Albert Hammond in Tambach: Das sind die guten alten Tage
Autor: Dr. Carolin Herrmann
Tambach, Montag, 27. Juli 2015
Mit Albert Hammond kam ein Musikzauberer in den Tambacher Schlosshof, dessen Schaffen über die Jahrzehnte hinweg uns jetzt beeindruckt und unter die Haut geht.
T One Moment in Time - dieser eine besondere Augenblick. Für viele der Besucher dieses Konzertes mag es am Sonntag im vollen Schlosshof eben einen solchen Moment gegeben haben, in den zwei besonderen Stunden mit einem, der die neuere Musikgeschichte, die letzten 40 Jahre mitprägte. Oder in den Erinnerungen, die er hervorrief. Nach den zwei durchaus verblüffenden Stunden mit Albert Hammond lag jedenfalls ein geradezu ehrfurchtgebietender Zauber über dem Schlosshof.
Albert Hammond? Noch einer dieser musikalischen Untoten, die mit über 60 ihre Jugend wieder aufkochen müssen? Er hatte Riesenhits in den 70er Jahren: The Free Electric Band, das viele selbst an die Gitarren trieb, Peacemaker, Down By the River, einer der ersten Songs gegen Umweltverschmutzung, Everything I Want to Do, These Are the Good Old Days...Nett, sie wieder einmal zu hören.
Was vielen, vielleicht den meisten in unseren Breitengraden, aber wohl kaum bewusst war, ist die Rolle, die Albert Hammond als Komponist und Songschreiber in der Pop- und Rockgeschichte und damit für das emotionale Gedächtnis von Millionen gespielt hat. Mit One Moment in Time hatte Whitney Huston 1988 einen Welterfolg. Der Song ist einer von vielen, der ins allgemeine Song-Repertoire bis in den Jazz einging, wie etwa auch "To All the Girls I've Loved Before", ursprünglich für Julio Iglesias geschrieben.
Bald sind es die Musikgrößen der Zeit selbst, die auf Hammond zukommen: "Albert, schreibst Du einen Song für mich?" Das erzählt der kleine, lebendige, zeitlos wirkende Kerl von 71 Jahren dort auf der Tambacher Bühne: Johnny Cash, Joe Cocker (Don't You Love Me Anymore), Roy Orbison, Tina Turner (I Don't Wonna Lose You", Diana Ross, Céline Dion, Chris De Burgh, Chigaco... The Air That I Breathe von den Hollies entstammt seiner Feder. - Gut, zu wissen.
Das Außergewöhnliche
Doch das Außergewöhnliche dieses Tambacher Konzertabends lag in Albert Hammonds Kunst der Vergegenwärtigung, als seien Raum und Zeit aufgehoben. Hammond ist auch mit über 70 Jahren noch ein hervorragender kraftvoller Sänger mit ungemein wandlungsfähiger Stimme, sicher vom tiefsten Bass bis in die Kopfstimme. Er ist, zusammen mit seiner Band, ein sehr berührender Interpret der Hits, die uns von anderen Stars fest in Ohr und Seele sind. Für Sekunden ist sogar die Stimmfärbung dieser Stars in Hammonds Interpretationen, ohne dass er sie imitiert. War da nicht gerade auch Neil Diamond?
Diese Songs, ob Schmachtfetzen, die sich uns als Ausdruck ihrer Zeit eingebrannt haben, oder anspruchsvolle Balladen, oder auch die fetzigen Rocksongs im fetten Gitarrensound - Albert Hammond wirkte wie ein liebenswürdiger Zauberer, der uns auf einer hoffnungsvollen Straße der Musik durch die Jahrzehnte führt. I'm a train, I'm a train - wohl wahr.
Wir spüren in diesen beiden pausenlosen Konzertstunden, wie stark unser emotionaler Fundus musikalischer Erinnerung durch Albert Hammond geprägt ist. Viele seiner Lieder werden auch die Jungen prägen.
When I Need You schrieb er für Leo Sayer. Und singt es in Tambach in packender Schlichtheit. Und in der üppigen Zugabe, um die das verzauberte Publikum bittet, darf noch einmal der Wind des Aufbruchs wehen: It Never Rains in Southern California.
Albert Hammond wurde 1944 in London geboren, wuchs jedoch in Gibraltar auf, woher seine Familie stammte. Schon mit 14 Jahren trat er mit seinem Freund Richard Cartwright auf und es gelangen ihm Plattenaufnahmen. Mit 18 Jahren zog Hammond zurück nach England, wo er 1966 den Moderator Mike Hazlewood traf. Gemeinsam schrieben sie Lieder für andere Interpreten; Hammond komponierte und Hazlewood steuerte Texte bei. Der erste Welthit der beiden wurde 1968 "Little Arrows" in der Interpretation von Leapy Lee.
Hammond zog in die USA, wo ihm im Herbst 1972 mit dem ebenfalls in Zusammenarbeit mit Hazlewood entstandenen "It Never Rains in Southern California" der Durchbruch als Sänger gelang. Es folgten viele weitere Soloerfolge. Neben englischen Titeln nahm Hammond auch zahlreiche Lieder in spanischer Sprache auf. Ende der 1980er wurde es stiller um Hammond als Sänger, er konzentrierte sich auf das Song writing. 2008 wurde er in die Songwriters Hall of Fame aufgenommen. 2010 erschien mit "Legend" ein neues Album. Es beinhaltet Hammonds Klassiker, die mit bekannten Duettpartnern neu aufgenommen wurden. 2013 veröffentlichte er das Songbook 2013 - Live in Wilhelmshaven.