Als aus Einbruch Totschlag wurde
Autor: Ulrike Nauer
Coburg, Donnerstag, 18. Juni 2020
Der Coburger Kaufmann Werner Hardt starb im November 1970 durch Kugeln aus einem Revolver, den er kurz vorher selbst verkauft hatte. Die drei Täter wurden nach wenigen Tagen gefasst und zu teils hohen Haftstrafen verurteilt.
"Pistolenschüsse peitschten durch die Nacht. Kurz vor 22 Uhr wurde am Montag im Lager der Firma Waffen-Hardt in der Callenberger Straße eingebrochen. Zwei noch unbekannte maskierte Täter wurden von Firmenchef Werner Hardt in einem Raum im ersten Stock gestellt. Sie eröffneten sofort das Feuer. Vermutlich trafen Hardt fünf oder sechs Kugeln. Schwer verletzt wurde der Unternehmer ins Landkrankenhaus gebracht und sofort operiert. Bei Redaktionsschluß war über das Befinden nichts Näheres bekannt."
So berichtete das Tageblatt nur wenige Stunden nach der furchtbaren Tat über die Schüsse auf den Coburger Kaufmann Werner Hardt. Viel war zunächst nicht bekannt über das, was sich in den Abendstunden des 23. November 1970 in dem Backsteinhaus an der Ecke Callenberger-/Raststraße ereignet hatte. Die Täter waren auf der Flucht. Die Polizei leitete sofort eine Großfahndung nach einem dunklen Mercedes mit Kronacher Kennzeichen ein.
Werner Hardt, kämpfte im Krankenhaus indes um sein Leben - vergeblich. Die Verletzungen im Bauchraum waren zu schwer, selbst eine sofortige Operation konnte den 46-Jährigen nicht mehr retten. Er starb um 1.32 Uhr. Allerdings war Hardt bis zur OP bei vollem Bewusstsein und konnte der Polizei noch wertvolle Hinweise auf die Täter geben, etwa, dass einer der Männer einen olivgrünen Mantel trug.
Die Tat
Am 25. November 1970 berichtet das Tageblatt, was sich in der verhängnisvollen Nacht in der Callenberger Straße 18 zugetragen hatte: Gegen 21.40 Uhr waren zwei maskierte Männer - später stellte sich heraus, dass das Jürgen J. und Rainhard A. gewesen waren - durch den Hintereingang ins Haus eingedrungen. Die elfjährige Tochter der Hardts war allein in ihrem Zimmer im ersten Stock, wo auch die Räume des Waffengeschäfts lagen. Das Mädchen hörte verdächtige Geräusche, und alarmierte die Eltern im Wohnzimmer gegenüber. Ihr Vater ging daraufhin mit einer Pistole in der Hand auf den Gang hinaus, knipste das Licht an und sah sich den beiden Einbrechern gegenüber.
Jürgen J., das stellte sich später während der Vernehmung der Verdächtigen heraus, feuerte sofort auf Werner Hardt, der wohl ebenfalls hatte schießen wollen. Doch Hardts Mauser-Pistole hatte Ladehemmung, wie die Ermittlungen ergaben. Den tödlichen Schuss feuerte Jürgen J. auf Hardt ab, als dieser bereits am Boden lag. Die vorherigen Schüsse hatten den 46-Jährigen laut Anklageschrift in Arme und Beine getroffen. Hardts Ehefrau eilte hinaus in den Flur und sah die beiden Eindringlinge gerade noch die Treppe hinunter rennen.
Die Fahndung
Mehrere Zeugen hatten zur Tatzeit vor dem Haus an der Ecke Callenberger-/Raststraße einen geparkten dunklen Mercedes älteren Baujahres mit der markanten "Katzenbuckelform" und Kronacher Kennzeichen bemerkt. Zunächst war unklar, ob eine dritte Person darin gewartet hatte oder ob die Täter nur zu zweit waren.
Dass die Männer der Polizei trotz der Absperrungen entwischen konnten, war der Tatsache geschuldet, dass sie in ihrem Auto den Polizeifunk abhören konnten und über die Schritte der Polizei informiert waren.