Druckartikel: Altes Becken verteuert neue Coburger Sauna

Altes Becken verteuert neue Coburger Sauna


Autor: Simone Bastian

Coburg, Donnerstag, 27. Juli 2017

Kämmerei und SÜC-Geschäftsführung können positive Zahlen vermelden. Aber es gibt ein paar Altlasten, und OB Tessmer (SPD) warnt vor "Begehrlichkeiten".
Das frühere Nichtschwimmerbecken wurde beim Bau der Erlebnishalle 1972 nicht abgerissen und war nun dem Neubau der Sauna im Weg. Abbruch und Entsorgung tragen dazu bei, dass die neue Sauna rund 2,8 Millionen Euro kosten wird statt 2,25. Foto: SÜC


Kämmerin Regina Eberwein sagte es in der Stadtratssitzung am Donnerstag ganz vorsichtig: Statt 58,6 Millionen Euro Gewerbesteuer wird die Stadt weitaus mehr einnehmen können. Schon jetzt sind 75,4 Millionen Euro eingegangen. Nach Lage der Dinge wird die Stadt dieses Jahr also keine neuen Kredite aufnehmen, ihre Schulden zum Teil tilgen und am Jahresende 64 Millionen Euro auf dem Konto haben.

Zu dieser günstigen Finanzsituation trägt auch bei, dass die Stadt zwar 34,7 Millionen Euro investieren wollte, aber bislang nur 6,2 Millionen ausgegeben hat. Bis zum Jahresende könnten es 14 Millionen werden, sagte die Kämmerin. Für die Zukunft sei abe darauf zu achten, dass Investitionen nur in einem Umfang eingeplant werden, wie er auch bewältigt werden könne.

Dieser Forderung schlossen sich mehrere Stadtratsmitglieder an. Leise Kritik gab es daran, dass das Theater rund 263 000 Euro mehr braucht als geplant. Die Ursachen dafür wollte Eberwein aber nicht im öffentlichen Teil der Sitzung erläutern - wegen einer "Altlast im Förderbereich".

Um Altlasten ging es auch beim Geschäftsbericht der SÜC für das Jahr 2016, wenn auch nur am Rande. Wie SÜC-Geschäftsführer Wilhelm Austen berichtete, wird die neue Saunalandschaft im Coburger Aquaria rund eine halbe Million Euro mehr kosten als ursprünglich veranschlagt: 2,8 Millionen Euro anstelle von 2,25 Millionen. Austen nannte als Ursachen die gestiegenen Baupreise und den Abriss des alten Nichtschwimmerbeckens. Das wurde 1972 beim Bau der Erlebnishalle nicht abgebrochen, sondern als Gründung für das Innen- und Außenbecken genutzt. Nun ragte ein Drittel des alten Beckens in die Baugrube für die neue Sauna. Beim Ausbau kamen auch noch alte Rohre und Fliesen zum Vorschein, die teuer entsorgt werden mussten.

Im Jahr 2016 verbuchten die SÜC einen Gewinn von 5,6 Millionen Euro, der vollständig in die Rücklagen fließen wird. Austen zufolge ist das auch nötig, denn die SÜC würden weiter in ihre Netze investieren müssen. Schon 2016 hatten die SÜC rund 17 Millionen Euro investiert, den Löwenanteil davon (9,7 Millionen Euro) in die Leitungsnetze für Strom, Gas, Wasser und Fernwärme. Vor allem die Energiewende mache es erforderlich, Geld in den Ausbau und die Technik für die Netze zu stecken, erläuterte Austen.

Der Gewinn fiel 2016 um eine Million Euro höher aus als im Jahr zuvor. Dabei muss der SÜC-Konzern intern die Verluste der SÜC-Bus und Aquaria ausgleichen: Der Busbetrieb verbesserte sich zwar um 400 000 Euro im Vergleich zum Vorjahr und machte ein Minus von 2,5 Millionen Euro. Der schlechte Sommer 2016 habe sich auf die Bilanz des Aquaria ausgewirkt, sagte Austen: 2015 kamen 283000 Besucher, 2016 nur 259000. Das Defizit stieg von 1,8 auf 2,3 Millionen Euro.


Kritik an Öffnungszeiten

Horst Geuter (Pro Coburg) kritisierte in diesem Zusammenhang die Öffnungspolitik: Wenn Schlechtwetter vorhergesagt wird, bleibt das Freibad zu - auch dann, wenn sich das Wetter als besser erweist als die Vorhersage. Friedrich Herdan (CSU) wiederum verlangte Anstrengungen, das Defizit im Aquaria zu verringern. Eben deshalb fahre man ja die variablen Öffnungszeiten, sagte Austen. Er verwahrte sich gegen Geuters Vorwurf, das Bad werde nach Gutdünken geöffnet. Der Aufsichtsrat der SÜC, dem auch Stadtratsmitglieder angehören, habe die Kriterien festgesetzt. Außerdem nutze das Aquaria die Schließungen, um Überstunden bei den Schwimmmeistern abzubauen.

"Wir können uns im Aufsichtsrat unterhalten, ob wir die Zeiten für die Vereine reduzieren", sagte Gerhard Amend (CSB). Denn oft stehe am Abend nur eine Bahn für normale Besucher zur Verfügung. "Dass die Schulen und Vereine nicht mehr ins Bad können, kann keiner wollen", sagte hingegen Hans-Herbert Hartan (CSU). Oberbürgermeister Norbert Tessmer (SPD) hatte angesichts der Haushaltsentwicklung vor "Begehrlichkeiten" gewarnt und tat es nun wieder: Die SÜC würden jeden Cent brauchen, sagte er, wenn zum Beispiel verstärkt Elektrobusse eingesetzt werden müssten. Die seien teuer.