3500 Fans schnuppern in Coburg 1. Liga
Autor: Christoph Böger
Coburg, Mittwoch, 09. Oktober 2013
3500 begeisterte Zuschauer bekamen am Mittwochabend in der restlos ausverkauften HUK-Arena einen Eindruck von der stärksten Liga der Welt.
Dabei verlor der abstiegsgefährdete ThSV Eisenach sein "Heimspiel" gegen den Champions- League-Sieger HSV Hamburg deutlich mit 32:39. Die rasante Partie macht Lust auf mehr Spitzen-Handball in der Vestestadt.
"Da geht die Post aber richtig ab". Beeindruckt von dem was die Hauptdarsteller aus Eisenach und Hamburg in der mit über 3500 Zuschauern restlos ausverkauften HUK-Coburg-Arena boten, verließen die meisten Zuschauer gestern Abend zufrieden die Ballsporthalle. Die "stärkste Liga der Welt" zu Gast in der Vestestadt - daran könnten sich die vielen handballverrückten Coburger schnell gewöhnen.
Und die Chancen auf zwei weitere Erstligaspiele in der HUK-Arena noch in dieser Saison stehen äußerst günstig: "Es hat alles prima geklappt, wir werden aller Voraussicht nach hier in Coburg auch unsere anderen beiden Auswärtsspiele bestreiten", versicherte Thomas Levknecht, Pressesprecher der Thüringer.
Rhein-Neckar Löwen in Coburg?
Diese Spiele finden allerdings erst in der Rückrunde statt, eines davon sogar gegen die Rhein-Neckar Löwen - besser geht es für Coburg kaum!
Der ThSV Eisenach - krasser Außenseiter in seinem gestrigen "Zwangs-Heimspiel" in der Vestestadt gegen den Champions-League-Sieger HSV Hamburg - wehrte sich tapfer, hatte am Ende der packenden 60 Minuten jedoch keine Chance. Mit 32:39 (13:20) besiegten die Hanseaten die phasenweise im Angriff und in der Abwehr letztlich doch etwas überforderten Thüringer. Aber sie verließen erhobenen Hauptes und mit sehr viel Applaus die HUK-Arena.
Trotz der wenig rosigen Tabellensituation gingen die Männer von der Wartburg um ihren Kapitän Benjamin Trautvetter von Beginn an beherzt zur Sache. Sie hielten lange Zeit dagegen, kämpften stets verbissen, gaben alles - allerdings hatte der HSV immer eine passende Antwort parat. Diese hieß häufig Johannes Bitter. Der frühere deutsche Nationaltorwart ließ die Werfer der Gäste vor den vielleicht sogar fast 4000 Zuschauer mehrfach verzweifeln. Und dann war da natürlich noch Hans Lindberg: Der Däne traf 13 Mal!
"Schieber-Rufe" und viele Pfiffe
Aber auch die beiden Unparteiischen taten einiges dafür, dass das Spiel nie richtig spannend wurde, denn oft trafen sie unverständliche Entscheidungen - meistens zum großen Ärger der Thüringer. "Schieber-Schieber-Rufe" und lautstarke Pfiffe blieben nicht aus.
Der sechste Sieg in Folge
Mit diesem Triumph hat der ehemalige deutsche Meister seinen überraschenden Fehlstart in die Handball-Bundesliga mit zwei Auftaktniederlagen endgültig ausgebügelt und pirscht sich immer näher an die Spitzengruppe heran. Der Sieg in Coburg war immerhin bereits der sechste in Serie. Für die Eisenacher wird die Luft am Tabellenende dagegen immer dünner.
Die neuralen Zuschauer - und davon gab es gestern Abend weit über 2000, denn maximal 1000 Karten gingen im Vorfeld nach Eisenach und lediglich 50 nach Hamburg - kamen voll auf ihre Unkosten: Für 24 Euro auf einem Sitzplatz oder für zwölf Euro im Stehen sahen sie rasanten Spitzensport, wie ihn zuvor in der HUK-Arena noch niemand erlebt hat.
Die Eisenacher hofften völlig zu Recht, dass der Funke der anreisenden Fans auf die Coburger Zuschauer überspringt. "Vielleicht gelingt es, ein Stück Aßmann-Hallen-Flair zu erzeugen", sagte Trainer Adalsteinn Eyjolfsson im Vorfeld der Partie. Und er wurde nicht enttäuscht, die Coburger Fans machten gemeinsam mit den vielen ThSV-Fans richtig Stimmung und trugen somit maßgeblich zu diesem Handball-Event in Coburg bei.
Tolle Tore, klasse Paraden, trickreiche Anspiele, extrem hohe Sprungwürfe, viele gelungene Spielzüge - all das technisch versiert und auf höchstem Niveau. Das Tempo war oft atemberaubend, die Spielweise extrem körperbetont. Teilweise so hart, dass einem beim Zuschauen aus nächster Nähe Angst und Bange wurde.
Nicht umsonst schnaufte eine junge Frau in der 4. Reihe entsetzt, als Torsten Jansen den Eisenacher Daniel Luther in der 13. Minute mit Brachialgewalt zu Boden schleuderte: "Wahnsinn, die sind ja verrückt. Das hat doch nichts mehr mit Handball zu tun."
Oh doch, das hatte sogar sehr viel mit Handball zu tun - eben mit Erstliga-Handball! Denn gerade diese Härte, diese körperliche Präsenz jedes einzelnen Spielers auf der am Vormittag extra für dieses Spiel verlegten, blauen "Platte" macht den Unterschied zwischen der 1. zur 2. und erst Recht zur 3. Liga aus.
Lehrreich auch für die HSC-Jungs
Ein kurzer Vergleich mit den Drittliga-Auftritten des HSC 2000 Coburg muss erlaubt sein, denn den vielen HSC-Fans wurde am Mittwoch eindrucksvoll und vor allem hautnah vor Augen geführt, wie weit ihre "Gelb-Schwarz" derzeit noch von diesem beeindruckenden Niveau entfernt sind.
Auch Coburgs Chefcoach Jan Gorr, bekanntlich nebenberuflich als Co-Trainer der deutschen Nationalmannschaft in Amt und Würden, nutzte dieses Spiel sicher nicht nur um die ehemaligen deutschen Nationalspieler aus Hamburg (Bitter, Schröder, Jansen, Flohr, Hens und Pfahl) freudestrahlend abzuklatschen.
Träumen ist in Coburg erlaubt
Und die HSC-Fans dürfen träumen: "Nächstes Jahr spielen wir auch gegen die Eisenacher und dann schlagen wir die ebenso", war sich der 14-jährige Manuel aus Weitramsdorf nach dem emotionalen Spiel gestern absolut sicher. Ausgeschlossen ist das keineswegs, denn der Abstieg der Thüringer aus der deutschen Eliteliga ist nach der gestrigen Niederlage und der damit verbundenen Tabellensituation ebenso wahrscheinlich, wie der gleichzeitig Aufstieg des HSC Coburg in die 2. Bundesliga.
Nicht zuletzt deshalb dürfen die vielen HSC-Fans auf ein schnelles Wiedersehen in Coburg hoffen - zumindest mit dem ThSV Eisenach...