4000 Coburger und Lichtenfelser demonstrieren gegen weitere Stromtrasse
Autor: Berthold Köhler
Oeslau, Sonntag, 22. November 2015
Sämtliche Erwartungen übertroffen hat am Sonntag die Teilnehmerzahl bei der Großdemonstration gegen die Pläne der Bundesnetzagentur, eine weitere Stromtrasse durch das Coburger Land zu bauen. Rund 4000 Menschen kamen nach Rödental und zeigten damit: "Uns reicht's."
Bürgermeister Marco Steiner (FW) traute seinen Augen kaum. Da stand er nun schon eine Viertelstunde auf dem Platz zur Abschlusskundgebung gegen die Pläne für weitere Stromtrassen durch das Coburger Land - und immer noch strömten die Menschen herbei. 4000 Teilnehmer waren es am Ende nach offiziellen Schätzungen, die gestern ein deutliches Zeichen setzten. Die Menschen haben genug. "Uns reicht's!", hieß es dementsprechend immer wieder in den Ansprachen, die den Abschluss des Demonstrationsmarschs bildeten.
Marco Steiner war dabei so etwas wie der Hauptredner. Er hatte die Veranstaltung - für 1000 Besucher, übrigens - schließlich angemeldet. Dass am Ende viermal so viele Menschen kamen, kommentierte Steiner stolz: "Ich bin voll begeistert." Die Demo sei ein starkes Signal an Berlin und München, dass das Coburger Land für all die Trassen und Bahnen genug Opfer gebracht habe. Kritik übte Steiner zudem an den Planern der Leitungstrassen: "Bündelung", schimpfte der Bürgermeister, sei für ihn jetzt schon das Unwort des Jahres. Denn wer Bündelung forciere, der sei bereit, ganze Landstriche zu opfern.
500 Demonstranten aus Lichtenfels
Steiners Amtskollege Markus Mönch (Weidhausen, parteilos) sah die Grenze der Belastbarkeit für das Coburger Land erreicht. "Wir sind durch. Wir haben unseren Beitrag geleistet", sagte Mönch mit Blick auf die Infrastrukturprojekte, die in den vergangenen Jahren verwirklicht wurden. Mönch zeigte sich überzeugt davon, dass der enge Schulterschluss zwischen dem Coburger und Lichtenfelser Raum die Verwirklichung der Pläne für neue Stromtrassen verhindern werde: "Das wird Wirkung zeigen." Rund 500 der Demo-Teilnehmer, schätzte der Marktgraitzer Bürgermeister, Jochen Partheymüller (BB-FWM), waren mit Bussen und dem Zug aus dem Lichtenfelser Land nach Rödental gekommen.Der einzige Redner, bei dem deutlich Pfiffe aus der Menschenmasse zu vernehmen waren, war Hans Michelbach (CSU). Dennoch zeigte sich der Bundestagsabgeordnete überwältigt von der großen Teilnehmerzahl und sicherte deshalb zu, dieses "kraftvolle Signal" mit in die entscheidenden Gespräche für den Netzentwicklungsplan zu nehmen. Dass Michelbach Kritik aus dem Volk zu hören bekam, lag wohl auch daran, dass er sich den Bau der umstrittenen Trasse "P 44" mit Erdverkabelung im westlichen Landkreis unter Umständen vorstellen könnte. Dafür bekam der Abgeordnete auch noch einmal kritische Worte vom Dörfles-Esbacher Bürgermeister Udo Döhler (UBV) zu hören. "Wer denkt, dass die Erdverkabelung ein Segen ist, der täuscht sich", sagte Döhler mit Verweis auf die vegetationslose 60 Meter breite Trasse, die selbst dieser Übertragungsvariante in der Landschaft übrig bleiben würden.
Optimistisch, dem Coburger Land die "P 44"-Trasse ersparen zu können, zeigte sich Landrat Michael Busch (SPD). Man werde im Planungsverfahren Alternativen aufzeigen, sagte Busch, der insbesondere mit der Verschiebung des Übergabepunktes von Schalkau nach Altenfeld große Hoffnungen verknüpft. Gelinge es, diese durchzusetzen, würde die Verbindung zwischen Altenfeld und Grafenrheinfeld das Coburger Land kaum mehr durchschneiden. Dennoch werde es, ergänzte die Landtagsabgeordnete Susann Biedefeld (SPD), noch "ein Kampf", bis die Trasse verhindert sei - die Demo sei aber ein gelungener Auftakt dazu.