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18 Meter pure Faschingslaune für Hattersdorf


Autor: Rainer Lutz

Hattersdorf, Donnerstag, 23. Februar 2017

Jetzt rollen die jungen Hattersdorfer mit einem echten Monster von einem Umzugswagen von Fasching zu Fasching.
Heuer soll keiner etwas auszusetzen haben, am Megawagen der Hattersdorfer Jugend.Foto: Rainer Lutz


"Die fünfte Jahreszeit ist wieder los, und somit auch wir Landwirte aus Hattersdorf und Umgebung und zwar mit einem Wagen den man so noch nicht gesehen hat", sagt Florian Schmidt-Maier selbstbewusst. Das Motto, das sich die jungen Faschingsfans dieses Jahr ausgesucht haben: "B(l)auer sucht Frau." Und sie sind sich sicher: "Dieses Jahr werden Grenzen gebrochen."

Trotz des Rückschlags vergangenes Jahr in Ebern, wo an der Sicherheit des Wagens gezweifelt wurde und die Hattersdorfer Wagenbauer kurzerhand alle neben ihrem Zug her laufen mussten da sich keiner auf dem Hänger befinden durfte außer dem DJ, haben sie sich nicht entmutigen lassen.

Freunde und Bekannte haben ihnen den Rücken gestärkt und zu ihnen gestanden, erzählen Tony und Max Schubert, Cindy Flurschütz, Tizian Patzer, Florian Schmidt-Maier, Justin Jäckisch und Jennifer Schubarth, die alle zum Faschingsteam gehören. Und: "Das hat uns letztendlich dazu gebracht, dass wir einen neuen bauen, der größer wird, besser wird und der vor allem alle für den TÜV relevanten Kriterien erfüllt, damit so was wie letztes Jahr nicht mehr passieren kann."


Schnelle Entscheidung

Die Entscheidung fiel innerhalb von fünf Minuten bei einem Kaffee und dann ging es auch schon los. Um ein bisschen Geld einzuholen, haben sie ihren alten Wagen kurzerhand verkauft. Der neue wurde dann nach einer kurzen Diskussionsrunde von Tony und Max Schubert zur Verfügung gestellt. "In einer Gruppe von 15 Leuten machten wir uns dann Gedanken darüber wie wir das Grundgestell bauen wollen und wie der Wagen verkleidet werden soll", erzählt Florian Schmidt-Maier. "18 Meter reine Partymeile, das hatten auch noch nicht so viele und schon gar nicht so wie wir!"

Von der Planung angefangen - sie war bis auf die letzte Schraube übrigens absolut exakt - bis zur Jungfernfahrt flossen Hunderte von Arbeitsstunden in das Projekt. Zeit, die sich jeder neben der Arbeit frei schaufeln musste. Auffallen wollen die Hattersdorfer dieses Jahr. Wenn groß, dann richtig groß, dachten sie sich. 300 Meter Holzbalken, sowie 150 Quadratmeter Schwartenbretter waren ein erster Anfang, doch dann kam erst das Schwierige: das Motto. Einige Tage und einige Diskussionsrunden vergingen, bis sie sich geeinigt hatten, doch dann stand fest, es soll sich wieder auf die Landwirtschaft beziehen wie die Jahre davor auch.

Ein bisschen was zum Nachdenken gehört eben auch zu einem Wagen beim Faschingsumzug, in Hattersdorf nicht weniger als in Köln oder Düsseldorf. Denn in der heutigen Zeit werde die Marktsituation immer schlechter. Ein Beispiel hierfür sehen die jungen Landwirte in niedrigen Lebensmittelpreisen. "Jeder will Qualität essen, gern auch regionale Erzeugnisse, aber keiner will Geld dafür ausgeben", ist ihre Wahrnehmung. Darauf aufmerksam zu machen, ist den Wagenbauern wichtig. Sie fassen es zusammen: "Wir liefern Lebensmittel für alle Welt, dafür essen wir hier, was aus dem Ausland kommt. Die regionale Landwirtschaft wird heute weniger denn je geschätzt."

Unter den gegebenen Bedingungen werde es immer schwieriger für kleine Betriebe zu überleben, fürchten sie. Ein ernstes Thema für einen Gaudiwurm - aber eben ein wichtiges, wie die Hattersdorfer Wagenbauer finden. "Um nicht nur zu motzen, haben wir uns dieses Jahr gedacht, wir stellen dies ein bisschen anders dar, und zwar kennt man das Motto so ähnlich aus einer Fernsehsendung, wir haben es ein bisschen umgestaltet und unser eigenes daraus gemacht. Und da der ein oder andere von uns, egal ob Bauer oder nicht, auch noch auf der Suche ist, passt das ganz gut."


Präzise Vorgaben

Wie schwierig es ist, bei den Vorbereitungen für einen Faschingsumzug alle Vorschriften einzuhalten, weiß Michael Beetz vom Vorstand des Seßlacher Faschingsvereins. Dort gibt es einen extra Zugmarschall. Die Aufgabe hat der Zweite Präsident Marcel Eckstein übernommen. Er hat reichlich zu tun. Neben allen Sicherheitsvorschriften gibt es auch genaue Vorgaben, wie viele Narren auf so ein Narrenschiff hinauf dürfen. 2,5 Personen je Quadratmeter, sagt die Vorschrift. Das, versichern die Hattersdorfer, werden sie ganz genau einhalten. Aber auf ihrem 18 Meter langen Giganten von einem Faschingswagen, wird der Platz wohl so schnell nicht knapp. Dass junge Leute so viel Zeit, Geld und Arbeit aufwenden, rein aus Idealismus für die Faschingsgaudi, das, findet Beetz, hat allen Respekt verdient.

Seine Feuertaufe hat der Wagen in Baunach schon hinter sich gebracht, am Samstag geht er in Rattelsdorf an den Start, am Sonntag in Zapfendorf und am Faschingsdienstag dann in Seßlach. Zu übersehen dürfte er kaum sein.