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14 Cent Unterschied: Wie Coburgs Autofahrer noch sparen können


Autor: Sandra Hackenberg

Coburg, Montag, 14. März 2022

Auch wenn die Preise astronomisch sind - es gibt immer noch gewaltige Unterschiede beim Tanken. Wir erklären, wann und wo.
LKW-Fahrer haben keine Wahl, müssen tanken. Doch wer flexibel ist, kann zehn Cent pro Liter und mehr sparen.


Seit mehr als 40 Jahren betreibt Hans-Joachim Büttner seine Walther-Tankstelle in Coburg. Doch eine Explosion der Benzinpreise wie in den vergangenen Wochen hat er nie erlebt. Als Putins Soldaten am 24. Februar die Ukraine überfielen, lag der Diesel-Preis an der freien Tankstelle durchschnittlich "noch" bei 1,68 Euro. Wer das schon teuer fand, dem treibt der Blick auf die Tankanzeige seitdem die Tränen in die Augen: Sechs Tage nach Beginn der russischen Invasion schossen die Benzinpreise nach oben - allen voran der für Diesel: 1,95 am 5. März, über 2,30 Euro am 11. März...

Eine Kundin fährt am Montag an die Zapfsäule. Während nur ein paar Kilometer weiter der Dieselpreis bei 2,36 Euro pro Liter liegt, zahlt sie bei Hans-Joachim Büttner für den Moment 2,22 Euro. Eine satte Ersparnis von 14 Cent - pro Liter. "Ich wollte eigentlich erst morgen tanken. Aber bei dem Preis hab' ich doch mal angehalten. Denn wer weiß, wie es morgen aussieht..." Keine Wahl hingegen hat der Lkw-Fahrer, der in einer Stunde in Eisfeld erwartet wird und den Preis von 2,36 Euro schlucken muss. "Ich tanke jetzt nur 200 Liter und morgen voll." Grimmig beobachtet er, wie sein Preis an der Zapfsäule immer höher klettert. Bis auf 427 Euro.

Tankwarte profitieren nicht

Die Kunden, die tanken müssen, laden ihren Frust auch schon mal am Tankwart ab. Neulich sei ein Mann in die Walther-Tankstelle gekommen und habe gefragt: "Na, wie viel verdient ihr an den Sprit-Preisen?" Hans-Joachim Büttners trockene Antwort: "Genauso viel wie sonst auch. Einen Cent pro Liter." Daran ändere auch ein höherer Kraftstoff-Preis nichts. "80 Prozent unserer Kunden denken, dass wir daran mitverdienen."

Tatsächlich bleiben der Gewinnanteil für die Tankstellen und die Mineralölsteuer genau gleich. Was sich bei einer höheren Tankrechnung aber erhöht, ist der darin enthaltene Betrag für die Mehrwertsteuer. Der Tankwart zeigt eine aktuelle Quittung vor: Ein Kunde hat für 138 Euro Diesel getankt. Alleine 51,15 Euro beträgt der Steueranteil, ist da vermerkt. Bei Super Bleifrei ist der Steueranteil noch höher: Bei einer Tankfüllung für 51 Euro landen 23,25 Euro beim Staat.

Und genau den sieht Hans-Joachim Büttner jetzt in der Pflicht. "Andere Länder haben bereits reagiert. Für Tankstellen an der Grenze zu Polen oder der Tschechei ist das schon existenzbedrohend, wenn die Kunden zum Tanken alle über die Grenze fahren, weil das Benzin dort 30, 40 Cent günstiger ist als in Deutschland." Einen Tank-Rabatt, wie am Sonntag Finanzminister Christian Lindner ins Spiel gebracht hat, der dann beim Bezahlen an der Kasse abgezogen wird, hält der erfahrene Tankwart für Quatsch. "Das ist eine Milchmädchenrechnung. Die Preise müssen generell fallen."

Doch bis es so weit ist: Was können Autofahrer, die tanken müssen, jetzt schon tun, um ihren Geldbeutel zu schonen? Der Tankwart gibt wertvolle Tipps.

Wer an eine freie Tankstelle wie Walther oder Grosch fährt, hat generell einen Vorteil gegenüber den Marken-Tankstellen. Die, so erklärt der Experte, dürfen ihr Benzin immer einen Cent günstiger verkaufen als die namhaften Konkurrenten. Noch günstiger geht es an Tankstellen, die an Supermärkte wie Kaufland in Döfles-Esbach angeschlossen sind: Die sind in der Regel sogar zwei Cent billiger als Markentankstellen.

Es kommt auf die Tageszeit an

Betrachtet man die Entwicklung der Benzinpreise der vergangenen Tage, ist deutlich zu erkennen, dass sie ab 12 Uhr deutlich fallen. Ein Beispiel: Lag der Diesel-Preis pro Liter am Montag um 10 Uhr noch bei 2,33 Euro, pendelt er nach der Mittagszeit zwischen 2,23 und 2,25 Euro. Hans-Joachim Büttner sagt: "Vormittags würde ich nicht tanken."

Momentaufnahmen zeigen aber: Der günstigste Preis ist nicht immer an der freien oder Supermarkt-Tankstelle zu haben. Sie ändern ihre Preise 20 Mal am Tag - oder noch häufiger. Bis eine Tankstelle auf die Preisänderung einer anderen reagiert, kann es schon mal ein paar Minuten dauern. Wer sicherstellen will, dass er den aktuell günstigsten Preis erhält, dem empfiehlt der Tankwart eine App, wie sie inzwischen dutzendfach kostenlos auf das Smartphone geladen werden können.

Aufgrund der häufigen Preisanpassungen müsse man aber schnell sein. Entscheidend ist laut Hans-Joachim Büttner, welcher Preis in dem Moment, wenn getankt wird, auf der Preistafel steht. "Egal ob sich der Preis auf dem Weg zur Kasse dann wieder ändert: "Sobald die Pistole im Tank steckt, ist der Preis scharf."

Beim Heizöl warten

Auch Heizöl hat historische Höchstpreise erreicht, es wird aus demselben Grundstoff hergestellt wie Diesel. Aber was tun, wenn man mit Öl heizt? Jetzt, trotz der hohen Preise zuschlagen, weil man nicht weiß, was noch kommt? Oliver Klapschus, Gründer und Geschäftsführer des Verbraucherportals "Heizoel24", sagt: "Wir reden hier von historisch einmaligen Ereignissen. Der Markt ist überhitzt, wir sehen jetzt schon, dass Umsatz und Preise langsam anfangen zu sinken."

Er rät dazu, nicht in Panik zu geraten. "Wer jetzt noch zwingend Heizöl bis zum Ende der Heizperiode braucht, sollte eher kleine Mengen kaufen. Und wer das tut, kann auch schauen, ob er sich vielleicht mit Nachbarn zusammentun kann, die das selber Problem haben. Bei einer Sammelbestellung kann man sich dann die Anfahrtskosten für den Tanklastwagen teilen. Bei drei Haushalten mit 500 Litern sind pro Haus 20 bis 50 Euro Ersparnis drin.