Abschied mit Otternasen: Coburg sagt "Tschüss" zu Markus Merz
Autor: Oliver Schmidt
Coburg, Montag, 02. Dezember 2013
Die gemeinsame Bergtour mit Hans Michelbach und Norbert Kastner war nur eine Anekdote, die beim Abschied von Pfarrer Markus Merz erzählt wurde. Außerdem gab es viel Lob für einen, "der es versteht, Menschen mitzunehmen".
Es geschah im Abschiedsgottesdienst für Pfarrer Markus Merz in St. Moriz, und nicht alle der zahlreichen Besucher bemerkten es: Kantor Peter Stenglein baute in einem Orgelzwischenspiel die Melodie von "Sag‘ zum Abschied leise Servus" ein. Oberbürgermeister Norbert Kastner (SPD) hatte es gehört und griff es später sogar in seinem Grußwort auf: "Nein, wir sagen nicht leise Servus, sondern ganz laut Tschüss und Machen Sie's gut!" Das Wort "Abschied wollte Kastner ganz bewusst vermeiden - denn: "Wir freuen uns auf ein Wiedersehen!" Augenzwinkernd fügte der OB, der eben erst angekündigt hat, sein Amt Ende April aufzugeben, noch hinzu: "Keine Angst, ich werde nicht auch nach Wien gehen!"
Es gab Otternasen!
Sowohl im Gottesdienst als auch anschließend beim Empfang im Haus Contakt machten die Redner deutlich, was sie beziehungsweise die Gemeinde St. Moriz sowie auch die
Dekan Christoph Liebst und Diakon Franz Schön plauderten als geschwätzige Wiener über "diesen Piefke", der nun bald in ihre schöne Stadt komme. Weitere Gruppen, die "Danke" sagten, waren etwa der Familientreff, die Ehrenamtsbörse, die Senioren, die Konfi-Helfer - oder auch alle Kindergottesdienst-Helfer, die noch einmal daran erinnerten, dass Markus Merz es war, der vor zwölf Jahren die Kindergottesdienste in St. Moriz "wiederbelebte".
Doch der Tag bestand nicht nur aus Lobhudelei. Recht offen wurde auch angesprochen, dass es sich mit Markus Merz durchaus kontrovers diskutieren lässt. Pfarrerin Kerstin Willmer von St. Johannes umschrieb dies namens des Coburger Pfarrkapitels so: "Seine Fragen und Themen haben uns oft an-, manchmal aber auch aufgeregt!" Ebenso betonte Kerstin Willmer aber: "Markus Merz versteht es, Menschen mitzunehmen."
"Großer Kommunikator"
Von "immer wohltuenden und spannenden Begegnungen mit Markus Merz" berichtete der Bundestagsabgeordnete Hans Michelbach (CSU). Merz, den er als "großen Kommunikator, große Persönlichkeit sowie liebenswerten Mensch" beschrieb, habe ihm einmal aber auch seine Grenze aufgezeigt. So seien sie gemeinsam zur Coburger Hütte aufgestiegen: "Und während ich mit dem Schnaufen kaum hinterher kam, konnte Markus Merz gleichzeitig wandern, reden und Fragen stellen." Übrigens: Dass diese Fragen auch trotz des nur noch schnaufenden Michelbachs beantwortet werden konnten, lag daran, dass bei besagter Bergwanderung mit Norbert Kastner noch ein Dritter mit im Bunde war. Wie sagte der OB in seinem Grußwort: "Ich bin Markus Merz sehr dankbar für viele Begegnungen und Gespräche." Und: "Ihm ist es gelungen, die Stadt in die Kirche zu holen."
In seiner letzten Predigt in St. Moriz beschäftigte sich Markus Merz mit dem Warten in der Adventszeit. Er zog eine Parallele zu der beliebten Frage "Wann fängt das Leben eigentlich so richtig an?". Die Antwort auf beides laute aber: "Wir müssen auf nichts warten, wir stehen schon mittendrin!" Natürlich sei Weihnachten etwas ganz Besonderes - doch vor lauter Warten dürfe eben auch "das Heute" nicht vergessen werden. Und wem dies angesichts der meist hektischen Adventszeit schwer falle, dem empfahl er einen Gottesdienstbesuch. "Dafür lohnt es sich, Zeit zu nehmen! Das tut gut." Und: "Es ist wichtig, der Stille und dem Nachdenken auch Raum zu geben."
HINTERGRUND
Dekan Christoph Liebst sprach von einer "echten Freundschaft" zwischen ihm und Markus Merz: "Die aufregenden Gespräche mit Dir werden mir fehlen!" Und, an die gesamte Familie Merz gerichtet: "Schade, dass ihr geht - ich habe euch lieb gewonnen." Während Markus Merz seine neue Tätigkeit in Wien am 1. Januar 2014 beginnt, werden Ehefrau Dorothea und die drei Töchter erst im Sommer und somit am Ende des Schuljahres Coburg verlassen.