Als Tod und Elend ein Ende fanden
Autor: Redaktion
Meeder, Montag, 07. August 2017
Meeder lädt zum 366. Coburger Friedensdankfest ein, das auf eine Anordnung von 1650 zurückgeht. Kurz zuvor war der Dreißigjährige Krieg zu Ende gegangen.
Seit 1971 feiert die Kirchengemeinde Meeder das Friedensdankfest stellvertretend für alle Kirchengemeinden in Stadt und Landkreis Coburg. Sie lädt auch in diesem Jahr alle am Frieden Interessierten ein.
Das Coburger Friedensdankfest geht auf eine Anordnung vom Hof von Herzog Friedrich Wilhelm II. in Altenburg am 6. August 1650 zurück, ein "Dankfest an Gott hochfeierlich" zu begehen. In dieser Anordnung ist der Ablauf des Festes sehr genau beschrieben.
Die waffentragenden Bürger erhielten vom Stadtrat für ihren Dienst ein Fuder Bier sowie Brot. Die Kinder wurden mit einem Gläschen Wein und einem Pfefferkuchen beglückt. Diese Anordnung hat in Meeder, wenn auch mit gewissen Abweichungen, die Tradition begründet.
Seit 1758 ist es üblich, das Friedensdankfest am Sonntag nach dem Sebaldustag (19. August) zu feiern. Seit 1971 wird auf Betreiben des ehemaligen Landrats Klaus Groebe und des späteren Meederer Bürgermeisters Helmut Hoffmann in einem größeren Rahmen mit begleitenden Veranstaltungen in Stadt und Landkreis Coburg sowie einem Fest im gesamten Dorfbereich gefeiert. In der dazwischen liegenden Zeit wird es wie auch in diesem Jahr im kleineren Rahmen begangen.
Die europaweiten Friedensfeste gehen auf die Folgen des Dreißigjährigen Kriegs und den Westfälischen Frieden 1648 zurück. Allein Coburgs Einwohnerzahl sank von 4250 im Jahr 1618 auf 2200 Menschen 1648. Als Folge des Kriegs verlor das Coburger Land 60 Prozent seiner Bevölkerung, mehr als 60 Prozent der Gebäude wurden total zerstört oder unbewohnbar. Bei Friedensschluss war gerade einmal ein Siebtel des früheren Rindviehbestands vorhanden, der Pferde-, Schweine- und Schafbestand lag noch niedriger.
Von 91 Häusern nur 34 bewohnt
In Meeder war die Not sehr groß. 1638 waren von 91 Häusern lediglich 34 bewohnt. 1650 stehen überhaupt nur noch 46 Häuser. Seuchen raffen Menschen und Vieh dahin. Ganze Familien starben aus.Erst der endgültige Abzug bzw. die Auflösung der Heere bedeutete das wirkliche Ende des Krieges. Die Angst vor Plünderungen, Verwüstungen der Felder und Kriegslasten wurden erst im Jahr 1650 gegenstandslos, als nach den Verhandlungen in Nürnberg der Abzug der Truppen und die Verteilung der Kriegslasten geregelt wurde.
Das Friedensdankfest war keine auf eine einzige Situation begrenzte Sache. Deshalb gehen Versuche, dieses auf ein Religionsfriedensfest, also zur Beilegung der Streitigkeiten zwischen zwei Konfessionen zu reduzieren, am tieferen Sinn der herzoglichen Anordnung vorbei. Der Türkenkrieg wie auch die Pest waren einige der Ereignisse, die Anlass gaben, die Inhalte zu aktualisieren. Regional veränderten in der Kirchengemeinde während des "Kirchen- und Schulkampfes" in Meeder 1941 herausgerissene Seiten der Bergpredigt den Stellenwert des Dienstes am Frieden.
Die Choradstanten der Meederer Kirchengemeinde Sankt Laurentius waren nachweislich über zwei Jahrhunderte Träger des Friedensdankfestes. Das Fest hat für diesen Kirchenchor zwei Funktionen: Es stellt ihre Jahreshauptversammlung und ihren Beitrag zum Friedensdank der Kirchengemeinde bis in unsere Tage dar. Für den Gottesdienst zum Friedensfest konnte der ehemalige Meederer Pfarrer Karl-Eberhard Sperl gewonnen werden, der inzwischen seine Studien zur Coburger Friedensaktivistin Anna B. Eckstein vorlegen konnte.
Das 366. Friedensdankfest
17. August 19.30 Uhr Friedensgebet, Gisela Sollmann19. August 19 Uhr Konzert des Laurentiuschores unter Leitung von Gary O'Conell
20. August 4 Uhr Läuten der Glocken; 6 Uhr Blasen dreier Choräle durch den Posaunenchor; 9.30 Uhr Festgottesdienst mit Festpredigt Karl-Eberhard Sperl "Das Testament von Anna B. Eckstein"; anschließend Friedensessen der Choradstanten
Marktfest Aufgrund der bestehenden Vakanz wird in diesem Jahr das Marktfest nicht in gewohnter Form begangen. Vor den Eingang zum Friedensmuseum werden die Festgäste bewirtet und musikalisch unterhalten. Wenn ein neuer Pfarrer sein Amt aufgenommen hat, wird wieder auf dem Marktplatz vor der Kirche gefeiert.