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380 kV: Bald werden wohl die Masten gebaut


Autor: Rainer Lutz

Coburg, Freitag, 14. November 2014

Der Planfeststellungsbeschluss für die Starkstromleitung durch das Coburger Land wird in wenigen Wochen erwartet. In einem Jahr soll dann möglichst bereits Strom durch die neue Leitung geschickt werden.
Im kommenden Jahr sollen die Masten für die neue 380-kV-Leitung gebaut werden. Foto: Christoph Schmidt/dpa


Nur noch wenige Wochen wird es dauern, dann liegt der Planfeststellungsbeschluss für die 380-kV-Starkstromtrasse durch das Coburger Land auf dem Tisch. Erst dann werden auch Projektleiter Mark Sprung und sein Kollege Markus Lieberknecht von der Planungsfirma Tennet letztendlich wissen, wo genau jeder einzelne Mast stehen wird.
"Erst mit dem Beschluss steht auch fest, auf welcher Seite der ICE-Brücke über den Froschgrundsee die Leitung geführt wird", erklärt Markus Lieberknecht. Tennet bevorzugt die vom Dorf abgewandte Seite der Brücke. Dabei hängen die Kabel über dem See. Allerdings auch über Bäumen, auf denen Reiher ihre Nester gebaut haben. Ob am Ende der Schutz der Vögel, oder der Schutz der Einwohner von Weißenbrunn gewinnen wird, steht erst mit dem Beschluss fest.

Führt die Leitung auf der dem Ort zugewandten Seite an der Brücke vorbei, wird der geforderte Abstand zur Wohnbebauung unterschritten.

Am Anfang stehen Gespräche

Sobald der Planfeststellungsbeschluss vorliegt, können Betroffene noch dagegen rechtlich vorgehen. Die Klagen werden dann geprüft. Das Gericht muss befinden, ob sie eine aufschiebende Wirkung haben oder nicht. "Wir werden nicht ohne Baurecht mit den Arbeiten beginnen", versichert Mark Sprung. Überhaupt werde für jeden Maststandort zuerst mit den Grundeigentümern gesprochen. Erst wenn mit ihnen eine entsprechende Vereinbarung getroffen ist, wird gebaut.
Die gesamte Strecke, die Tennet zu bauen hat, ist in drei Baulose aufgeteilt. Es wird also in drei Abschnitten gleichzeitig begonnen. In jedem Abschnitt wiederum wird immer dort begonnen, wo eine Einigung mit dem betreffenden Grundeigentümer getroffen wurde. Es kann also sein, dass scheinbar willkürlich an den Fundamenten für die Masten gebaut wird. Für diese wurde das Modell "Donaumast" ausgesucht. "Das ist sozusagen die Geheimwaffe, wenn es darum geht, Effizienz und Rücksicht auf die Naturschutzbelange unter einen Hut zu bringen", erklärt Mark Sprung. Die Planer seien schließlich gehalten, die Naturbelastung durch die Trasse so gering wie möglich zu halten.
Wenn Baurecht gegeben ist, soll so schnell wie möglich mit den Arbeiten begonnen werden. Die Baufirmen, die beauftragt wurden, haben bereits Lagerflächen angemietet, wie Markus Lieberknecht berichtet. Zeitdruck ist durchaus vorhanden. Gerade weil das Kernkraftwerk in Grafenreinfeld früher vom Netz ging als ursprünglich geplant, ist Tennet aufgefordert, bis Ende des kommenden Jahres mit der neuen Leitung fertig zu werden. "Das ist sportlich, aber es ist zu schaffen", ist Lieberknecht überzeugt. Voraussetzung ist, dass keiner der Betroffenen mit einer Klage erfolgreich ist.
Um dem vorzubeugen, gab es die Anhörungsverfahren, bei denen Einwände vorgebracht werden konnten. Ein Teil davon führt schon zu Änderungen, die in die Unterlagen für das Planfeststellungsverfahren eingearbeitet wurden. Etwa bei Dörfles-Esbach, wo die Gemeinden Rödental und Dörfles-Esbach Probleme mit einem der Masts tandorte hatten. Er hätte sie gehindert, ein interkommunal geplantes Gewerbegebiet zu erschließen. Für diesen Mast musste ein neuer Standort gefunden werden. Keine leichte Aufgabe. Der Korridor zwischen Ortsbebauung, Autobahn und ICE-Trasse ist ohnehin schon eng, wenn die geforderten Mindestabstände eingehalten werden sollen. Gefunden wurde eine Lösung, die wohl als geringstes Übel gelten darf.

Keine "Aufstockung"

Gerüchten, es könnte auch noch die weiter im Osten geplante 500-kV-Gleichstromtrasse auf die Tennet-Masten gelegt werden, erteilen die Planer eine Absage. Dafür wären ganz andere Masten notwendig. Es müsste überhaupt neu geplant werden. Aus Gründen der Versorgungssicherheit, werde eine solche Bündelung schon abgelehnt, weil dann ein Schaden viel zu große Lücken ins Stromnetz reißen würde. Wo diese Leitung verlaufen wird, ist im Augenblick wieder in der Schwebe. Sicher scheint nur, dass sie nicht zusätzlich auf der 380-kV-Leitung von Tennet kommt.