16 Millionen Euro im Jahr: Der Preis für Coburgs Hochkultur
Autor: Simone Bastian
Coburg, Freitag, 10. Dezember 2021
Rund 16 Millionen Euro werden in normalen Jahren für den Coburger Theaterbetrieb ausgegeben. Was macht das Landestheater so teuer? Der Freistaat bezuschusst die Personalkosten. Doch Coburg will mehr.
Es war ein eher beiläufiger Satz: Der Stadtrat habe beschlossen, den jährlichen Betriebskostenzuschuss fürs Landestheater bei neun Millionen Euro zu deckeln. Das sagte Oberbürgermeister Dominik Sauerteig (SPD) anlässlich des Staatsempfangs zum Jubiläum "100 Jahre Coburg bei Bayern". Eigentlich nicht der passende Rahmen, um so etwas zu verkünden - doch Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sollte es hören. Denn der Freistaat finanziert den Theaterbetrieb mit: Er übernimmt 40 Prozent des Defizits. 2019 waren das 5,3 Millionen Euro. Die Stadt zahlte im gleichen Jahr etwas über 8 Millionen Euro. Wegen Corona lassen sich die Haushaltsjahre 2020 und 2021 nicht mit 2019 vergleichen. Aber wenn das Leben und mit ihm der Theaterbetrieb mal wieder einigermaßen normal läuft, dann schlagen auch alle Kosten wieder so zu Buche wie in normalen Jahren.
Alles wird teurer
Das bedeutet: Die Ausgaben fürs Landestheater werden steigen. Allein schon deshalb, weil Künstler und die übrigen Mitarbeiter in der Regel nach Tarifverträgen bezahlt werden und es immer wieder Lohnerhöhungen gibt. Weil Energiekosten steigen. Weil auch sonst alles teurer wird. Zum Beispiel die Urheberrechte: 200000 Euro pro Jahr sind da mittlerweile vorgesehen. Selbst, wenn das Theater an der einen oder anderen Stelle sparen kann, zum Beispiel beim Druck von Programmheften - es wird ein hohes Defizit bleiben, und die Stadt müsste davon einen großen Anteil übernehmen.
Was kostet wie viel?
Die Faustformel lautet: Die Sachkosten erwirtschaftet das Theater selbst, das Personal wird durch die Zuschussgeber finanziert. Am Drei-Spartenhaus gibt es Musiktheater, Schauspiel und Ballett, dazu die Konzerte des Philharmonischen Orchesters. 3,7 Millionen Euro koste das Orchester, 2,3 Millionen Euro das Musiktheater, rechnet Kaufmännischer Direktor Fritz Frömming vor. "Allein der Chor mit seinen 24 Mitgliedern kostet 1,4 Millionen Euro."
Schauspiel und Ballett schlagen bei den Personalkosten mit je einer halben Million Euro zu Buche. Hinzu kommen all die Theatermitarbeiter hinter und neben der Bühne: Techniker, Bühnenbildner, Maske, Kostümschneiderei ... Diesen Block beziffert Frömming mit 2,8 Millionen Euro. Das übrige Personal (Verwaltung, Hausmeister, Garderobenkräfte und Logenschließer) schlägt mit 1,2 Millionen Euro zu Buche. Gerechnet sind hier immer die Gehälter plus der Arbeitgeberanteil zur Sozialversicherung und zu Versorgungswerken.
Hinzu kommen bei den Personalkosten die Ausgaben für künstlerische Gäste, die Aushilfen und Verstärkungen fürs Orchester sowie der leistungsorientierte Vergütungsanteil, den der Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst vorsieht - alles in allem eine Summe von 1,4 Millionen Euro.
Bei den Sachkosten stechen neben den Ausgaben für Urheberrechte die Kosten für Strom und Heizung (300000 Euro) sowie für Dekorationen und Kostüme ins Auge (273000 Euro). Die Kosten für Öffentlichkeitsarbeit addieren sich zu 200000 Euro, und 2019 wurden allein 167000 Euro für Instrumentenreparaturen fällig.
Geld übrig dank Corona
2020 wurde wegen der Corona-bedingten Schließungen viel weniger eingenommen, aber noch viel weniger ausgegeben: Weil das Theater in Kurzarbeit gehen konnte, blieb sogar Geld übrig. Auch im Frühjahr 2021 war noch Kurzarbeit angesagt. Jetzt, im Dezember 2021, kann das Theater noch spielen, allerdings unter erschwerten Bedingungen: Nur 25 Prozent der Plätze dürfen verkauft werden; Besucher müssen geimpft oder genesen sein und müssen einen aktuellen negativen Test vorweisen. Das, sagt Frömming, schrecke viele Gäste ab. "Wir haben letztens ,Draußen vor der Tür‘ vor sechs Leuten gespielt. Das ist ein Wahnsinn."