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Autor: Berthold Köhler
Rossach, Dienstag, 25. August 2015
Nach der Gründungsversammlung laufen die Vorbereitungen auf die für November geplante Eröffnung des Dorfladens auf Hochtouren. Wolfdieter Fäcks setzt auf 16 Euro aus jedem Rossacher Geldbeutel, damit aus einem Wunsch ein Erfolg wird.
Wenn man sich den Stand der Bauarbeiten in der Ortsmitte so anschaut, dann ist der Zeitplan straff. "Wir haben ein Ziel: Wir wollen Mitte November hier einziehen", sagt Wolfdietrich Fäcks. Der gebürtige Oberfranke hat seit der Gründungsversammlung der Dorfladen-Unternehmergesellschaft den Job des Geschäftsführers inne. Ehrenamtlich, wie Bürgermeister Udo Siegel (CSU) betont.
Wolfdieter Fäcks war für den Posten des "Machers" für den Dorfladen schon im Gespräch, da kannte der das Projekt nur vom Hörensagen. "Wir hatten ihn schon länger im Auge", sagt Udo Siegel über Fäcks, den Wahl-Rossacher, der jahrelange Geschäftsführer-Erfahrung in der Süßwaren-Branche hat. Vor sechs Jahren zog es Fäcks aus Hessen wieder nach Oberfranken zurück - "weil es hier einfach schön ist", wie er sagt.
Die Rossacher brauchten hingegen ein bisschen Zeit, bis sie sich für die Idee eines eigenen Ladens mit Bürger-Beteiligung anfreunden konnten. "Es gab Phasen, da dachte ich, dass das nichts mehr wird", erinnert sich Udo Siegel an die Startphase der derzeit laufenden Rossacher Dorferneuerung. Da stand der Dorfladen zwar auf den Wunschzetteln der Menschen, aber es wurde auch sehr schnell wieder sehr ruhig um den Laden. Inzwischen haben sich die Rahmenbedingungen aber geändert.
Über 165 Personen haben inzwischen Anteilsscheine (ab 200 Euro) an der Dorfladen-Gesellschaft gezeichnet, die Euphorie ist groß. "Die Dorfladen-Arbeitsgruppe hat toll gearbeitet", sagt der Bürgermeister. Für Siegel war es das Schlüssel-Erlebnis, dass sich alle fünf noch aktiven Rossacher Vereine als Gründungsmitglieder am Dorfladen-Verein beteiligten.
Was der Geldbeutel sagt
Nun ist das Projekt schon einen Schritt weiter. Fäcks, der sich natürlich auch den Dorfladen der "Heilgersdorfer Pioniere" angeschaut hat, erstellte eine Art Geschäftsplan. Wenn jeder Rossacher in der Woche im Schnitt 16 Euro im neuen Dorfladen ausgibt, dann geht dieser auf. Wolfdieter Fäcks sagt auch gleich, warum er vom Erfolg überzeugt ist: "Weil die Rossacher dahinter stehen." Ohne das geht es auch nicht, ergänzt der Bürgermeister.
Ob der Dorfladen finanziell überleben könne, hänge von den Menschen vor Ort ab, betont Siegel: "Sie stimmen mit dem Geldbeutel ab."Obwohl derzeit die Bauarbeiter im Haus für die neue Senioren-Wohngemeinschaft noch kräftig werkeln, kann sich Fäcks genau vorstellen, wie es im Spätherbst im neuen Dorfladen aussehen wird. 108 Quadratmeter Verkaufsfläche, über 1000 Artikel - so viel erst einmal zu den Zahlen. Eine kleine Sitzecke für den Kaffee, die Brotzeit und den kleinen Plausch zwischendurch gehört auch zum Konzept. Wichtig sind dem ehrenamtlichen Geschäftsführer zudem die regionalen Produkte. Wurst, Brot, Nudeln, Eier - da werden lokale Anbieter immer die erste Wahl sein, versichert Fäcks. Den Begriff der Lieferanten nimmt der neue Geschäftsführer nur ungern in den Mund. Er verwendet lieber die Formulierung der "Partner", die gemeinsam das Konzept zum Erfolg führen wollen. Das Amt für ländliche Entwicklung gehört, sehr zur Freude des Bürgermeisters, da auch mit dazu.
Vertrauen ohne Titel
Ein gemeinsames Ziel brauchen auch die Mitarbeiter. Eine Markt-Leitung sowie zwei bis drei Kräfte im Verkauf wird der kleine Laden bei Öffnungszeiten zwischen 6 und 18 Uhr brauchen. Udo Siegel wünscht sich, dass die Mitarbeiter "einfühlsam und vertrauensvoll" mit der Geschäftsführung zusammenarbeiten. Wolfdieter Fäcks ist jedenfalls bereit dazu, für den Dorfladen in seiner neuen Heimat hart zu arbeiten - mit den Kunden und mit den Partnern. "Ich bin der Ansprechpartner für Dinge, die nicht so gut laufen", sagt Fäcks und demonstriert damit, dass er auch ehrenamtlich die Verantwortung nicht scheut. Auf den offiziellen Titel des Geschäftsführers könne er dabei übrigens gut verzichten, scherzt der Wahl-Rossacher.
Wer einen Anteilsschein am Dorfladen gezeichnet hat, kann - vielleicht nicht gleich kurzfristig - sogar auf finanzielle Vorteile hoffen. Wolfdieter Fäcks würde den "Investoren" nämlich gerne eine Art Verzinsung für ihr Engagement bieten. Einkaufsscheine wären für ihn da der richtige Weg, wenn sich der wirtschaftliche Erfolg stellt. 27 400 Euro beträgt der monatliche Mindest-Umsatz, den der Dorfladen braucht, um sich zu tragen.
"Wenn wir gut arbeiten", das ist Fäcks überzeugt, "werden wir den auch erreichen." Es müssen ja nicht nur Rossacher dort einkaufen. "Neugierige Coburger lassen wir auch gern rein", versichert der Geschäftsführer lachend.