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2015 - ein Jahr voller Steilvorlagen


Autor: Ulrike Nauer

Coburg, Sonntag, 20. Dezember 2015

Was treibt die Kanzlerin eigentlich an ihrem freien Sonntag? TBC kennt die Antwort. Außerdem lässt das fränkische Trio in seinem Jahresrückblick im Coburger Kongresshaus am 27. Dezember so allerlei Skandale und Krisen Revue passieren, wie Michael A. Tomis verrät.
"Kochen mit Pegida, den patriotischen Essern gegen die Islamisierung des Abendbrots" ist nur eine der vielen Nummern im TBC-Jahresrückblick 2015, mit denen Georg Koeniger, Florian Hoffmann und Michael A. Tomis (von links) ihr Publikum in Coburg begeistern wollen.  Foto: CT-Archiv / Ulrike Langer


2015 war ein turbulentes Jahr. Krieg im Nahen Osten, Finanzkrise in Griechenland, Flüchtlingswelle... nicht unbedingt die klassischen Kabarett-Themen. Das Totale Bamberger Cabaret (TBC) hat sich dennoch an einen ganz besonderen Jahresrückblick gewagt und wird diesen am Sonntag, 27. Dezember, im Coburger Kongresshaus präsentieren. Im Interview mit unserer Zeitung verrät Michael A. Tomis, der 2013 in dem Trio auf Helmut Vorndran folgte, wie man das Publikum auch mit schwierigen Themen unterhalten kann. Und er lüftet ein Geheimnis: Was bedeutet eigentlich das A. in seinem Namen?

Tageblatt: Terror, Finanzkrisen, Naturkatastrophen... bleibt einem Kabarettisten da nicht manchmal der Witz im Hals stecken?
Michael A. Tomis: (lacht) Doch, tatsächlich haben wir uns bei diesem Jahresrückblick relativ schwer getan mit einigen Themen. Ob wir die überhaupt verarbeiten sollen oder ob wir sie weglassen. Zum Beispiel beim Thema Flüchtlinge. Da haben wir lange diskutiert, eine Nummer zu finden, die sich ernsthaft damit auseinandersetzt, aber gleichzeitig für die Leute unterhaltsam ist. Das ist ja immer der Spagat. Aber ich glaube, wir haben es ganz gut geschafft. Das Thema Terror allerdings haben wir nicht mit drin.

Da funktioniert dann auch das Prinzip "mit Humor ist alles leichter zu ertragen" nicht mehr, oder?
Das ist wirklich schwierig. Aber wir hatten genug andere Themen. Wir basteln ja nicht erst seit ein paar Wochen. Wir haben schon, als das Jahr losging, immer alles mitgeschrieben und notiert, was in Frage kommen könnte.

Das wäre dann auch die nächste Frage: Wie gehen Sie vor?
Man notiert einfach übers Jahr, man schaut, macht sich schon Notizen, Stichpunkte - das wäre doch ein tolles Thema, das könnte man verwenden. Dann am Ende muss man irgendwann aussortieren und sich sagen: ja, Mensch, wir haben ja nur 90 Minuten Zeit. Alles kann man halt nicht behandeln.

Informieren Sie sich eigentlich vor dem Auftritt, was übers Jahr so an dem jeweiligen Ort passiert ist? In Coburg ist ja bekanntlich immer etwas los..."
Beim Jahresrückblick speziell nicht, außer es wäre etwas, was vielleicht auch überregional bekannter wurde. Das versuchen wir schon einzubauen, aber dafür ist unser reguläres Programm eigentlich ganz gut geeignet, das wir neben dem Jahresrückblick ja auch spielen. Im Jahresrückblick ist für regionale Sachen gar nicht wirklich Platz.

Für Coburg könnten Sie vermutlich einen eigenen Jahresrückblick machen...
(lacht) Ja, Coburg... es gibt so ein paar Hochburgen, wo wir immer sehr freundlich aufgenommen werden, wo immer voll ist, immer gute Stimmung, seit Jahren. Da lassen wir dann schon den einen oder anderen Satz fallen. Gerade in der Eröffnungsnummer. Da gibt es noch die Möglichkeit, etwas umzustellen.

Das heißt, Sie setzen sich zu dritt zusammen und machen Stoffsammlung und dann schmeißt man raus?
Genau, jeder macht sich Notizen, entwickelt schon Nummern und schreibt Texte. Dann werden die zu dritt ausgewertet. Beim Vorlesen kann man schon die ersten Reaktionen sehen. Lachen die Kollegen oder sitzen sie mit versteinerter Miene da? Dann gilt es, die anderen beiden zu überzeugen, dass das doch eine fantastische Nummer wäre. Wenn man allerdings auf völliges Unverständnis stößt, fliegt sie raus.

Was sind denn Ihre Lieblingsmomente im 2015er Programm?
Wir haben eine Flüchtlings-Nummer, in der wir die Willkommenskultur der CSU ein bisschen an den Pranger stellen. Das ist eine wunderbare Nummer.

Eine Steilvorlage?
Ja, absolut. Die Nummer funktioniert auch wirklich sehr gut, so wie wir es uns gewünscht hatten. Wir haben auch ein paar so kleine Momente drin, wo dann kein Lacher zu hören ist - wenn wir zum Beispiel mal ganz kurz über die Rüstungsexporte Deutschlands referieren. Das soll eigentlich auch nicht lustig sein. Die Leute gucken teilweise verständnislos, weil sie nicht glauben, dass das wirklich wahr ist. Das ist dann ein Moment, wo gewollte Stille im Saal herrscht. Diese dann kurz darauf wieder zu durchbrechen, finde ich immer einen ganz tollen Moment. Dass die Leute erstmal schlucken müssen und dann gleich wieder Zack! - sie sollen ja lachend rausgehen.
Das ist uns, glaube ich, bei diesem Programm gut gelungen. TBC ist ja bekannt für seine Blödelnummern. Die machen wir ja auch sehr, sehr gerne. Aber gerade bei diesem Jahresrückblick haben die einzelnen Nummern schon sehr viel Background.

Gibt's eine Nummer, die Sie gern im Programm gehabt hätten, die die anderen beiden aber rausgeschmissen haben?
Mir war's eigentlich sehr wichtig, dass wir eine Nummer über die Rechtsradikalen in Deutschland machen, die jetzt wieder im Aufwind sind. Auch vor dem Hintergrund rechtsradikaler Anschläge auf Flüchtlingsheime. Dazu haben wir aber kein Format gefunden, wie man das gut hätte machen können. Außerdem klingt es bei der Flüchtlings- und der Pegida-Nummer ein bisschen mit. Wenn wir da noch eine dritte Nummer gemacht hätten, wäre das zu viel gewesen.

Worauf darf sich denn das Publikum freuen?
Flüchtlinge, Pegida, der VW-Skandal wird mit angerissen, der Fifa-Skandal ist natürlich ganz groß mit dabei. Der Herr Blatter kommt auch richtig gut weg bei uns (lacht). Hmmm... lassen Sie mich überlegen. Wo hab ich denn meinen Ablauf? So ist das immer, wenn man darüber sprechen soll... Auf der Bühne kein Problem, aber wenn ich jetzt sagen soll, was wir alles drin haben... Man wird ja auch mit der Zeit betriebsblind. Wir haben so oft geprobt, dass ich's gar nicht mehr weiß. Welche Themen haben wir denn noch? Wir haben doch ganz, ganz viele...

Frau Merkel vielleicht?
Ja, aber auch nur am Rande. Es gibt kein Merkel-Bashing. Wir zeigen einfach mal, wie die Kanzlerin an einem Sonntag ausspannt. Mit dem Herrn Sauer, den immer keiner kennt. Ha! Jetzt fällt's mir noch ein: Franken-Tatort natürlich. Ganz großes Thema.

Der Dadord mit drei "d" - hat der ihnen gefallen?
Ich bin eigentlich kein Tatort-Fan und guck den normalerweise nicht. Aber den Franken-Tatort hab ich mir angeguckt und gedacht: Ja, bassd, is aber auch noch Luft nach oben. Das war, glaub ich, der allgemeine Tenor, gell? Viel von der Stadt hat man gesehen und wenn man sich hier auskennt, dann hat man bei den Schnitten gemerkt, dieses ist in Fürth gedreht, jenes ist in Nürnberg gedreht. Aber ansonsten ganz okay. Den nächsten schau ich mir definitiv an.

Letzte Frage, aus persönlicher Neugier: Hat das A. in ihrem Namen eine besondere Bedeutung?
(lacht) Das steht einfach für Andreas, das ist nichts Außergewöhnliches. Irgendwann dachte ich mir, das klingt gut - so wie bei John F. Kennedy oder Michael J. Fox... Sie glauben gar nicht, was ich schon alles auf irgendwelchen Quittungen oder Rechnungen gelesen habe. Michael Adonis stand auch schon drauf. Zu viel der Ehre!


Karten für das Programm "Augen zu und nochmal durch - der TBC-Jahresrückblick" gibt es unter anderem im Vorverkauf in der Tageblatt-Geschäftsstelle, Hindenburgstraße 3a.

Termin Für ihren Auftritt am Sonntag, 27. Dezember, sind TBC diesmal ausnahmsweise ins Coburger Kongresshaus gezogen. Die Show beginnt um 19 Uhr.