ALE Oberfranken 39.000 Euro zu, 13.000 Euro übernahm die Stadt Seßlach. Die restlichen 13.000 Euro steuerten die Unterelldorfer in Form von circa 1000 unentgeltlich geleisteten Arbeitsstunden bei.
Auf Anregung des ALE verbanden die Unterelldorfer die parallele Dachsanierung mit der Installation einer Solaranlage mit Bürgerbeteiligung. Die Anlage sorgt etwa für Kühlung, Antrieb der Transmission und für die Beleuchtung. Am 25. August 2012 konnte die "Bürgersolarbrauerei" eingeweiht werden. Zuvor war das Brauhaus in zehn Monaten saniert worden. Brauhaus und Umgebung bildeten "quasi das Pendant zum großen Dorfplatz und stellten schon immer einen wichtigen Treffpunkt für die Dorfbewohner dar", hob Schleicher in der Darstellung des Projekts hervor. Weil einige junge Mitbürger "zwischen 25 und 35 an der Tradition des Brauens interessiert sind und tatkräftig mitarbeiten", so schilderte er weiter, habe die Unterelldorfer Brautradition langfristig Zukunft. Dies sichere auch den Erhalt der fünf zur Bierlagerung verwendeten Felsenkeller entlang der CO 16. Das "Handlungsfeld Backen und Brauen" spiele im Gebiet der Initiative Rodachtal eine wichtige Rolle, betonte Christiane Schilling (ALE) in ihrer Würdigung.
Aus 1500 Projekten ausgewählt
Die Unterlagen überzeugten offensichtlich die Jury aus Architekten, Heimatpflegern und Fachleuten der Verwaltung für Ländliche Entwicklung. Immerhin hatte sie die Qual der Wahl unter 1500 Projekten der Dorferneuerung der letzten zwei Jahre. 28 Projekte schafften es in die Endauswahl. Neben der Auszeichnung für 14 kommunale und private Bauherren mit dem Staatspreis 2017 würdigte das Ministerium die Sanierung des Unterelldorfer Brauhauses mit einem von zwei Sonderpreisen. Ausdrücklich wird in der Begründung die Belebung der Dorfgemeinschaft und der regionalen Tradition hervorgehoben. Wie gut beides gelingt, davon können sich Besucher am 26. August überzeugen, wenn der Brautraditionsverein wieder - wie immer am vierten Samstag im August - zum Brauhausfest nach Unterelldorf einlädt. Ab 14.30 Uhr kann das im Juni gebraute Unterelldorfer Hausbrauerbier verkostet werden. Schleicher meinte: "Falls die geplanten sieben Hektoliter nicht reichen, werden die Privatvorräte angezapft." Dazu gibt es fränkische Spezialitäten, diverse Kuchen sowie Schäufele aus dem Steinbackofen, ferner Brotzeitteller und Bratwürste. Ab 19 Uhr untermalt die Blaskapelle Oberelldorf das Brauhausfest musikalisch. Der Erlös fließt in den Erhalt des Brauhauses. "Wir müssen Kühlschiff und Pumpe erneuern", berichtete Schleicher. Das Preisgeld soll dazu ebenfalls verwendet werden.
Geschichte des Unterelldorfer Brauhauses
1848 Erste urkundliche Erwähnung eines Brauhauses mit Malzgewölbe und Malzdarre 1910 Erweiterung um Backofen
1928 neuer Sudkessel (Inhalt 3800 l)
1936 neuer Maischbottich (Rauminhalt 5074 l)
1958 Ausliterungsgefäß (Inhalt 10 l) zur Verteilung der Hausbrausude
1978 gebrauchtes Kühlschiff eingebaut (vom Dürrenrieder Brauhaus)
1985 2 x 1 hl Ausliterungsgefäß und Malzschrotmachine erworben (vom Dietersdorfer Brau-haus)
1997 neue Wasser- und Stromleitungen, Steckdosen und Lampen eingebaut
1998 gebrauchter Tauchkühler von Landwirt erworben
2000 große Gärbehälter aus Edelstahl von Molkerei angekauft (fasst mehr als 2000 l)
2012 Sanierung von Brauanlagen (kompletter Sudkessel sowie Senkboden des Maischebottichs), Dachstuhl und Ziegel, Innenräumen sowie Außenfassade; Einrichtung einer Photovoltaik-Anlage ("Bürgersolarbrauerei")
2015 Gründung eines Brautraditionsvereins