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Absturz-Untersuchung dauert Monate


Autor: Jochen Berger

Coburg, Freitag, 28. Januar 2022

Nach dem Absturz eines Flugzeugs in Coburg haben die Ermittlungen begonnen. Aber Gewissheit wird es lange nicht geben.
Das Wrack neben der Landebahn.


Die Retter brauchten nur wenige Minuten, bis sie am Flugplatz waren. Trotzdem nahm das Unglück auf der Brandensteinsebene gestern ein tragisches Ende.

Gegen 12 Uhr verunglückte ein Schulflugzeug beim Landeanflug auf den Coburger Flugplatz. Der 34 Jahre alte Flugschüler erlitt schwere Verletzungen. Der Fluglehrer (62) wurde noch im Rettungswagen auf dem Weg in die Klinik reanimiert, doch in der Notaufnahme im Krankenhaus ist er gestorben.

Erfahrener Fluglehrer

Was zu dem Unglück geführt hat, ist noch unklar, die Bundesstelle für Flugunfalluntersuchungen (BfU) in Braunschweig hat die Ermittlungen aufgenommen, auch ein Flugsachbearbeiter der Kripo Coburg ist in die Untersuchungen eingebunden.

Klar ist, dass der Fluglehrer als sehr erfahren galt. Noch nicht bekannt ist, wer zum Zeitpunkt des Unfalls die Maschine (siehe Infokasten) steuerte. Ob das Wetter eine Rolle gespielt hat, ist noch nicht bekannt. "Es war zu dem Zeitpunkt auf dem Flugplatz recht windig", sagte ein Augenzeuge unserer Redaktion. Er selber war kurz zuvor mit einem Hubschrauber über den Platz geflogen. Ob eventuell Böen eine Rolle beim Unfall gespielt haben könnten, müsse noch mit dem Wetterdienst geklärt werden, sagte Polizeisprecher Stefan Probst auf Anfrage.

Wind?

Gegen Mittag herrschte gestern in Coburg zwar recht starker Wind. Auf der Windstärkenskala wird er für den Zeitpunkt mit "Beaufort 5" angegeben, was rund 32 Stundenkilometern entspricht. Laut der Definition eine "frische Brise", aber keine warnrelevante Windgeschwindigkeit. Gutachter der BfU hätten sich nun auf den Weg nach Coburg gemacht. Zunächst werde das Wrack für die kommenden drei bis fünf Tage auf dem Flugplatz untersucht. Danach soll das Wrack, sofern es das Wetter und die weiteren Umstände zuließen, nach Braunschweig zu weiteren Untersuchungen gebracht werden. Bis es abschließende Klarheit nach dem Unglück geben kann, dürfte es aber dauern.

Noch Monate

Nach Angaben der BfU wird in sechs bis acht Wochen ein Zwischenbericht erwartet. "Wir fordern als nächstes ein Wettergutachten an, das dann im Zwischenbericht stehen wird", sagt BfU-Sprecher Germout Freitag. Polizeisprecher Stefan Probst: "Bis ein Ergebnis vorliegt, werden sicherlich Monate vergehen." Der Coburger Flugplatz gilt unter anderem wegen seiner erhöhten Lage als kein einfacher Landeplatz.

Das ist das Schulflugzeug

Cessna 172 Bei dem auf der Brandensteinsebene verunglückten Flugzeug handelt es sich um ein viersitziges, einmotoriges Leichtflugzeug des US-amerikanischen Flugzeugherstellers Cessna. Die Cessna 172 gilt als der meistgebaute Flugzeugtyp der Welt.

Produktionszeit Die Cessna wurde von 1956 bis 1986 in Serie gefertigt, seit 1997 wird sie wieder in Serienproduktion hergestellt.

Einsatzgebiet Die Cessna 172 wird weltweit als Schulungsflugzeug für die Pilotenausbildung eingesetzt - auch in Coburg.

Merkmale Wegen ihrer Manövrierbarkeit und Langsamflugeigenschaften und in Verbindung mit vergleichsweise geringen Betriebs- und Wartungskosten wird die C 172 gern als das klassische "Vereinsflugzeug" angesehen. Betrieben wird es dabei hauptsächlich von Flugschulen, Vereinen und von Privatpersonen. Wegen der gutmütigen und sicheren Flugeigenschaften wird das Muster auch gern zum Verchartern (Vermieten) verwendet.