Druckartikel: 23 Bürger und ein Mohrhof-Bauer

23 Bürger und ein Mohrhof-Bauer


Autor: Manfred Welker

Hesselberg, Freitag, 13. April 2012

Vor 185 Jahren wurden die so genannten großen Weiher von den Hesselberger Weiherrechtlern erworben und von ihnen seitdem bewirtschaftet.
Herbert Warter mit Katasterkarte Mohrhof  Foto: Manfred Welker


Herbert Warter aus Hesselberg hat in den Archiven gestöbert. Er war mit der inzwischen verstorbenen Marga Bley aus Höchstadt im Staatsarchiv Bamberg, wo ein 70 Seiten umfassender Akt über einen Streit um die Hesselberger Teiche verwahrt wird. Das weckte sein Interesse. Er wollte wissen, wann die Hesselberger Weiherrechtlern die so genannten großen Weiher erworben haben. Zugleich hat er sich über das Vermessungsamt die alten Katasterkarten zu Hesselberg besorgt.

Ursprünglich waren die Weiher im Besitz des Mohrhof, dazu gehörten auch Äcker und Wiesen um den dortigen Bauernhof. Genauso wie Teile des Waldes des Ritterguts Neuenbürg, auf dem vor der Säkularisation im Zuge der Napoleonischen Wirren die Freiherrn Winkler von Mohrenfels die Herren waren, und wahrscheinlich auch der Kairlindacher Rechtlerwald.

Der Mohrhof war mit Vogtei und Steuer der Familie Winkler von Mohrenfels zugehörig und war dem Rittergut Buch (bei Gremsdorf) zugeordnet, das sich ebenfalls im Besitz der Familie Winkler von Mohrenfels befand. Die Hochgerichtsbarkeit übte dagegen das Centamt Höchstadt a.d. Aisch aus, der Ort gehörte zum Pfarrsprengel Hannberg.

Im Jahr 1806 begann laut alten Unterlagen die Zertrümmerung des Besitzes und der Verkauf der Bestandteile. Als erster kaufte Martin Baier aus Hesselberg vom so genannten Schutzjuden Jacob Abraham aus Adelsdorf die Streuwiesen und den kleinen Weiher. 1807 erwarb der Landesdirektionsrat Josef Stöcklein aus Hallstadt bei Bamberg die zwei Weiher mit den ca. 360 Hektar Streuwiesen. Auf dem Urkataster für Hesselberg aus dem Jahr 1822 findet sich noch vermerkt, dass der Besitzer der Weiher Bamberger war. Allerdings kam er in finanzielle Schwierigkeiten.

Da die Gerichtsbarkeit für das angrenzende Kairlindach in Dachsbach lag, kam es dort nach einem fast 20-jährigen Streit um die Besitzung zur Verpfändung durch die dortige Gerichtsrätin Frau Geier am 12. September 1825. Am 3. November 1826 erwarben 23 Hesselberger und der Mohrhof-Bauer Deininger die Weiher und Wiesen. Dafür mussten sie 2325 Gulden rheinisch bezahlen. 1500 Gulden wurden durch die Verpfändung des Gemeindelands erzielt, 825 Gulden borgten sich die neuen Eigentümer vom Bauern Schwarz aus Poppenwind.

Von den insgesamt 24 Besitzern wurden die Weiher in den ersten Jahren immer von acht Rechtlern im Wechsel bewirtschaftet. In den Jahren 1833/1834 waren dies nach alten Unterlagen: Martin Bauer (mit zwei Rechten), Jakob Dengler, Michael Seitz, Konrad Dreßel, Georg Noppenberger, Elisabeth Gumbmann und Andreas Schaub.
Bis zum Jahr 1900 waren es noch zwei Weiher, der große Weiher und der Abelsweiher. In diesem Jahr wurde die Anlage kultiviert und es entstanden, wie heute noch zu erkennen ist, vier Teiche. Der Abelsweiher blieb unverändert bestehen, aus dem Großen Weiher entstanden durch das Einziehen von Dämmen drei Weiher. In Hesselberg werden diese auch heute noch als "Die großen Weiher" tituliert.

Um diese Arbeiten durchführen zu können, bekamen die 24 Weiherrechtsbesitzer von der "Landeskultur-Rentenanstalt" 14 000 Mark als Darlehen.

Das Projekt sollte unter der Leitung des kulturtechnischen Bureaus der königlichen Regierung von Oberfranken durchgeführt werden. Von dem zur Verfügung gestellte Geld vom 1. November 1900 waren über einen Zeitraum von 40 Jahren jährlich 630 Mark Kulturrente mit 3 1/4 Prozent verzinst zurückzuzahlen. Durch diese Maßnahme gelang es, besser bewirtschaftbare Weiherflächen zu erzielen, die danach verpachtet werden konnten.

Ab dem 1. April 1929 waren die Weiher für 18 Jahren an das Bezirksamt, den späteren Landkreis, Höchstadt a.d. Aisch verpachtet. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg wechselten die Pächter mehrmals. Wie Warter zu berichten weiß, werden seit sieben Jahren die Weiher von den Rechtlern selbst bewirtschaftet.

Aus der Grundakte ist zu ersehen, dass dieser Besitz von den 24 Bauern erkauft wurde. Dagegen haben an den noch vorhandenen Gemeindegründen 28 Güter- und Häuserbesitzer zu Hesselberg Anteil.