Aktivkohle-Bad fürs Grundwasser an der Coburger Raststraße
Autor: Ulrike Nauer
Coburg, Dienstag, 08. Sept. 2015
Um die Fernwärmeleitung in der Raststraße reparieren zu können, muss erst das kontaminierte Grundwasser gereinigt werden. Am Mittwoch sollen die Arbeiten beginnen.
Beim Durchschießen von Glasfaserkabeln durchs Erdreich hatte eine Fremdfirma im August die Fernwärmerohre an der Ecke Callenberger-/Raststraße beschädigt. Nun muss mindestens die Ummantelung der Rohre ausgetauscht werden. Weil das Grundwasser dort auch noch mit winzigen Mengen des Kraftstoff-Zusatzes Methyl-Tert-Butyl-Ether (MTBE) verunreinigt ist, muss das Wasser abgepumpt und gereinigt werden. Dazu hat der Zweckverband für Abfallwirtschaft Nordwest-Oberfranken (ZAW) am Dienstag zwei Reinigungszylinder aufstellen lassen. Die Arbeiten sollen am Mittwoch beginnen.
Zunächst mussten noch einige Vorbereitungen getroffen werden, wie Michael Keis vom ZAW am Dienstag vor Ort berichtete. So mussten beispielsweise erst Spezialmanschetten für die Rohre angefertigt werden. Damit die Filter in den beiden Zylindern arbeiten können, muss zuvor 24 Stunden lang sauberes Wasser durchgeleitet werden - damit wurde ebenfalls am Dienstag begonnen.
Drei Wochen Bauzeit
Um schließlich die beschädigten Stellen an den Fernwärmeleitungen genauer untersuchen zu können, müssen im nächsten Schritt einige "störende Rohre" entfernt werden. Das soll am Mittwoch passieren. "Erst dann sehen wir, wie groß der Schaden tatsächlich ist", sagte Michael Keis. "Vielleicht haben wir ja Glück und wir müssen nur die äußere Ummantelung der Fernwärmeleitungen erneuern." In diesem Fall wäre der Schaden in gut drei Wochen zu beheben. Sollte allerdings das eigentliche Rohr der Fernwärmeleitung größeren Schaden genommen haben, müssten gleich ganze 75 Meter ausgetauscht werden. "Das würde dann ein paar Wochen dauern", so Keis. Vor dem Hintergrund, dass um den 1. Oktober die Heizperiode anfange, könnte dies teuer werden. Hinzu kommt, dass die Rohre in der Raststraße in absehbarer Zeit gar nicht mehr benötigt werden, denn ab 2016 wird in der Lossaustraße eine völlig neue Fernwärmetrasse gebaut.
Für den Schaden muss voraussichtlich die Versicherung des Verursachers aufkommen. Die Schuldfrage sei inzwischen gutachterlich geklärt.
Vorsichtsmaßnahme
Weil im Grundwasser die MTBE-Richtwerte überschritten sind, muss das Wasser zum Schutz der Arbeiter vorsichtshalber gereinigt werden. Dabei kommen die großen blauen Zylinder zum Einsatz, die Peter Heerlein am Dienstag mit seiner Firma Heka-Technik aufstellte. Das Wasser laufe zunächst durch einen Kiesfilter, in dem Feststoffe hängen bleiben, erläuterte Heerlein. Anschließend fließt es weiter in die beiden Aktivkohle-Zylinder. Nach rund 30 Minuten im Aktivkohle-Bad sind die Giftstoffe gebunden und das nun saubere Wasser kann in die Lauter abgeleitet werden. Die beiden Anlagen schaffen jeweils rund 25 Kubikmeter Wasser pro Stunde. Nach Abschluss der Arbeiten wird die Aktivkohle verbrannt.Man sei bemüht, die Belastung - Lärm und Bauzeit - für die Anwohner so gering wie möglich zu halten, betonte Gerold Schnabl von der Stabsstelle Umwelt der Stadt Coburg. Schließlich mussten an jener Ecke schon 2011 und 2013 - teilweise über mehrere Wochen hinweg - schadhafte Rohre ausgetauscht werden. Dass die Arbeiter teilweise weiße Schutzanzüge tragen werden, müsse niemandem Sorgen bereiten, sagte Keis mit einem Augenzwinkern. Ein etwas unangenehmer Geruch aus der Baugrube lässt sich wohl nicht vermeiden. Aber, so Peter Heerlein: "Es stinkt vielleicht, aber es ist nicht giftig!"