13-köpfige Familie aus Syrien findet Zuflucht in Coburg
Autor: Helke Renner
Coburg, Mittwoch, 27. August 2014
Bis zum Jahresende wird Coburg vor der Aufgabe gestellt, rund 220 Flüchtlingen ein neues Zuhause zu bieten, in dem sie sich sicher fühlen können. Die Wohnbau richtet jetzt erst einmal eine Wohnung für eine 13-köpfige Familie aus Syrien her.
Nichts geht mehr im zentralen Aufnahmelager in Zirndorf, Bayreuth kann Flüchtlingen nur noch beheizte Zelte als Unterkunft anbieten. "Wir wollen solche Zustände bei uns nicht haben", sagt Dritter Bürgermeister Thomas Nowak (SPD). Deshalb richtet jetzt die Wohnbau eine Unterkunft für eine Familie aus Syrien in einem früheren Firmengebäude in der Sally-Ehrlich-Straße her.
Ungeachtet der Tatsache, dass auch die Asylbewerberunterkünfte in Coburg voll ausgelastet sind - in der Uferstraße mit 65, in der Scheuerfelder Straße mit rund 40 und in Neuses mit 42 Personen -, ist die Stadt gesetzlich verpflichtet, noch mehr Flüchtlinge aufzunehmen. "Zum Jahresende könnten es weitere 59 Personen sein, für die wir eine Unterkunft finden müssen", stellt Thomas Nowak fest.
Flüchtlingszahl wird steigen
Derzeit leben 168 Asylbewerber aus dem Irak, aus Eritrea, Äthiopien, Syrien, der Ukraine, Russland und anderen Ländern in Coburg. "Diese Zahl sagt nur etwas über die Leistungsbezieher aus", sagt Sozialamtsleiter Peter Schubert. Rechne man diejenigen dazu, die - aus welchen Gründen auch immer - keine Leistungen bekommen, dann sind es 180. Das heißt, bis zum Jahresende werden weit über 200 Flüchtlinge in der Stadt Zuflucht suchen. "8,9 Prozent der Asylbewerber in Bayern kommen nach Oberfranken und davon muss Coburg 4,2 Prozent unterbringen", ergänzt Peter Schubert. In der Regel erfolgt die Unterbringung in Gemeinschaftsunterkünften. Sind die voll, dann müssen dezentrale Lösungen gefunden werden. Das ist jetzt in Coburg so. "Wir erwarten in den nächsten Wochen vor allem Flüchtlinge aus Syrien", erläutert Thomas Nowak. Die Familie mit 13 Personen, die jetzt schon da ist, wurde vorübergehend in der Obdachlosenunterkunft der Caritas untergebracht. "Zwei Frauen sind schwanger. Das heißt, wir müssen schnell eine Lösung finden."
Vorübergehende Unterkunft
Dass die Wohnbau GmbH an dieser Stelle in die Bresche springt, hat auch ein wenig mit ihrer Geschichte zu tun. 1950 war sie gegründet worden, um die Wohnungsnot zu lindern, die in der Stadt auch deshalb entstanden war, weil sie Flüchtlinge aufgenommen hatte. Daraus erwuchs der Unternehmenszweck: eine "sichere und sozial verantwortbare Wohnungsversorgung aller Bevölkerungsschichten".
Doch aktuell hat die Gesellschaft eine Liste von 1200 Wohnungssuchenden abzuarbeiten. Wie soll sie da noch Flüchtlinge unterbringen? "Wir bauen zurzeit ein Gewerbeobjekt in der Sally-Ehrlich-Straße zu Wohnraum für die 13-köpfige Familie aus Syrien um", erläutert Wohnbau-Geschäftsführer Christian Meyer. Das sei aber nur eine Übergangslösung. "Ob in Zukunft dort noch Raum für mehr Flüchtlinge geschaffen werden kann, werden wir prüfen", ergänzt er. Platz genug wäre in der Sally-Ehrlich-Straße - auch für Gemeinschaftsräume.
Die Finanzierung des Umbaus bestreitet die Wohnbau und vermietet die fertigen Räume an die Regierung von Oberfranken - aber nur, wenn alle Standards erfüllt sind. "Dazu zählen solche technischen Voraussetzungen wie Zentralheizung, Brandschutz, eine sichere Elektrik und Fluchtwege", sagt Christian Meyer. Im Gegenzug erwarte er von der Regierung von Oberfranken, dass sie die soziale Betreuung der Flüchtlinge sicherstellt.
Bisher hat Coburg die Unterbringung der Asylbewerber gemeistert. "Wir versuchen sie über die ganze Stadt zu verteilen", erläutert Sozialamtsleiter Peter Schubert. Es habe keinerlei Probleme gegeben. Das sei unter anderem auch Marianne Osmani zu verdanken, die sich im Sozialamt um die Betreuung der Flüchtlinge kümmert. "Sie achtet darauf, dass Familien zusammenkommen, die auch zusammenpassen."
Gelebte Integration
Projekte wie das "Kochen für Weltbürger" beziehen die Asylbewerber in das gesellschaftliche Leben in der Stadt mit ein. Die Kinder der Familien in Neuses werden in der Grundschule im Stadtteil unterrichtet. Es gibt keine Probleme mit den Nachbarn und nur positive Rückmeldungen vom Bürgerverein, wie Peter Schubert anmerkt. "Uns kommt es darauf an, dass die Flüchtlinge, die zu uns kommen, so schnell wie möglich integriert werden. Und wir werden weiter nach Objekten für eine Gemeinschaftsunterkunft suchen", ergänzt Thomas Nowak.